
MS-Erkrankung Leben mit Multipler Sklerose: Diana Abel und ihr "Superheldenanzug"
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17. April 2025, 18:00 Uhr
Seit fast 30 Jahren lebt Diana Abel mit Multipler Sklerose. Heute ist sie wegen der Krankheit auf einen Rollstuhl angewiesen. Doch Abel meistert ihren Alltag mit Lebensfreude und viel Unterstützung – und neuer Technologie. Ihr "Superheldenanzug" hilft ihr, sich eigenständiger zu bewegen.
"Kaffee getankt und Sonne im Herzen, dann wollen wir losgehen ohne Schmerzen." Das sind die Worte von Physiotherapeutin Ivonne Hellmann, als sie Diana Abel aus ihrem Rollstuhl hebt. Mit einiger Kraftanstrengung, begleitet von Ivonne Hellmanns Zuspruch, richtet sich Diana Abel langsam auf, drückt die Beine durch – und steht.
Vor einiger Zeit war das in dieser Form noch nicht möglich. Diana Abel ist an Multipler Sklerose (MS) erkrankt und leidet an Lähmungen und Kloni, den krampfartigen Zuckungen von Muskeln. Physiotherapeutin Ivonne Hellmann erzählt, dass Abel beim Stehen sehr oft stark gezittert habe. Heute sehe das ganz anders aus. Grund dafür: Diana Abels "Superheldenanzug", der "Exopulse Mollii Suit".
Was ist Multiple Sklerose (MS)?
Bei Multipler Sklerose handelt es sich um eine entzündliche Erkrankung des Zentralen Nervensystems. Die Krankheit verläuft sehr unterschiedlich und wird deshalb auch die "Krankheit mit den 1.000 Gesichtern" genannt. MS ist nicht ursächlich heilbar. Die Erkrankung tritt zunächst in Schüben auf, wird in den meisten Fällen nach einigen Jahren aber chronisch. Symptome umfassen motorische Störungen und Gefühlsstörungen der Haut, meist in Form von Kribbeln, (schmerzhaften) Missempfindungen oder einem Taubheitsgefühl. Außerdem können unterschiedlichste Beschwerden wie Blasenstörungen, Unsicherheit beim Gehen oder beim Greifen, Doppelbilder und "verwaschenes" Sprechen auftreten. In Deutschland leben circa 280.000 Menschen mit MS. (Quelle: Deutsche Multiple Sklerose Gesellschaft)
Anzug mit Elektroden kann MS-Symptome mindern
Alle zwei Tage trägt Diana Abel den Anzug, ungefähr für eine Stunde. Die Wirkung hält bis zu 48 Stunden an. "Es vibriert auf der Haut", wenn die Elektroden angeschaltet sind, erzählt sie. Durch die Elektroimpulse werden Nerven und Muskeln stimuliert, die Elektroden sind in Jacke und Hose des Anzugs eingearbeitet.
Wenn ich mir denke: 'Beweg dein Bein', kann ich das Bein bewegen.
Nachdem sie den Anzug getragen hat, fällt Abel das Stehen leichter. Es sei so, als würde sie mit dem Anzug "ihre Batterien aufladen". Damit könnten Ivonne Hellmann und sie besser arbeiten. "Wenn ich mir denke: 'Beweg dein Bein', kann ich das Bein bewegen", berichtet Diana Abel lachend.
"Das ist mein Superheldenanzug", sagt sie. Ein großes Hindernis gab es jedoch, bis sie ihn das erste Mal tragen konnte: Der Preis für den Anzug beträgt fast 10.000 Euro, daran wäre das Ganze fast gescheitert. Gesetzliche Krankenkassen bezahlen den "Exopulse Mollii Suit" in der Regel nicht. Dass Diana Abel ihn heute verwenden kann, ist dem Thüringer Hilfsfonds zu verdanken.
Thüringer Hilfsfonds machte Finanzierung möglich
Der Fonds soll in Einzelfällen dort helfen, wo Sozialämter, Krankenkassen und Arbeitsagenturen an ihre Grenzen stoßen - aus Thüringen für Thüringen. Er wurde von Christian Berthold, Geschäftsführer von Antenne Thüringen, gegründet. Diana Abel wandte sich an den Thüringer Hilfsfonds und wurde ausgewählt. 9.000 Euro sind an Spenden für sie zusammengekommen – genug, um den Anzug zu finanzieren.
Die Deutsche Multiple Sklerose Gesellschaft kann den Anzug noch nicht generell für MS-Patienten empfehlen. Dafür seien weitere Studien notwendig – bisher ist die Studienlage zur Wirkung des Anzugs dünn.
Diana Abel meistert ihren Alltag mit Lebensfreude
Der Anzug ist nicht der einzige Superheld in Diana Abels Leben. Die Vertrautheit zwischen ihr und Physiotherapeutin Ivonne Hellmann ist deutlich zu spüren: "Wir ergänzen uns wie Arsch auf Eimer", erzählt Abel. Sie sei sehr froh, Ivonne kennengelernt zu haben.
Auch ihre Eltern, die Tagespflege und Fremde helfen ihr durch den Alltag. Weil Diana Abel so ein sonniges Gemüt habe, überzeuge sie früher oder später jeden, so Ivonne Hellmann.
Während die beiden das Aufstehen üben und Arme und Beine dehnen, läuft im Hintergrund ein Song von Alexander Eder, einem österreichischen Popsänger. "Mit Musik ist alles einfacher", sagt Abel. Nach dreimal aufstehen ist sie aber erschöpft – schon das Anziehen des Anzugs erfordert es, dass sie sich mehrmals aufrichtet.
Ich will mein Leben wieder haben.
Langfristig ist es ihr Ziel, eigenständig ein paar Schritte gehen zu können. Der Anzug hilft dabei, dieses Ziel zu erreichen. Manchmal übernehme sie sich auch, erzählt Diana Abel. Aber: "Wenn jemand nicht so motiviert wäre, wie ich das bin, dann würde das, glaube ich, auch nicht ganz so funktionieren. Ich will. Ich will mein Leben wieder haben."
MDR (ams)
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Das Fazit vom Tag | 17. April 2025 | 18:20 Uhr
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