
Gesundheit Fast 300 Thüringer Ärzte praktizieren im Rentenalter weiter
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10. März 2025, 05:00 Uhr
In Thüringen arbeiten Hunderte Ärzte und Psychotherapeuten im Rentenalter weiter. Sogar mit mehr als 80 Jahren sind einige Mediziner noch aktiv. Vor allem aber stieg die Zahl der Frauen, die weiter als Ärztin arbeiten.
Die Zahl der niedergelassenen Ärzte im Rentenalter hat in Thüringen weiter zugenommen. Ende des Vorjahres praktizierten nach Angaben der Kassenärztlichen Vereinigung in Thüringen (KVT) fast 300 Ärzte oder Psychotherapeuten mit einem Alter von mindestens 67 Jahren.
Das waren knapp sieben Prozent der mehr als 4.700 Thüringer Ärzte und Psychotherapeuten, die in der ambulanten Versorgung tätig sind. Nicht dazu gezählt werden Ärzte, die nur Privatpatienten behandeln oder nur an Krankenhäusern beziehungsweise Reha-Kliniken tätig sind.
Seit 2020 ist die Zahl der Ärztinnen und Ärzte im Rentenalter um rund 30 gestiegen. Vor 2020 war die Zahl dagegen etwas zurückgegangen. Wann Ärzte ihr Rentenalter genau erreichen, kann dabei unterschiedlich sein, weil dies etwa von den Regelungen der jeweiligen Rentenversorgungswerke abhängt.
Was macht eine Kassenärztliche Vereinigung? (zum Ausklappen)
Eine Kassenärztliche Vereinigung (KV) soll flächendeckend die ambulante ärztliche und psychotherapeutische Versorgung der gesetzlich Krankenversicherten organisieren.
Die KV hat auch die Aufgabe, sich mit den Krankenkassen auf die Vergütung der ärztlichen Leistungen zu einigen. Sie teilt auch die Vergütungen, die von den Krankenkassen ausgezahlt werden, auf Ärzte und Psychotherapeuten auf.
Sie vertritt niedergelassene Ärzte sowie viele bei Medizinischen Versorgungszentren (MVZ) angestellte Mediziner. Ärzte und Therapeuten, die ausschließlich Privatpatienten behandeln oder an Kliniken beschäftigt sind, aber nicht ambulant behandeln dürfen, sind keine Mitglieder der KV.
Quelle: KV Bundesverband, KV Thüringen
Je älter die Ärzte sind, desto weniger von ihnen arbeiten noch. Zumeist sind sie noch einige Jahre nach dem Erreichen ihres Rentenalters tätig. Doch drei Thüringer Ärzte oder Ärztinnen arbeiteten Ende 2024 sogar noch, obwohl sie älter als 85 Jahre waren.
Deutlich mehr Frauen arbeiten nach 67 weiter als Ärztin
Auffallend ist, dass in Thüringen in den vergangenen zehn Jahren die Zahl der Frauen, die mit über 67 noch weiter in ihrem Medizinberuf arbeiten, stetig gestiegen ist. Arbeiteten Ende 2015 noch 91 Frauen weiter in ihrem Beruf, waren es zehn Jahre später bereits 130 Frauen. Bei den Männern blieb über mehrere Jahre die Zahl der älteren Ärzte mit fast 150 stabil und stieg erst im Vorjahr wieder um 13 weitere Mediziner an.
Während die meisten älteren Ärzte weiter in Vollzeit arbeiten, wuchs die Zahl der in Teilzeit arbeitenden ambulanten Mediziner über die Jahre von 68 (2015) auf 115 (2024) Ärzte deutlich an. In diesen Werten können allerdings Personen mehrfach erfasst sein, wenn sie mehrere anteilige Zulassungen haben. Zum Vergleich: In Vollzeit waren im Vorjahr 186 Mediziner in Thüringen tätig.
Ein Drittel der älteren Mediziner sind Hausärzte
Eine Gruppe ist bei den Ärzten im Rentenalter besonders stark vertreten: die Hausärzte. Sie stellen etwa ein Drittel der 67-plus-Mediziner in Thüringen. Danach folgen Psychotherapeuten, von denen mehr als 40 noch tätig sind. Als Internistin, Chirurg/Orthopäde oder als Frauenärztin gehen jeweils etwa 20 Mediziner auch im Alter ihrer Tätigkeit noch nach.
Ältere Mediziner sind in Thüringen nicht nur in ländlichen Regionen tätig, sondern sie sind "über alle Gemeindegrößen hinweg eine wesentliche Stütze der Versorgung", sagte eine KVT-Sprecherin. Trotzdem würden besonders in strukturschwachen Regionen die Praxen älterer Ärzte entscheidend dazu beitragen, Versorgungslücken zu vermeiden. Fast die Hälfte aller über 67-jährigen Mediziner praktiziert in Gemeinden mit weniger als 20.000 Einwohnern.
Die steigende Zahl älterer Ärzte in Thüringen überrascht dabei, weil die Stimmung bei ihnen oft schlecht ist: Bei einer bundesweiten Studie des Zentralinstituts der kassenärztlichen Versorgung von Ende 2023 hatten 60 Prozent der befragten Praxis-Ärzte erklärt, dass sie überlegten, wegen der schlechten Bedingungen sogar vorzeitig aufzuhören. Die Gründe, warum genau die Ärzte nun zunehmend länger arbeiten, erfasst die KVT jedoch nicht.
Doch es sind nicht nur Engpässe in der Gesundheitsversorgung. Eine Ärztin, die auch noch mit 84 Jahren arbeitet, ist etwa Christl Giesemann aus dem Weimarer Land. "Ich bin fit genug und liebe den Kontakt zu Leuten. Mein Beruf ist und bleibt meine Leidenschaft", nennt sie ihre Gründe, doch ist für sie ebenso klar: "Was würden die jüngeren Ärzte denn ohne uns ältere machen?"
Stiftungspraxen, Stipendien oder Jobbörse gegen Ärztemangel
Für die KVT zeigt die hohe Zahl an älteren Ärzten, dass "langfristig Nachfolgeregelungen und Nachwuchsgewinnung vor Herausforderungen stehen". Viele Arztpraxen suchen jedoch schon jetzt vergeblich eine Nachfolge und können nicht besetzt werden. Die KVT versucht daher, neue Praxisärzte in Thüringen mit Stiftungspraxen, Stipendien, Förderungen, Ärztescouts sowie einer Börse für Praxisnachfolger zu gewinnen. Das Land führte außerdem eine Landarztquote ein. Einen Überblick über die Maßnahmen der KV zur Ärztegewinnung gibt es hier.
MDR (rom)
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Das Fazit vom Tag | 09. März 2025 | 18:00 Uhr
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