Ausflugsziel Nach mehrjähriger Sanierung: Altensteiner Schauhöhle wieder geöffnet
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01. Dezember 2023, 13:00 Uhr
1799 wurde die Altensteiner Höhle unterhalb des Schlossparks entdeckt. Der Meininger Herzog ließ sie gleich zur Schauhöhle ausbauen. In den vergangenen dreieinhalb Jahren hat die Stadt Bad Liebenstein 2,1 Millionen Euro investiert - in Sicherheit, Barrierefreiheit, aber auch in moderne Technik. Seit 1. Dezember können Besucher Licht- und Klanginstallationen sowie dreidimensionale Projektionen im Höhlendom erleben.
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Die Altensteiner Höhle ist nicht nur anerkanntes "Nationales Geotop", sie ist auch Fossilien-Fundstätte, Lebensraum und Winterquartier für Fledermäuse und eine Schauhöhle, die bis heute den Geist der Romantik ausstrahlt. Seit Dezember können die Besucher sie wieder bei Führungen erkunden.
Die Stadt hat die Höhle für 2,1 Millionen Euro saniert. Sie sei "ein ganz wichtiger Baustein im touristischen Angebot", sagte Bürgermeister Michael Brodführer (CDU). Und sie ist vor allem eins: ein Ganzjahresangebot.
Fluchtstollen und Rampe für Kinderwagen und Rollstühle
Dank einer Rampe ist der Zugang jetzt auch mit Rollstühlen und Kinderwagen möglich, zumindest bis zum Höhlensee. Der Hauptweg wurde begradigt, die gesamte Elektrik erneuert, allein neun Kilometer Kabel verlegt. Knapp ein Viertel der Investition floss in einen 90 Meter langen Fluchtwegstollen als zweiten Ausgang aus der Höhle, eine behördliche Auflage.
Vor dem Eingang entstanden neue Toiletten und ein Infopavillon. Aus dem Landesprogramm Tourismus erhielt die Stadt gut 1,6 Millionen Euro Fördermittel.
Begonnen hatte die Sanierung bereits im Mai 2020. Der lange Zeitraum erklärt sich zum einen durch den Fledermausschutz: Um die Tiere im Winterquartier nicht zu stören, galt von Oktober bis April Ruhezeit. So reduziert sich die Bauzeit auf 20 Monate.
In der Corona-Zeit gab es Liefer- und Personalengpässe, außerdem musste manche Ausschreibung wiederholt werden. Inzwischen aber hat die Stadt die offizielle Betriebserlaubnis des zuständigen Landesamtes bekommen.
Knochen vom Höhlenbären ausgestellt
Herzog Georg I. von Sachsen-Meiningen hatte die Karsthöhle kurz nach ihrer Entdeckung ausbauen lassen und setzte sie mit Illuminationen und Musik in Szene, lud prominente Gäste dorthin ein. Die romantischen Namen wie Bärengrotte, Konzertsaal, Musikempore, Höhlendom und Seeblick sind geblieben.
Die eiszeitlichen Bärenknochen, die einst in der Höhle gefunden wurden, sind inzwischen wissenschaftlich überprüft und werden auch weiterhin in einer Vitrine präsentiert.
Rund 2.000 Meter der Höhle seien mittlerweile erforscht, sagt Bergbauingenieur Michael Keilhold, der mit seiner Firma untertage gearbeitet hat. Etwa 300 sind öffentlich zugänglich. "Hier war mal ein warmes Meer, ein Zechsteinmeer", erklärt er. Die Riffe dieses Meeres sind bis heute sichtbar, untertage, aber auch übertage im Altensteiner Park.
Dort nutzen die herzoglichen Gartengestalter einst die markanten Felsformationen, um phantastische Architekturen zu platzieren wie die Ritterkapelle, die Teufelsbrücke, das Chinesische Häuschen oder das Morgentor.
Die romantische Inszenierung der Natur setzte sich untertage fort. So wurde die Höhle mit Fackeln und Öllampen beleuchtet. Im sogenannten Konzertsaal wurden einander gegenüberliegende Emporen geschaffen, wo Musiker "Echokonzerte" spielten.
Unheimliches Wasserrauschen
Den Bach, der die Höhle durchläuft, wurde zum See aufgestaut. Der Herzog soll darauf Kahn gefahren sein. Zeitweise stand am Ufer die Kulisse eines Tempels. Heute spiegelt sich eine Büste malerisch im Wasser. Um ein "unheimliches Wasserrauschen" zu erzeugen, seien eigens "Rauschwehre" gebaut worden, berichtet Landschaftsarchitektin Antje Rimbach. Eines ist bis heute vorhanden und lässt den Bach tosen wie zu Herzogs Zeiten.
Mit neuen Klang- und Lichtinstallationen bewegt sich die Stadt ganz in dieser Tradition der Inszenierung der Natur. Von einem Tablet gesteuert, erklingen im Konzertsaal wieder Echokonzerte und die Besucher können sich vorstellen, wie die Musiker einst von den Emporen spielten.
Ein Teil des Höhlensees wird farbig beleuchtet, als Projektion bewegt sich eine Gondel über das rötliche Wasser. Zu meditativer Musik erklingen Texte von Jean Paul und Ludwig Bechstein, die ihre Höhleneindrücke einst literarisch festhielten.
3D-Mapping im Höhlendom
Im Höhlendom, dem größten öffentlich zugänglichen Saal untertage, erleben die Besucher ein sogenanntes 3D-Mapping. Auf die unebene Wand wird ein errechnetes Bild mit dreidimensionaler Wirkung geworfen. Drei verschiedene Filme wurden dafür zunächst produziert, beispielsweise zur Höhle selbst und zum Zechsteinriff.
Weitere Themen sollen folgen, kündigt Bürgermeister Brodführer an, "so dass es sich immer wieder lohnt, in die Höhle zu gehen, weil man jedes Jahr ein anderes Angebot hat".
Die Höhle ist nun wieder ganzjährig geöffnet. Das ist trotz der Fledermäuse möglich, weil auf eine blendfreie Beleuchtung geachtet wurde. Sie wird nur abschnittsweise eingeschaltet.
Im Winterhalbjahr werden "sensitive Führungen" veranstaltet, bei denen beispielsweise Seitengänge dunkel bleiben. Die ersten Höhlenführer sind bereits ausgebildet worden. Im November wurde der Betrieb geprobt.
Seit 1. Dezember können nun wieder Führungen gebucht werden. Dienstags bis sonntags werden täglich zwei für Individualtouristen angeboten, um 11 und 14 Uhr. Tickets sind online oder in der städtischen Tourist-Information erhältlich.
Was kostet der Eintritt zur Altensteiner Höhle?
Der Eintritt kostet für Kinder 8 Euro, für Erwachsene 15 Euro. Mit der Thüringer Wald Card gibt es 20 Prozent Ermäßigung.
Für die Führung sollten Besucher anderthalb Stunden Zeit einplanen, an festes Schuhwerk denken und die passende Kleidung.
Die Temperatur in der Höhle beträgt ganzjährig 8 Grad.
MDR (rub/gh)
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 26. Oktober 2023 | 19:00 Uhr
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