Personalmangel Thüringer Wirtschaft warnt vor Rückführung von Syrern - 40 Prozent in Arbeit
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11. Januar 2025, 21:23 Uhr
Weil gut ausgebildete Beschäftigte fehlen, warnt der Verband der Wirtschaft Thüringens vor einer oberflächlichen Debatte über die Rückführung von erwerbstätigen Syrern. Firmen seien auf die Arbeitskräfte angewiesen.
Der Verband der Wirtschaft Thüringens (VWT) warnt vor einer oberflächlichen Debatte über die Rückführung von erwerbstätigen Syrern. Verbandssprecherin Ute Zacharias sagte MDR THÜRINGEN am Mittwoch, in Thüringen gebe es einen großen Mangel an gut ausgebildeten Beschäftigten. Die Unternehmer hätten in den letzten Jahren sehr viel getan, um Geflüchtete aus Syrien bei sich in den Firmen zu integrieren.
21.400 Syrerinnen und Syrer in Thüringen - 40 Prozent davon arbeiten
Die Betriebe hätten zum Beispiel den Syrern bei Behörden-Besuchen geholfen oder auf eigene Kosten Sprachkurse angeboten. Es sei daher sinnvoll, dass diese Menschen jetzt in den Unternehmen bleiben könnten. Laut Zacharias geht es bei der Frage der Rückkehr nicht nur um die Unternehmen, sondern auch um die Menschen selbst. Sie hätten bei ihrer Flucht viel durchmachen müssen. Jetzt hätten sie sich gerade in Deutschland eingelebt.
Meisten ausländischen Ärzte aus Syrien
Ende des Vorjahres lebten 21.400 Syrer und stellten damit rund ein Prozent der Thüringer Bevölkerung. Nach Angaben der Landesarbeitsagentur waren davon Ende des Vorjahres etwas mehr als 40 Prozent beschäftigt, weil vor allem viele Frauen aus Syrien nicht arbeiten. Knapp jeder dritte Syrer ist arbeitslos. Menschen aus Syrien arbeiten vor allem in der Dienstleistungsbranche, weitere 800 waren geringfügig beschäftigt. In den Krankenhäusern Thüringens etwa kommt laut Landesärztekammer jeder vierte Arzt aus dem Ausland, die meisten davon aus Syrien.
Nader Raslan vom Syrischen Kulturverein erklärte, dass die meisten Syrer die politische Situation sowohl in Deutschland als auch in Syrien vorerst weiter beobachten und mit einer Rückreise zögern. Viele Familien, insbesondere die Kinder, fühlten sich mittlerweile in Deutschland mehr zu Hause als in Syrien.
Bundesinnenministerin will Schutzstatus überprüfen
Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) hatte zuvor angekündigt, den Schutzstatus vieler Syrer in Deutschland überprüfen zu lassen. Demnach soll das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge den Schutz überprüfen und aufheben, wenn Menschen ihn in Deutschland nicht mehr brauchten. Ausgenommen davon sein sollen diejenigen, die hier arbeiten oder einen Ausbildungsplatz haben. Die AfD-Bundestagsfraktion fordert, alle Syrer, bei denen es keinen Asylgrund mehr gibt, nach Syrien zurückzuführen.
MDR (wh/jn)
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Das Fazit vom Tag | 08. Januar 2025 | 18:15 Uhr