Gesundheitsversorgung Nach Krankenhaus-Schließung: Holpriger Start und noch freie Arzttermine im Neuhäuser MVZ
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30. März 2025, 20:24 Uhr
Seit etwa vier Monaten ist das Krankenhaus in Neuhaus am Rennweg mittlerweile dicht. Auslöser war die Insolvenz des Klinik-Konzerns Regiomed. Bei den Menschen hat das große Unsicherheit ausgelöst. Im alten Krankenhaus-Gebäude wurde ein Medizinisches Versorgungszentrum eingerichtet. Ein rege besuchter Tag der offenen Tür hat gezeigt, wie wichtig es ist, dass über die angebotenen medizinischen Leistungen aufgeklärt wird.
- Das neue Versorgungszentrum startete holprig
- Es gibt noch freie Termine bei den Ärzten.
- Gemischte Gefühle beim Tag der offenen Tür im MVZ.
Der 6. Dezember 2024, das war der Stichtag. Seitdem ist das Krankenhaus in Neuhaus am Rennweg Geschichte. Nach der Regiomed-Insolvenz hat der Kreis die Kliniken in Neuhaus und Sonneberg übernommen - und wegen eines Millionendefizits entschieden: Nur einer der beiden Standorte kann bleiben.
Abgelöst wurde das Neuhäuser Krankenhaus durch ein ambulantes Medizinisches Versorgungszentrum (MVZ). Doch obwohl dessen Gründung mittlerweile vier Monate her ist, fehlen vielen noch grundsätzliche Informationen darüber, welche Leistungen überhaupt angeboten werden. Das hat ein Tag der offenen Tür am Samstag gezeigt, der auf große Resonanz gestoßen ist. Organisiert wurde die Aktion von mehreren Stadtratsfraktionen.
MVZ Neuhaus mit holprigem Start
Ambulantes Versorgungszentrum heißt: Anstelle eines normalen Krankenhausbetriebs samt Notaufnahme sind im ehemaligen Krankenhaus jetzt niedergelassene Ärztinnen und Ärzte untergebracht. Vergeben werden internistische, orthopädische, kardiologische und chirurgische Termine. Außerdem gibt es eine Hausärztin, eine Physiotherapie und eine Kinder- und Jugendpraxis. Ein sogenannter Durchgangsarzt behandelt Schul- und Arbeitsunfälle.
Dass der Start des MVZs etwas holprig war, mahnt nicht nur Bürgermeister Uwe Scheler (parteilos) an: "Am Anfang hat hier vieles nicht funktioniert. Zum Beispiel die gesamte IT. Und es konnten gar keine Rezepte ausgestellt werden".
Auch Landrat Robert Sesselmann (AfD) gibt unumwunden zu, dass nicht alles glatt lief und die öffentliche Kommunikation offenbar teilweise missverständlich war. Die Folge: Das MVZ ist noch nicht ausgelastet und muss noch weitere Patientinnen und Patienten aufnehmen, um wirtschaftlich zu sein. Eine auf den ersten Blick überraschende Nachricht, sind Ärzte im ländlichen Raum doch rar und jede zusätzliche Praxis ein Gewinn.
Positive Nachricht: "Es gibt noch freie Termine"
AfD-Stadträtin Alexandra Unger hat eine Erklärung: "Ich hatte zum Beispiel bisher aus Mangel an Angeboten vor Ort einen Hausarzt weiter weg. Jetzt, wo es im MVZ eine neue Hausärztin gibt, habe ich gewechselt". Sie hofft, dass weitere Neuhäuser den Komfort, künftig nicht kilometerweit zu Fachärzten fahren zu müssen, annehmen und wechseln.
Ist doch schön, wir können die positive Nachricht senden, dass hier noch Termine frei sind.
Klinik-Geschäftsführer Renè Klinger scheint über das noch zu geringe Patientenaufkommen nicht besorgt: "Ist doch schön, wir können die positive Nachricht senden, dass hier noch Termine frei sind."
AfD-Stadträtin Alexandra Unger hat dennoch die Sorge, die Geschäftsführung könne daraus den Schluss ableiten, der Bedarf sei nicht da und Kapazitäten wieder abbauen. Ihrer Aussage nach sei zum April die einzige Radiologie-Schwester abgezogen und nach Sonneberg versetzt worden. Sodass im MVZ nicht mehr geröntgt werden könne.
Für Arbeitsunfälle sei das aber notwendig. "Und wenn das nicht geht, kann zum Beispiel der Durchgangsarzt überhaupt nicht arbeiten. Das ist auch ein Standortnachteil für die örtliche Industrie", sagt sie. Zumal es schon zahlreiche Termine für die nächsten Wochen gebe: "Müssen die Patienten dann zum Röntgen nach Sonneberg?".
MVZ soll weiter ausgebaut werden - Krankenhaus-Betten nicht ausgeschlossen
Klinik-Geschäftsführer René Klinger indes erwidert, das mit der Radiologie sei noch nicht vom Tisch. Grundsätzlich werde das Ziel verfolgt, das Neuhäuser MVZ sogar noch weiter zu stärken und auszubauen. Als Beispiel nennt er ein Angebot der Gefäßmedizin, das es in Kürze zusätzlich geben soll. Wobei er seine Vision damit beschreibt, langfristig am liebsten eine Art "Haus der Pflege" etablieren zu wollen.
Ich weiß einfach aus eigener Erfahrung, wie wichtig schnelle Hilfe sein kann.
Auf diesem Weg wäre es vielleicht sogar möglich, wieder ein paar Betten in Neuhaus zu betreiben, so Klinger. Auch wenn viele der Aussagen noch blumig bleiben, wird deutlich: Die Transformation in Neuhaus ist noch nicht abgeschlossen.
Neuhäuser mit gemischten Gefühlen
Und was sagen die Neuhäuser zu alldem? Beim Tag der offenen Tür herumgefragt, ergibt sich ein gemischtes Bild. Einige sehen Vorteile, weil sie hier nun Ansprechpartner für chronische Beschwerden finden. So zum Beispiel Joachim Bähring, der vorher keinen Herz-Arzt hatte: "Die Ärztin ist zwar nur einen Tag in der Woche hier. Aber an dem Tag kann man sich einen Termin holen". Auch Uwe Ruhland sieht es positiv. Vor allem weil in Neuhaus viele ältere Menschen leben, sei das Angebot sinnvoll.
Linda Sachs, die zur jüngeren Generation gehört und Mutter eines kleinen Babys ist, tut sich schwer, den Wegfall der Notaufnahme zu akzeptieren: "Ich weiß einfach aus eigener Erfahrung, wie wichtig schnelle Hilfe sein kann." Zur nächsten Notaufnahme nach Sonneberg sind es jetzt circa 30 Autominuten - sofern die Straße frei und witterungsbedingt ohne Einschränkungen befahrbar ist. In der Bergstadtregion nicht unbedingt immer gegeben. Im Zweifel muss der Hubschrauber starten.
Landrat Robert Sesselmann (AfD) wirbt abermals um Verständnis für die Entscheidung zur Schließung der Klinik: "Sie war alternativlos. Das sage ich nicht gerne, aber es ist so. Und zwar deshalb, weil wir unter enormem Spardruck stehen."
In der Tat klafft ein millionenschweres Minus in der Bilanz der ehemaligen Regiomed, heute Medinos-Kliniken. Der Landrat hat aber auch eine klare Forderung an die Entscheidungsträger in Bund und Land: "Gesundheitsversorgung darf nicht wirtschaftlich, sondern muss künftig im Sinne der Patienten gedacht werden".
MDR (med/cfr)
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 29. März 2025 | 19:00 Uhr
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