Gesundheitswesen Nach Regiomed-Pleite: Entsetzen in Sonneberg - Aufbruchstimmung in Hildburghausen
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02. Oktober 2024, 22:00 Uhr
Nachdem die Regiomed-Kliniken Insolvenz angemeldet hatten, hat der Landkreis Hildburghausen die Einrichtung übernommen - und auch in Sonneberg ist das für den 1. November geplant. Während sich die Belegschaft in Hildburghausen auf einen Neuanfang freut, wurde den Sonneberger Ärzten vom dortigen Landrat indirekt zum Gehaltsverzicht geraten.
Unterschiedlicher könnte die Gemütslage bei den Beschäftigten in den Krankenhäusern und medizinischen Einrichtungen der Kreise Hildburghausen und Sonneberg gerade nicht sein. In Hildburghausen hat der Landkreis wie geplant zum 1. Oktober die Trägerschaft für das Krankenhaus Hildburghausen, das ambulante Zentrum und die Reha-Klinik in Masserberg übernommen. Für rund 550 Mitarbeiter ist nun das Landratsamt verantwortlich.
"Vor allem die monatelange Ungewissheit hat an den Nerven gezehrt", sagt Betriebsrätin Constanze Langhammer. Aber jetzt freue sich die Belegschaft auf den Neuanfang. "Ich denke, dass in dieser Insolvenzzeit wirklich gute Arbeit geleistet worden ist. Viele Verträge kamen auf den Prüfstand. An der Struktur wurde was verändert und auch der neue Landrat (Anm. der Redaktion: Sven Gregor, Freie Wähler) gibt uns eigentlich ein sehr gutes Gefühl. Ich glaube auch, dass der Landkreis seine Hausaufgaben gut gemacht hat und gut auf uns vorbereitet ist", so Langhammer.
Sonneberger AfD-Landrat forderte Ärzte zu Gehaltsverzicht auf
Ganz anders sieht die Lage im Landkreis Sonneberg aus. Dort hat Landrat Robert Sesselmann (AfD) aktuell mit einem Youtube-Video ziemlich viel Unruhe in der Belegschaft der dortigen Krankenhausmitarbeiter verursacht. Ärzte sollten sich überlegen, ob sie auch weiter zu solch hohen Gehältern arbeiten wollten. Er hat sie also indirekt zu einem Lohnverzicht aufgerufen.
Das Video hat alles kaputtgemacht. Ich fühle mich und meine Arbeit nicht wertgeschätzt.
Bei den Mitarbeitern kommt das gar nicht gut an. "Das Video hat alles kaputtgemacht. Ich fühle mich und meine Arbeit nicht wertgeschätzt", sagte eine Oberärztin der Sonneberger Medinos-Klinik MDR THÜRINGEN (Anmerkung: Sie möchte anonym bleiben. Der Redaktion ist ihr Name bekannt.)
Auch die Art und Weise, wie der Landrat an die Öffentlichkeit gegangen sei, ärgert die Medizinerin. "Es wäre besser gewesen, er hätte mal das Gespräch mit den Ärzten gesucht, als so einen Rundumschlag zu machen." Die Ärztin wird Sonneberg nach eigenen Worten verlassen. Zwei Kliniken hätten ihr bereits zugesagt.
Ärzte haben eine enorme Verantwortung und müssen dementsprechend bezahlt werden.
Medinos-Betriebsrat George Beuchel empfindet die Einlassungen Sesselmanns als kontraproduktiv. Da werde der Eindruck erweckt, die Mediziner bekämen völlig überzogen hohe Gehälter. "Das ist nicht so, außerdem sind die Ärzte die Leistungsträger des Unternehmens. Sie haben eine enorme Verantwortung und müssen dementsprechend bezahlt werden", so Beuchel.
Fragt sich, was Sesselmann mit seinem Video bezwecken wollte: Wollte er möglicherweise vorbeugen, falls der defizitäre Standort Neuhaus am Rennweg doch geschlossen werden muss? Wie im Kreis Hildburghausen, übernimmt auch der Landkreis Sonneberg die einstigen Regiomed-Kliniken und medizinischen Versorgungszentren in kommunale Trägerschaft. Genau in einem Monat, am 1. November, soll es so weit sein.
Trägerwechsel in Hildburghausen läuft reibungslos
Hildburghausen macht es vor. Und auch dort ist die Finanzlage alles andere als gut. Aber der Krankenhausbetrieb läuft völlig normal, von dem Trägerwechsel spüren die Patienten nichts. Der Landkreis hat dafür nicht nur die "Hennneberg Kliniken Management GmbH" gegründet, sondern geht auch finanziell in Vorleistung. "Die Finanzierung des Krankenhauses ist momentan gesichert durch die Trägerschaft des Landkreises. Wir haben ein Darlehen, mit dem wir gestartet sind", sagt Krankenhausdirektor Andreas Schütz.
Der Landkreis braucht eine Klinik, weil die Menschen darauf bauen, eine ordentliche Gesundheitsversorgung hier vor Ort zu bekommen.
Außerdem hofft Schütz auf Geld vom Land. "Und zwar in Verbindung mit diesen Bürgschaftsprogramm, dass Ministerpräsident Bodo Ramelow vor ein paar Monaten verkündet hat." Ansonsten gelte es, die Hausaufgaben zu machen. "Sprich die Kosten müssen im angemessenen Verhältnis sein. Und wir müssen schauen, ob wir noch entsprechend Reserven heben können. Also letzten Endes geht es um das Führen eines wirtschaftlichen Unternehmens."
Der Kreis Hildburghausen steht mit bis zu 6,5 Millionen Euro gerade - so hoch ist das Darlehen, das der Kreistag in nichtöffentlicher Sitzung abgesegnet hat. "Natürlich ist es so, dass die finanzielle Herausforderung sehr groß ist. Aber ich bin auch davon überzeugt, dass der Landkreis eine Klinik braucht, weil die Menschen ganz einfach auch darauf bauen, eine ordentliche Gesundheitsversorgung hier vor Ort zu bekommen", so Landrat Sven Gregor (Freie Wähler).
MDR (ost)
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 01. Oktober 2024 | 19:00 Uhr
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