Generalversammlung Wegen Verlusten: VR Bank Bad Salzungen-Schmalkalden zahlt keine Dividenden
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12. Juni 2024, 12:44 Uhr
Eine halbe Million Euro Verlust im Jahr 2022 - deshalb gibt es für die rund 18.000 Anteilseigner der VR Bank Schmalkalden-Meiningen keine Auszahlung von Dividenden. Wirtschaftsprüfer machen den ehemaligen Vorstand der Genossenschaftsbank dafür verantwortlich. Seit einem halben Jahr steht diese unter Kontrolle der Finanzaufsicht Bafin.
Die VR Bank Bad Salzungen-Schmalkalden wird ihren rund 18.000 Anteilseignern in diesem Jahr keine Dividenden auszahlen. Grund ist ein Verlust von einer halben Million Euro im Geschäftsjahr 2022. Das geht aus der Bilanz der Bank für dieses Jahr hervor, die nach Informationen von MDR THÜRINGEN am Dienstagabend von der Generalversammlung der Bankgenossenschaft bestätigt wurde.
Durch Abschreibungen wohl Verluste in dreistelliger Millionenhöhe
Die Bank steht seit einem halben Jahr unter der Kuratel der Finanzaufsicht Bafin und hat im März einen Sanierungsvertrag mit der Sicherungseinrichtung des Bundesverbandes der Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) abgeschlossen. Ohne dessen Hilfe wäre der Verlust der Bank deutlich höher gewesen. Nach MDR-Informationen musste die Bank für das Jahr 2022 Abschreibungen in dreistelliger Millionenhöhe bei Krediten, Unternehmensbeteiligungen und Immobilien vornehmen. Dadurch wäre ein Verlust von rund 174 Millionen Euro entstanden. Die Abschreibungen wurden aber durch finanzielle Garantien der Sicherungseinrichtung des Bundesverbandes ausgeglichen. Ohne diese Garantien wäre die Bank in ihrer Existenz gefährdet gewesen.
Wirtschaftsprüfer sehen Verantwortung bei Ex-Bankvorstand
Für die Verluste wird nach Informationen von MDR THÜRINGEN der alte Bankvorstand unter seinem Chef Stefan Siebert verantwortlich gemacht. Nach Berichten von Teilnehmern der Generalversammlung erklärten Vertreter der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Baker Tilly, dass sie den damaligen Bankvorstand Mitte 2023 auf Ungereimtheiten in der Bilanz für das Jahr 2022 hingewiesen hätten. Dabei sei es unter anderem um zu hoch angesetzte Werte von Immobilien und Beteiligungen sowie um riskante Kredite gegangen.
Diese Ungereimtheiten habe der damalige Bankvorstand auch in den folgenden Monaten nicht ausräumen können. Vielmehr habe es widersprüchliche Angaben etwa zu Immobiliengeschäften gegeben, auch seien Dokumente vorgelegt worden, deren Echtheit bezweifelt werden müsse. Insgesamt sei dem alten Vorstand keine ordnungsgemäße Geschäftsführung bescheinigt worden.
Nachdem die Wirtschaftsprüfer dem damaligen Vorstand ihre Zweifel vorgetragen hätten, seien Siebert und Co-Vorstand Jan Wettstein im November von ihren Ämtern zurückgetreten. Daraufhin hatte die Bafin den Sonderbeauftragten Christian Gervais in die Bank geschickt, der sein Amt am 1. Dezember aufnahm. Zwischenzeitlich ist auch das dritte Mitglied des früheren Vorstandes zurückgetreten. Gleichzeitig wurden zwei neue Vorstände berufen.
Ehemaliger Aufsichtsrat in der Kritik
Nach MDR-Informationen gab es bei der Generalversammlung am Dienstagabend in Bad Salzungen auch massive Kritik von Wirtschaftsprüfern und dem von der Bafin als Aufsichtsrat in die Bank entsandten Sonderbeauftragten Dirk Auerbach am früheren Aufsichtsrat der Bank. Dessen Sitzungen seien in der Regel vom damaligen Vorstandschef Siebert dominiert und teilweise sogar von diesem geleitet worden. Das Aufsichtsgremium habe kaum kritische Nachfragen an den Vorstand gestellt, sondern in der Regel den Ausführungen Sieberts zugestimmt.
Der frühere Aufsichtsratschef Christian Endter wies diese Kritik zurück. Man habe sich durchaus mit den umfangreichen Unterlagen beschäftigt, die vom Vorstand vorgelegt worden seien. Der 18-köpfige Aufsichtsrat unter Endter und seinem Stellvertreter, dem früheren Thüringer Ministerpräsidenten Dieter Althaus (CDU), war im Dezember 2023 zurückgetreten.
Bankgeschäfte auf dem Prüfstand
Auf der Generalversammlung rief die neue Bankvorständin Stefanie Hermann die Genossenschaftler auf, den eingeschlagenen Sanierungskurs der Bank zu unterstützen. Man wolle sich auf das Kerngeschäft einer Bank konzentrieren und alle bisherigen geschäftlichen Aktivitäten kritisch überprüfen. Nach ihren Angaben will die Bank aber an Geschäftsfeldern wie den Erneuerbaren Energien und der Landwirtschaft festhalten. Hier hatte die Bank in den vergangenen Jahren mehrere Beteiligungen an Unternehmen erworben.
MDR (dr/cfr)
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 12. Juni 2024 | 08:00 Uhr
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