"Effenberg-Bank" Nach Verlusten bei VR-Bank: Gesamter Aufsichtsrat zurückgetreten
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06. Dezember 2023, 06:21 Uhr
Vergangene Woche hatte die deutsche Finanzaufsicht Bafin einen "Sonderbeauftragten mit Geschäftsleiterbefugnis" bei der VR-Bank Bad Salzungen Schmalkalden installiert. Nun ist der gesamte Aufsichtsrat zurückgetreten. Und ein weiterer Sonderbeauftragter soll eingesetzt werden.
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Bei der von der Bankenaufsicht unter Kuratel gestellten Volks- und Raiffeisenbank Bad Salzungen Schmalkalden ist der gesamte Aufsichtsrat zurückgetreten. Die Bank erklärte am Dienstagabend, die
Aufgaben der zuletzt 16 Mitglieder des Kontrollgremiums solle nun ein weiterer Sonderbeauftragter übernehmen, den die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) der Bank zur Seite stelle. Dies habe die Aufsicht in einem Bescheid mitgeteilt.
Die BaFin hatte erst Ende vergangener Woche den Finanzexperten Christian Gervais als "Sonderbeauftragten mit Geschäftsleiterbefugnis" für die Volks- und Raiffeisenbank installiert. Gemeinsam mit Betriebsrat und Beschäftigten sowie mit Unterstützung der Sicherungseinrichtung des Bundesverbandes der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) arbeite Gervais "mit Hochdruck daran, die aktuellen Herausforderungen zu bewältigen".
Längerer Streit zwischen Finanzaufsicht und Bank
Gervais begrüßte die Ernennung des Sonderbeauftragen für den Aufsichtsrat. Das Kontrollgremium sei für die Handlungsfähigkeit der Bank entscheidend. Die BaFin liegt schon länger im Streit mit der Bank und hatte zuletzt gefordert, dass die Thüringer deutlich mehr Eigenkapital vorhalten sollen, wie mehrere mit der Sache vertraute Personen jüngst gesagt hatten.
Vor einigen Jahren hatte die Bank aus dem südwestlichen Thüringen den ehemaligen Fußball-Nationalspieler Stefan Effenberg zeitweise eingestellt. Sie vergibt Darlehen an Profivereine und wurde deshalb als "Effenberg-Bank" bundesweit bekannt.
Vorläufige Angaben: etwa fünf Millionen Euro Verlust
Bereits im November hatte der Anwalt der Bank erklärt, dass das Finanzhaus voraussichtlich Unterstützung aus dem Sicherungsfonds der deutschen Genossenschaftsbanken benötige. Demnach hat die Volks- und Raiffeisenbank nach vorläufigen Daten vor allem durch Wertberichtigungsbedarf bei Immobilien und Beteiligungen einen Verlust von etwa fünf Millionen Euro im vergangenen Jahr gemacht. Einlagen von Kunden seien geschützt, betonte die Bank. Die Sicherungsfonds der Banken in Deutschland dienen dazu, dass Banken in finanziellen Schwierigkeiten Hilfe bekommen, um nicht insolvent zu werden.
Die Volks- und Raiffeisenbank mit Hauptsitz in Bad Salzungen hat nach eigenen Angaben rund 250 Mitarbeiter und knapp 51.000 Kunden bei einer Bilanzsumme von rund 1,5 Milliarden Euro.
MDR (rtr/jn)
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 05. Dezember 2023 | 22:00 Uhr