Ehrenamt Skisprung-Tradition lebendig halten: Dietmar Aschenbach ist Thüringer des Monats Februar
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25. Februar 2023, 13:25 Uhr
Dietmar Aschenbach vom WSV Brotterode setzt sich seit Jahren mit seinen Mitstreitern für die Skisprung-Tradition am Inselsberg ein. Dabei weiß er aus eigener Erfahrung, worauf es bei der Organisation eines Skispringens ankommt.
- Gemeinsam mit seinen Mitstreitern hat sich Dietmar Aschenbach für den Erhalt der Inselbergschanze eingesetzt.
- Für das Skispringen wird auch schon mal die ein oder andere Nachtschicht eingelegt.
- Viele internationale Sportlerinnen und Sportler kommen regelmäßig zum Skispringen an die Inselbergschanze.
Rund 300 freiwillige Helfer sorgen ganz traditionell mit viel Hand- und Fußarbeit dafür, dass das internationale Continentalcup-Skispringen jeden Winter auf der Inselbergschanze in Brotterode-Trusetal stattfinden kann.
Ohne ihn wäre das aber kaum denkbar: Dietmar Aschenbach lebt fürs Skispringen und bringt sich seit vielen Jahren mit seiner Expertise als früherer Vierschanzentournee- und Olympia-Teilnehmer, aber auch mit ganzem Engagement mit der Schneeschaufel in der Hand oder beim Festtreten des Aufsprunghangs als Vorbild für alle ein. Deshalb haben ihn MDR THÜRINGEN und die Thüringer Ehrenamtsstiftung im Rahmen der Eröffnungsfeier zum diesjährigen Continentalcup-Springen als "Thüringer des Monats" ausgezeichnet.
Freude und Sorgenfalten zugleich
Erst seit wenigen Tagen ist es klar: Die Zukunft der Inselbergschanze an der Werner-Lesser-Skiarena ist gesichert. Der Landkreis Schmalkalden Meiningen und die Stadt Brotterode-Trusetal haben die dafür dringend benötigten Gelder bewilligt.
Und so dankt Bürgermeister Kay Goßmann mit strahlendem Gesicht den freiwilligen Helfern vom WSV Brotterode, die mit ihrem Engagement Jahr für Jahr das beliebteste Springen in der ganzen FIS-Continentalcup-Serie auf die Beine stellen.
Lange Nacht für die Helfer in Brotterode
Eine ganz zentrale Rolle dabei hat Dietmar Aschenbach. Der 72-Jährige ist über seine Auszeichnung zunächst sprachlos. Dann sagt er, dass er die Ehre gern für den ganzen Verein annimmt. Dort sei er seit einigen Jahren auch nur noch "ein kleines Licht". Aber: "Viele kleine Lichter ergeben einen großen Strahl. Und das macht unsere Gemeinschaft hier in Brotterode aus."
Für die Helfer deutet sich eine lange Nacht an. Nicht etwa zum Feiern... Erst frühlingshafte Temperaturen, dann Neuschnee in letzter Minute – schlechter könnten die Bedingungen zum Präparieren der Schanze nicht sein. Dietmar Aschenbach lässt sein Handy eingeschaltet, auf Abruf.
Ein Leben fürs Skispringen
Beim Namen Aschenbach fällt vielen zunächst Hans-Georg ein. Der Weltmeister und Olympiasieger ist der jüngere Bruder von Dietmar Aschenbach. Unser "Thüringer des Monats" hat mit neun Jahren selbst mit dem Skispringen begonnen und es auch ohne Sportgymnasium ins Nationalteam der damaligen DDR geschafft.
Höhepunkte waren für ihn die Teilnahme an den Olympischen Winterspielen in Innsbruck 1976 und in vier Wintern die Vierschanzentournee, die er zwei Mal mit Gesamtplatz 20 beendete. Dietmar Aschenbach ist nach seiner aktiven Karriere dem Skispringen treu geblieben, als Trainer für den Nachwuchs im Wintersportverein seines Heimatortes Brotterode.
Idee für Auszeichnung kam aus dem Wintersportverein
Aus dem Verein kam auch der Vorschlag für seine Auszeichnung. Kay Storch, gleichzeitig Stadtratsmitglied (Bürger für Brotterode-Trusetal), ist seit fünf Jahren als Helfer aktiv und hat begeistert zugesehen, wie er seine Expertise einbringt und die Truppe motiviert.
"Wenn ein älterer vorneweg geht und die Ärmel hochkrempelt, dann ist es für die jüngeren ein Zeichen 'Da muss ich mitmachen!' - Wenn es einer verdient hat, stellvertretend für alle, dann ist es der Dietmar Aschenbach." Er hat den Continentalcup und die Vereinsarbeit vorangetrieben.
Wenn ein älterer vorneweg geht und die Ärmel hochkrempelt, dann ist es für die jüngeren ein Zeichen 'Da muss ich mitmachen!'
Viel Handarbeit fürs Skispringen
Das Skipringen in Brotterode ist noch handgemacht, die Spur wird vereist und gefräst, der Aufsprunghang wird von den Dimmlern gedimmelt – so sagt man in Brotterode zu den Helfern, die mit ihren Ski quer zum steilen Hang stehen und den Schnee Stück für Stück festtreten.
Dietmar Aschenbach kann mit seinen Erfahrungen, die er unter anderem auch bei Schanzenbauern in der Schweiz abgeschaut hat, das Wetter und die Bedingungen perfekt einschätzen und hat jeweils ein paar passende Tricks auf Lager: "Es freut mich auch, dass sie immer noch fragen: 'Wie machmers am besten?'", lacht er.
Tradition wird weiterleben
Seit mehr als 100 Jahren wird in Brotterode Ski gesprungen. Die ganze Inselbergregion steht hinter dem Continentalcup und dem Ausbau der Schanze, sagt Kay Storch. Viele Weltklassespringerinnen und -springer waren dort schon am Start wie Jens Weißflog, Sven Hannawald, Primoz Peterka (Slowenien), Carina Vogt, Ursa Bogataj (Slowenien) - und in diesem Jahr Team-Weltmeisterin Juliane Seyfarth aus Ruhla.
Auch aus Österreich, Polen, Tschechien, Frankreich, Italien, der Schweiz, Finnland, Norwegen, Japan und den USA kommen Sportlerinnen und Sportler regelmäßig nach Brotterode, die wir künftig bei der Vierschanzentournee, bei Weltmeisterschaften oder Olympischen Spielen wiedersehen werden.
Für mich ist es ganz wichtig, dass hier in Brotterode die Tradition weitergeführt wird.
Und Dietmar Aschenbach wird sich sicher weiter - unterstützt von seiner Familie - für die Inselbergschanze, die Continentalcup-Springen und seinen WSV engagieren, so lange es die Gesundheit zulässt. "Für mich ist es ganz wichtig, dass hier in Brotterode die Tradition weitergeführt wird. Wenn in Sachen Skispringen bei uns im eigenen Ort etwas los ist, gibt es für mich nichts anderes als: 'Pack Deine Sachen und sieh zu, dass Du zur Schanze kommst!'."
Aktion "Thüringer des Monats"
"Thüringer des Monats" ist eine Aktion von MDR THÜRINGEN und der Thüringer Ehrenamtsstiftung. Seit 1994 wird die Auszeichnung vergeben. Das Engagement von Menschen, die in ehrenamtlicher Arbeit Außergewöhnliches geleistet oder sich in besonderer Weise für Mitmenschen in Thüringen eingesetzt haben, wird hiermit besonders gewürdigt.
Eine Jury aus Hörfunk- und Fernsehjournalisten von MDR THÜRINGEN sowie der Thüringer Ehrenamtsstiftung hat die Qual der Wahl: Jeden Monat gehen viele Bewerbungen ein - per E-Mail oder per Post. Aber nur eine oder einer kann mit dem Titel "Thüringer des Monats" ausgezeichnet werden. Die Jury macht es sich mit der Entscheidung nicht leicht, denn eigentlich hat jede(r) Kandidat(in) diese Auszeichnung verdient.
Im Dezember wird dann aus den zwölf Thüringern des Monats von den Hörern von MDR THÜRINGEN, den Zuschauern des MDR THÜRINGEN JOURNAL sowie den Nutzern von MDR.DE der "Thüringer des Jahres" gewählt und im festlichen Rahmen im MDR LANDESFUNKHAUS THÜRINGEN in Erfurt ausgezeichnet.
MDR (jw)
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 25. Februar 2023 | 19:00 Uhr
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