Botanik Oberhof: Staudenknöterich gefährdet geschützte Schuderbachswiese
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12. Juli 2023, 22:34 Uhr
Für den Menschen ist der Staudenknöterich ungefährlich - doch er bedroht die Artenvielfalt, auch in Thüringen. Deshalb wird auf der Schuderbachswiese bei Oberhof kräftig gemäht. Entsorgt wird die Pflanze in der Müllverbrennung.
Invasive Pflanzen breiten sich rund um die geschützte Schuderbachswiese bei Oberhof weiter aus. Laut Landschaftspflegeverband Thüringer Wald, ist der sogenannte Sachalin-Staudenknöterich eine Bedrohung für die Wiese.
Um das Vorkommen einzudämmen, wird die befallene Fläche mehrmals im Jahr aufwendig gemäht. Auf rund 3.000 Quadratmetern werden die Pflanzen dicht über dem Boden abgeschnitten. Anschließend werden sie aufwendig entsorgt.
Der Sachalin-Staudenknöterich ist für den Menschen ungefährlich. Jedoch verdrängt er durch seinen dichten Wuchs andere Pflanzen. Der Knöterich erreicht ohne Mahd eine Höhe von bis zu vier Metern. Jedes Jahr treibt die Pflanze neu aus. Sie stammt eigentlich aus Asien, wurde aber vermutlich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts nach Europa eingeschleppt.
In zahlreichen Gärten ist die Pflanze bis heute gern gesehen. Sie ist blickdicht, wächst schnell, sieht gut aus. "Die eigentliche Bedrohung für andere Pflanzenarten nimmt der Laie aber kaum wahr. Das ist bei vielen invasiven Arten wie Zackenschötchen, indisches Springkraut, Lupine oder eben auch Staudenknöterich so", sagt Maya Ehmig vom Landschaftspflegeverband Thüringer Wald.
Sie ist Leiterin des Projekts "Blüten- und insektenreiche Bergwiesen im Naturpark Thüringer Wald". Im Rahmen des Projekts wird auch der Staudenknöterich auf der Schuderbachswiese bekämpft. Und das mit großem Aufwand.
Was sind invasive Arten?
Als invasive Arten gelten Pflanzen oder Tiere, die eingeschleppt wurden und einheimische Arten verdrängen oder ganze Ökosysteme kippen lassen.
Laut Nabu schätzen Experten die Zahl der gebietsfremden Arten in der Europäischen Union auf etwa 12.000, von denen etwa 10 bis 15 Prozent als problematisch (invasiv) gelten.
Schuderbachswiese eine der bedeutendsten Bergwiesen in Thüringen
Die Schuderbachswiese ist als sogenanntes Flächennaturdenkmal ausgewiesen. Sie gehört zu den bedeutendsten Bergwiesen Thüringens. Unter anderem gibt es hier ein größeres Arnika-Vorkommen und mehrere Orchideenarten. Zuständig für die Bekämpfung invasiver Arten sind eigentlich die Landratsämter und hier die Unteren Naturschutzbehörden.
Im Landkreis Schmalkalden-Meiningen wird die Knöterich-Bekämpfung nach Angaben des Landratsamtes auf besonders wichtige Flächen - wie in Schutzgebieten - priorisiert. Eine großflächige Bekämpfung wäre laut Landratsamt aber wünschenswert. Doch dafür fehlen Geld und Personal.
Es sind biologisch quasi tote Bereiche. Da ist nichts außer Knöterich.
Wie der Knöterich anderen Pflanzen keine Chance lässt
Um das Vorkommen wirksam einzudämmen, ist die Mahd von Mai bis November bis zu acht Mal notwendig. Mitarbeiter des Landschaftspflegeverbands Thüringer Wald sind deswegen regelmäßig auf der Schuderbachswiese im Einsatz. Mit Balkenmähern und Motorsensen werden die Pflanzen dicht über dem Boden abgeschnitten.
Die Pflanze bildet große, geschlossene Bestände. Sie verschattet die Bereiche und zieht die Nährstoffe aus dem Boden, sodass andere Pflanzen keine Chance mehr haben. Durch die zum Teil daumendicken Stängel wird der Boden auch nach dem oberirdischen Absterben im Winter bedeckt. Andere Pflanzen können nicht mehr durchdringen. Jedes Jahr treibt die Pflanze erneut aus. "Es sind biologisch quasi tote Bereiche. Da ist nichts außer Knöterich", sagt Maya Ehmig.
Meister der Ausbreitung: Einmal mähen bewirkt oft Gegenteil
Zur Beseitigung gibt es verschiedene Möglichkeiten. "Herbizide einsetzen - das kommt auf der streng geschützten Schuderbachswiese nicht in Frage", sagt Maya Ehmig. Weitere Möglichkeiten sind, die Wurzeln der Pflanze mit heißem Wasser zu bekämpfen oder eben die regelmäßige Mahd. Doch auch hier gibt es einiges zu beachten.
Die Pflanzen dürfen nicht klein gehäckselt, sondern nur im Ganzen abgeschnitten werden. "Denn schon kleinste Teile der Pflanze von ein bis zwei Zentimetern sind wieder austriebsfähig", sagt Maya Ehmig. Diese Eigenschaft der Pflanze führt auch dazu, dass sie sich in den letzten Jahren rund um die Schuderbachswiese stark verbreitet hat.
Auch an der nahen Bundesstraße gibt es große Vorkommen. Dabei ist es kontraproduktiv, wenn die Straßenränder einfach normal gemäht werden. Denn dann verbreitet sich die Pflanze erst recht. Dann können die Pflanzenteile zum Beispiel durch Wind oder Autos weitergetragen werden und treiben an anderer Stelle wieder aus.
Bis zu vier hohe Meter-Pflanzen In Müllverbrennung entsorgt
Die auf der Schuderbachswiese abgeschnittenen Pflanzen werden durch die Mitarbeiter des Landschaftspflegeverbands nach Zella-Mehlis gebracht. Dort werden sie in der Müllverbrennungsanlage vernichtet. Allein das kostet rund 1.500 Euro im Jahr.
Maya Ehmig wünscht sich mehr Bewusstsein der Gemeinden für das Thema invasive Pflanzen. Aber auch jeder Einzelne könne helfen, sagt sie: "Wenn man eine Pflanze entdeckt, einfach regelmäßig rausziehen. Das ist kein großer Aufwand und so entsteht erst gar keine große Fläche. Die Pflanze ist eigentlich unverwechselbar. Sie hat zwar einen Zwilling, den japanischen Staudenknöterich. Dieser ist aber auch invasiv und sollte auch entfernt werden."
Immer wieder mähen - die effektivste Methode
Bis zum Herbst werden Maya Ehmig und die Helfer vom Landschaftspflegeverband noch einige Male auf der Schuderbachswiese im Einsatz sein. Bevor dann mit den ersten Sonnenstrahlen im Frühjahr alles von Neuem beginnt. Es klingt wie ein unendlicher Kreislauf. Aber die Mahd ist auf der Wiese bislang die effektivste Methode. Den Knöterich ausgraben, das würde übrigens auch funktionieren. Jedoch müsste die Erde aufgrund der Wurzeln bis zu zwei Meter tief abgetragen und speziell entsorgt werden. Die Kosten dafür sind laut Landschaftspflegeverband viel zu hoch.
MDR (mm)
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN | THÜRINGEN JOURNAL | 12. Juli 2023 | 19:00 Uhr
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