Invasiver Neophyt Orientalische Zackenschote: Warum sie nicht in den Garten gehört
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bot. Bunias orientalis
26. Oktober 2024, 08:38 Uhr
Sie blüht im Mai und Juni leuchtend gelb und sieht dem Raps sehr ähnlich: Die konkurrenzstarke Orientalische Zackenschote besitzt das Potenzial, seltene einheimische Pflanzenarten zu verdrängen. Wir erklären, wie Sie den invasiven Neophyten erkennen und wo nötig bekämpfen können.
Warum ist die Orientalische Zackenschote problematisch?
Eigentlich sieht sie mit ihren vielen kleinen, leuchtend gelben Blüten ganz hübsch aus. Auch ist das Orientalische Zackenchötchen nicht giftig wie etwa der Riesenbärenklau oder potenziell allergieauslösend wie die Beifuß-Ambrosie. Im Gegenteil: Man kann die meisten Pflanzenteile sogar essen und die Blüten werden von verschiedenen Insektenarten besucht. Mitunter werden Samen und Pflanzen sogar noch von Gartenversendern angeboten.
Zackenschote lieber nicht in Garten holen
Allerdings entwickelt jedes Zackenschötchen zwischen 2.000 und 5.000 Samen, seine Ansprüche sind nicht hoch - und wo ihm ein Standort gefällt, breitet sich die konkurrenzstarke Staude sehr stark aus. Sie liebt lockeren, kalkhaltigen Boden und kommt gut mit Sonne und Trockenheit zurecht. In Thüringen zum Beispiel findet man sie sehr häufig im Saaletal, aber auch an Straßenrändern. An den Hängen des Saaletals liegen viele magere Wiesen - Kalk-Halbtrockenrasen in der Fachsprache genannt - mit selten gewordenen Pflanzen und entsprechend angepassten Insektengemeinschaften.
Diese drohen vom Zackenschötchen überwuchert zu werden. Naturschützer versuchen deshalb, die Bestände zu erfassen und die Pflanze auf den ökologisch wertvollen Flächen zu bekämpfen. An Straßen- und Feldrändern hingegen gibt es kaum systematische Entfernungsmaßnahmen.
Bitte holen Sie sich daher das Zackenschötchen nicht in den eigenen Garten und tragen Sie nicht zu seiner Verbreitung bei.
Heimat | ursprünglich Sibirien bis Ost- und Südeuropa |
Pflanzenfamilie | Kreuzblütengewächse (Brassicaceae) |
Wuchs | ein bis zwei Meter hoch |
Blüte | viele kleine, gelbe Blüten im Mai und Juni |
Früchte | Schötchen mit Samen |
Standort | Sonnige Ruderalflächen wie Straßen- und Feldränder oder Bahndämme |
Boden | kalkreicher, lockerer Boden |
Winterhart | ja |
Mehrjährig | ja |
Lebensdauer | bis zu zehn Jahre |
Besonderheiten | sehr konkurrenzstark, 2.000 bis 5.000 Samen pro Pflanze; Bedrohung für heimische Flora; Blätter, Wurzel und Knospen essbar |
Orientalisches Zackenschötchen vom Raps unterscheiden
Es gibt etliche einheimische, gelb blühende Kreuzblütengewächse, denen die Zackenschote sehr ähnlich sieht: Ackersenf, Barbarakraut und Löselsrauke, um nur einige zu nennen. Am häufigsten wird es aber mit dem Raps verwechselt. Die Blütenstände sehen sich auf den ersten Blick wirklich ähnlich. Der Raps blüht allerdings etwas eher als das Zackenschötchen - und er wird auch nicht ganz so hoch.
Auch bildet Raps in der Regel keine massiven Bestände an Feld- und Straßenrändern aus. Als mehrjährige Staude hat das Zackenschötchen eine massive Pfahlwurzel, die man nur mit einem Unkrautstecher entfernen kann. Man kann es also nicht einfach mit der Hand ausreißen. Der Raps ist als einjährige Feldfrucht hingegen viel weniger stark im Boden verankert. Von Rapsfeldern geht außerdem ein sehr charakteristischer Geruch aus.
Eine gute Hilfe zur Unterscheidung sind auch Pflanzenbestimmungs-Apps wie beispielsweise Flora incognita oder Plantnet.
So entfernen Sie das Zackenschötchen
Die Orientalische Zackenschote lässt sich nur mit einigem Aufwand vertreiben. Entfernen Sie die Pflanze am besten kurz nach Beginn der Blütezeit. Dann sind die Samen noch nicht ausgereift. Wenn Sie die Staude hingegen zu früh kappen, schiebt sie noch einmal neue Blüten nach. Auch halbreife Samen können nach dem Abschneiden der Pflanze noch ausreifen.
Bitte entsorgen Sie das Zackenschötchen über den Hausmüll und keinesfalls auf dem Kompost oder der Grünschnittdeponie und auf gar keinen Fall im Wald oder auf anderen illegalen Ablageplätzen in der Natur.
Da das Zackenschötchen aus der Wurzel austreibt, verhindert ein rechtzeitiges Abschneiden zwar die Ausbreitung durch Versamung, aber die Staude kommt im nächsten Jahr wieder. Wer sie endgültig loswerden möchte, muss schon zum Unkrautstecher greifen, um die Staude mit der Wurzel aus der Erde zu bringen. Das ist je nach Bodenbeschaffenheit ein mühsames Geschäft und muss des Öfteren wiederholt werden, da auch kleine Wurzelstücken erneut austreiben können.
Naturschützer im Saale-Holzland-Kreis experimentieren auch mit der Abdeckung der Zackenschote durch schwarze Mulchfolie, um die Pflanze zu schwächen. Aber das bietet sich nur bei großflächigen Beständen an und ist eher nichts für den Privatgebrauch.
Zackenschotenbestände melden und bei der Bekämpfung helfen
Im Saale-Holzland-Kreis und in Jena in Thüringen gibt es Projekte, welche die Zackenschote aus den ökologisch sensiblen Bereichen entfernen wollen. Dafür werden zum einen die Bestände kartiert, zum anderen wird an Bekämpfungsmethoden getüftelt und zum dritten kann man an bestimmten Aktionstagen im Mai/Juni und September/Oktober selbst zum Unkrautstecher greifen, um die Zackenschötchen zu entfernen. Termine und Orte finden Sie hier.
Außerdem können Sie über die von der TU Ilmenau entwickelte-Pflanzenbestimmungsapp Flora incognita Zackenschoten-Bestände an die Naturschützer melden. Dafür müssen Sie die kostenfreie App herunterladen. Unter dem Menüpunkt "Einstellungen" finden Sie den Unterpunkt "Zusatzfunktionen". Dort geben Sie den Code: 1NV-ADE-5HK ein und schalten das Projekt "Invasive Arten SHLK" frei. Unter dem Punkt "Meine Beobachtungen und Stichwort" können Sie das Ausmaß des Befalls angeben.
Die Daten zu den erfassten Standorten werden in einer Cloud gespeichert und dann gesammelt zur Natura 2000-Station in Nickelsdorf geschickt.
Quelle: Katrin Hänze, Projektmitarbeiterin Natura 2000-Station im Saale-Holzland-Kreis, MDR Garten (dgr)
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 24. Mai 2023 | 19:00 Uhr