Rennrodelbahn Oberhof von oben gesehen.
Die Rennrodelbahn ist nach dem tödlichen Unfall im Februar wieder eröffnet - die Familie des Verstorbenen stört sich jedoch an der Werbung dafür. Bildrechte: IMAGO / Karina Hessland

Oberhof Rennrodelbahn nach Unfall für Touristen wieder offen - Kritik an Werbung

04. Januar 2024, 19:14 Uhr

Nach einem tödlichen Unfall im Oberhofer Eiskanal im Februar 2023 ist die Rennrodelbahn für Touristen nun wieder frei. Die Familie des Verstorbenen stößt sich jedoch an der Werbung für die Wiederöffnung.

Rund zehn Monate nach einem tödlichen Unfall ist die Rennrodelbahn in Oberhof auch wieder für Touristen geöffnet. Beim sogenannten Ice-Rafting können dort nun wieder auch Gäste statt nur Profis in einer Art Schlauchboot durch den Eiskanal fahren, wie die Tourismus GmbH Oberhof auf ihrer Website informiert.

Familie des Verstorbenen hält Werbung der Rennrodelbahn für geschmacklos

An der Werbung für diese Gästefahrten stößt sich allerdings die Familie des 45 Jahre alten Mannes, der bei dem Unfall in dem Eiskanal im Februar 2023 ums Leben kam. Das teilte Juri Goldstein, Rechtsanwalt der Tochter des Verstorbenen, am Donnerstag mit.

Bei Facebook und Instagram etwa werden die Ice-Rafting-Fahrten mit dem Titel "Adrenalin" beworben. Die Tochter des Toten habe keinerlei Verständnis dafür, wie mit dem Geschehenen umgegangen werde, so Goldstein. "Wie kann man ohne Aufarbeitung des Geschehenen nur zur Tagesordnung übergehen?", zitierte Goldstein seine Mandantin. Aus seiner Sicht sei die Werbung angesichts des Unfalls "geschmacklos" und "unüberlegt", so Goldstein.

Rettungswagen und Helfer stehen am Ausgang der Bobbahn.
Bei der Bobfahrt im Februar 2023 starb ein Mann - seine Mitfahrerin überlebte schwer verletzt. Bildrechte: picture alliance/dpa/News5 | Steffen Ittig

Anklage gegen Angestellte wegen fahrlässiger Tötung erhoben

Ende Februar 2023 war ein Gästebob im Zielbereich der Rodelbahn auf einen Doppel-Schlauchring gestoßen. In den mit Luft gefüllten Gummiringen saßen der 45 Jahre alte Mann und eine 41-jährige Frau. Der Mann starb, die Frau wurde schwer verletzt.

In Folge des Unfalls hatte die Staatsanwaltschaft Meiningen im November 2023 am Amtsgericht Suhl Anklage wegen fahrlässiger Tötung und fahrlässiger Körperverletzung erhoben. Die Anklage richtet sich gegen eine Frau, die ehrenamtlich die Gästefahrten auf der Rennschlittenbahn betreute. Sie soll auch am Unglücksabend im Einsatz gewesen sein.

Anlage sicherheitstechnisch auf aktuellem Stand

Die etwa 1.500 Meter lange Eiskanalbahn wird vor allem für Profisport genutzt. Bis zum Unfall war es aber auch möglich, dass Gäste etwa in einem von einem Profi gesteuerten Bob mitfahren oder mit Schlauchringen die Eisrinne herunterfahren konnten. Nach dem Unfall wurde diese Nutzung unterbrochen.

Eigentümerin und Betreiberin der Anlage ist der Zweckverband Thüringer Wintersportzentrum. Der Freizeitbetrieb der Bahn wird allerdings von Dritten übernommen, wie ein Sprecher des Zweckverbands erklärte. Die Anlage selbst sei sicherheitstechnisch auf aktuellem Stand.

Die Tourismus GmbH Oberhof war am Donnerstag für eine Reaktion zunächst nicht zu erreichen.

MDR (ost)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 04. Januar 2024 | 19:00 Uhr

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