
Theater Fleischerei als Bühne: In Meiningen geht es um die Wurst
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08. März 2025, 07:00 Uhr
Die Thüringer lassen nichts auf ihre Bratwurst kommen. Liedermacher Reinald Grebe fragt, warum Thüringens Größe auf "Würste und Klöße" reduziert wird und Regisseur Frank Behnke lässt einen Wurstvorhang öffnen, der den Blick auf mehrere Rampensäue frei gibt. Die Besucher können lachen, mitsingen und vielleicht auch kritisch auf ihren Fleischkonsum schauen. Wir geben einen Vorgeschmack auf die Revue "Thüringer Spezialitäten" am Staatstheater Meiningen ab 14. März.
Frank Behnke, Sie sind Schauspieldirektor in Meiningen und Regisseur des Abends "Thüringer Spezialitäten". Welche Thüringer Spezialität bevorzugen Sie?
Das ist eindeutig die Thüringer Bratwurst! Ich finde, eine Bratwurst ist ehrlich und wunderbar. Wobei es wirklich darauf ankommt, wo man sie isst. Und ich finde, sie muss wirklich frisch sein - sie muss frisch auf den Grill kommen und darf nicht warmgehalten sein. Eine zweite Thüringer Spezialität ist für mich das Staatstheater Meiningen. Es verkörpert die Hochkultur, ein wichtiger Teil Thüringens. Provinzialität und Größenwahn ist vielleicht auch typisch für dieses Bundesland. Hinter den grünen Bergen geschehen Dinge, die weit ausstrahlen. Aus dieser kleinen Welt kann Großes entstehen. Goethe kam ja extra deshalb hierher, wie es in der Thüringen-Hymne von Rainald Grebe heißt.
Auf die kommen wir gleich. Ist Ihr Abend eine Hommage an Thüringen?
An diesen Titel "Thüringer Spezialitäten" knüpfen sich sehr viele Erwartungen - ich kann versprechen, dass wir Thüringen nicht verunglimpfen! Es gibt ein ganz starkes Bedürfnis nach Identifikation und nach Heimatverbundenheit auf eine ganz positive Weise, vielleicht auch als Antwort auf die Globalisierung.
Warum ist der Schauplatz dafür ausgerechnet eine Fleischerei?
Wenn man durch Thüringen fährt, sieht man über ganz vielen Geschäften die Aufschrift "Thüringer Spezialitäten" - das kann über Fleischereien sein, über Restaurants oder auch über geschlossenen Läden, wo nur noch ein Schild daran erinnert, dass es mal "Thüringer Spezialitäten" gab. Und da dachte ich, das ist doch ein wunderbarer Titel! Wir nehmen eine Fleischerei als Spielort für unseren Abend - dort passieren ganz, ganz viele Geschichten: wunderbare, schöne kleine menschliche Geschichten, die natürlich was mit Thüringen zu tun haben.
Welche Geschichten erzählen Sie?
Es gibt den Schlachter, seinen Sohn, einen Azubi und eine 90-jährige Oma, die im Hintergrund die Geschäfte führt und natürlich die Fleischfachverkäuferinnen. Wir erleben den Alltag in einer Schlachterei. Eine Krise droht - die Schlachterei könnte schließen. Im zweiten Teil löst sich das auf, und es wird gefeiert.
Mit viel Musik. Sie erzählen Ihren Abend mit Liedern aus oder über Thüringen. Da fällt einem als erstes wohl das Rennsteiglied ein und kurz drauf die anfangs erwähnte Thüringen-Hymne von Rainald Grebe …
Wir haben eine ganze Menge Lieder gefunden, die sich mit Thüringen auseinandersetzen. Es wird eine wilde Mischung aus Volkslied, Schlager, internationalem Pop, Rap - alles ein bisschen mit Augenzwinkern. Als ich hier ans Meininger Theater gekommen bin, hat mir ein Kollege die Alternative Thüringen-Hymne von Rainald Grebe zugeschickt. Ich kannte sie nicht und musste unglaublich lachen. Da heißt es ja zum Beispiel in einer Textzeile: "Warum reduziert man unsere Größe auf Würste und Klöße?" Und das ist praktisch der Kern des Abends. Der Song muss auftauchen!
Aber es gibt noch mehr Lieder über Thüringen …!
Es ist unglaublich, was man auf YouTube oder auch im Netz alles für Lieder findet. Am Ende hatte ich etwa 150 mögliche Songs. Wir machen aber kein Musical, wir machen eine interpretierte Liederfolge oder vielleicht trifft auch der Begriff Revue das Ganze am besten. Unser Ausstattungsleiter Christian Rinke hat dafür den idealen Raum geschaffen. Die Zuschauer blicken hinter die Kulissen einer Metzgerei.
Wo sich alles um die Wurst dreht. Wie läuft die Wurstproduktion gerade?
Sie glauben nicht, was in den Werkstätten des Theaters los ist! Im Malsaal hängen überall Würste, ein übergroßes Brötchen mit Bratwurst, ein Wurst-Vorhang, ein wunderbar kaschiertes Schwein … Wahrscheinlich sind die Werkstätten des Staatstheaters Meiningen aktuell der größte Wurstproduzent in Thüringen. Wie sehr das Thema alle neugierig macht, zeigt auch, dass aus allen Abteilungen Vorschläge für Lieder kommen.
Ich glaube, Sie haben ein Thema gefunden, mit dem viele Thüringer etwas anfangen können. Der Humor des Abends ist aber nicht nur ein heiterer
Eine Schlachterei hat ja auch immer so eine gewisse Morbidität. Dort geht es ums Schlachten, um Blut und Fleisch. Schwarzer und abgründiger Humor ist also auf jeden Fall auch ein wichtiger Teil dieses Abends.
MDR (ifl)
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Kultur am Sonntagabend | 09. März 2025 | 20:50 Uhr