Landgericht Meiningen Peitschenschläge und mutmaßliche Vergewaltigung in Backstube: Verfahren gegen einen Angeklagten eingestellt
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10. Juli 2023, 19:18 Uhr
Zwei Südthüringer sollen einen Kollegen in einer Backstube penetriert und mit einer Peitsche geschlagen haben: Für einen Angeklagten ist das am Montag begonnene Verfahren am Meininger Landgericht wegen Geringfügigkeit bereits wieder beendet. Sein jüngerer Kollege muss sich wegen mutmaßlicher Vergewaltigung aber weiter verantworten.
Vor dem Meininger Landgericht müssen sich seit Montag zwei Südthüringer wegen gefährlicher Körperverletzung verantworten. Sie sollen einen Arbeitskollegen mit Peitsche und Kochlöffel geschlagen haben. Einer der Angeklagten soll das Opfer zudem vergewaltigt haben.
Das Besondere an diesem Prozess: Die Übergriffe sollen sich in einer Backstube ereignet haben. Das Opfer und die mutmaßlichen Täter waren damals, im Frühjahr 2021, Arbeitskollegen.
Sexuelle Gewalt in Backstube: Angeklagte weisen Vorwürfe zurück
Nichts von dem, was die Staatsanwältin vorgelesen hat, stimme, sagen die Angeklagten. Die Peitsche, die sie ihrem Kollegen auf den Hintern schlugen, stamme aus einem Adventskalender für Erotikartikel - und der Kollege habe mehr oder weniger darum gebeten, dass man sie an ihm ausprobiere. Bilder aus den Akten, die das Opfer in erotischer Kleidung zeigen, scheinen das zu bestätigen.
Die Vergewaltigung habe es nie gegeben, sagen beide Angeklagte. Er habe den Kollegen mit einer Spritzpistole von hinten nass gespritzt, sagt der jüngere der beiden. Niemals habe er ihn dabei penetriert. Alles sei nur Spaß gewesen.
Angeklagte: Mutmaßliches Opfer hat normal weitergearbeitet
Das alles schildern die Angeklagten ausführlich, ihren Kollegen beschreiben sie als sexuell offen. Sie haben die Bäckerhose mitgebracht, die das Opfer damals getragen habe. Die sei - entgegen dessen Aussage - ganz und nicht kaputt. Und dann habe der Kollege nach der vermeintlichen Vergewaltigung noch fast zwei Wochen ganz normal weitergearbeitet.
"Warum konzentrieren Sie sich denn nicht aufs Brotbacken", fragt irgendwann der Vorsitzende Richter. Zur Hygiene in der Backstube will er lieber nichts sagen.
Warum konzentrieren Sie sich denn nicht auf's Brotbacken?
Opfer: Tagelange Schmerzen nach Penetration
Das Opfer, ein 41-Jähriger, der inzwischen woanders arbeitet, bestätigt indes eine Penetration. Er habe eine halbe Stunde geblutet und vier Tage Schmerzen gehabt. Die beiden Angeklagten hätte ihn jahrelang gemobbt, er habe vieles über sich ergehen lassen, weil er dazu gehören wollte. Zu den erotischen Fotos sei er gezwungen worden. Dazu hat das Gericht viele Nachfragen, weil die Bilder nicht so aussehen. Doch der Zeuge bleibt dabei. Er habe sie nur wegen des Drucks gemacht. Und er habe am Tattag keine Bäckerhose, sondern eine kurze Hose getragen, und die sei zerrissen.
Peitschenschläge "geringfügig" - Prozess wird fortgesetzt
Das Verfahren wegen der Schläge mit der Peitsche wird wegen Geringfügigkeit eingestellt. Damit kann der ältere der beiden Angeklagten nach Hause gehen. Gegen den jüngeren wird in einer Woche wieder verhandelt. Das Meininger Landgericht will weitere Zeugen hören. Mindeststrafe im Falle einer Verurteilung: zwei Jahre Haft. Alles, was darüber hinausgeht, kann nicht mehr zur Bewährung ausgesetzt werden.
MDR (ls)
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 10. Juli 2023 | 19:00 Uhr