Justiz Ausländer über Firma nach Thüringen geschleust: Gericht verurteilt Trio

16. Juni 2023, 16:53 Uhr

Drei Angeklagte aus dem Ilm-Kreis sind in einem Schleuserprozess zu Freiheitsstrafen verurteilt worden. Das Landgericht Erfurt sah es als erwiesen an, dass sie Menschen über eine Ilmenauer Firma nach Deutschland geholt haben. Der Prozessauftakt im Februar war wegen einer umstrittenen Schöffin zunächst geplatzt.

In einem Schleuserprozess am Landgericht Erfurt sind drei Angeklagte zu Freiheitsstrafen verurteilt worden. Wie das Gericht am Freitag mitteilte, erhielt ein Angeklagter eine Gesamtstrafe von zwei Jahren und sechs Monaten. Eine Angeklagte wurde zu zwei Jahren auf Bewährung verurteilt. Der dritte Angeklagte erhielt ebenfalls eine auf Bewährung ausgesetzte Freiheitsstrafe von einem Jahr und acht Monaten. Die drei Angeklagten aus dem Ilm-Kreis waren zu Prozessbeginn 38, 42 und 61 Jahre alt.

Menschen über Ilmenauer Firma nach Deutschland geholt

Das Landgericht sieht es als erwiesen an, dass sie sich in mehreren Fällen des gewerbs- und bandenmäßigen Einschleusens von Ausländern schuldig gemacht haben. Das Trio soll Menschen aus der Ukraine und der Republik Moldau über eine in Ilmenau ansässige Firma nach Deutschland geholt und auch in Thüringen untergebracht haben. Dafür sollen sie teils Provisionszahlungen erhalten haben.

Die angeworbenen Arbeitskräfte seien unter Angabe falscher Personalien nach Deutschland gekommen und hätten nicht über die erforderliche Arbeitserlaubnis verfügt. Konkret ginge es dabei um elf Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, hieß es.

Landgericht Erfurt berücksichtigt Geständnisse

Den Angaben nach berücksichtigte das Gericht zugunsten der angeklagten Frau, dass diese ein Geständnis abgelegt hatte. Auch die beiden Männer hatten sich teilweise geständig eingelassen. Schwer wog dagegen etwa der hohe Organisationsgrad des Trios.

Laut des Vorsitzenden Richters ist eine Zeugin dermaßen bedroht worden, dass sie Angst hatte, vor Gericht auszusagen. Das sei aufs Schwerste zu missbilligen, so der Richter.

Prozessauftakt wegen umstrittener Schöffin geplatzt

Die Staatsanwaltschaft hatte am Freitag Haftstrafen für einen der angeklagten Männer und für die angeklagte Frau von drei Jahren beziehungsweise zwei Jahren und acht Monaten gefordert. Für den zweiten angeklagten Mann plädierte sie auf eine Freiheitsstrafe von zwei Jahren auf Bewährung. Die Verteidiger forderten für alle drei Angeklagten Freispruch. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

Der Prozess war zunächst im Januar wegen einer umstrittenen Schöffin geplatzt. Die Frau hatte eine Kundgebung mit rechtsextremen Rednern organisiert. Deshalb prüft das Oberlandesgericht Jena ihre Verfassungstreue. Das Landgericht Erfurt verhandelte zum erneuten Prozessbeginn im März in neuer Besetzung.

MDR (jn)/dpa

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 16. Juni 2023 | 17:00 Uhr

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