Nach dreijähriger Schließzeit Meiningen: Der "Sächsische Hof" öffnet am 1. Mai wieder

07. April 2023, 16:28 Uhr

Nach langem Ringen gibt es Gewissheit: Der "Sächsische Hof" empfängt ab nächstem Monat wieder Gäste. Auch das Café und das Restaurant "Alte Posthalterei" haben dann wieder geöffnet - alles unter der Leitung einer neuen Geschäftsführerin. Ein Erfolg für die gesamte Stadt, der durch ungewöhnliche Wege errungen wurde.

Ein Traditionshaus, das nicht mehr öffnet. Einwohnerschwund, kein Personal, Betreiber gehen in Rente und finden keine Nachfolge. Im ländlichen Raum gibt es vieler solcher Geschichten. Auch die Zukunft des "Sächsischen Hofs" in Meiningen war viele Monate ungewiss.

Denn die Türen blieben seit der Corona-Pandemie geschlossen. Erst wegen Bauarbeiten, dann angeblich wegen Personalmangel. Zuletzt hieß es vom Eigentümer, er habe schlichtweg keine Zeit, sich um die Wiedereröffnung zu kümmern. Drei Jahre später gibt es Gewissheit: Am 1. Mai öffnet das Hotel mit Gaststätte und Café wieder. Die neue Geschäftsführerin heißt Kerstin Kellermann. Die Lösung: ein Pachtvertrag.

Stadt Meiningen hatte sich eingeschaltet

Dass in das denkmalgeschützte Gebäude gegenüber vom Englischen Garten bald wieder Leben einzieht, ist vor allem der Unnachgiebigkeit der Stadt zu verdanken. Nach wiederholtem Drängen hat sich der Eigentümer auf das Pacht-Modell eingelassen. Denn verkaufen will der Geschäftsmann aus Bad Salzungen das Hotel nicht.

Für die Stadt war die lange Schließzeit weit mehr als nur ein Ärgernis. Denn der "Sächsische Hof" gilt nicht nur sprichwörtlich als "erstes Haus" am Platz, es ist das erste Haus zumindest in der Fußgängerzone. Und wenn das Gebäude, noch dazu ein so imposantes, mit von Türmchen flankierten Spitzdach, am Eingang der Altstadt dunkel und geschlossen bleibt, macht das nicht nur keinen guten Eindruck auf Besucher. Für Reisegruppen fehlten auch immer wieder Übernachtungsmöglichkeiten. Insgesamt verfügt der "Sächsische Hof" mehr als 40 Zimmer mit knapp 60 Betten.

Neue Geschäftsführerin ist Meiningerin

Der neue Pachtvertrag läuft offiziell über die Stadt, die die Konditionen aber, ohne selbst Gewinn zu machen, an die neue Geschäftsführerin weitergibt. Kerstin Kellermann hat sich gegen einen weiteren Bewerber durchgesetzt, wie es hieß. Die gelernte Hotelfachfrau hat viele Jahre Arbeitserfahrung in der Gastronomie und Hotellerie, auch im Führungsbereich.

So hat Kerstin Kellermann bis 2019 das "Henneberger Haus" in Meiningen, eine Gaststätte mit Pension, mit geleitet. Sich als Geschäftsführerin für den "Sächsischen Hof" zu bewerben, war für sie auch eine emotionale Angelegenheit. Ihr sei es wichtig, dass das Haus von jemandem geführt wird, der Kondition hat und es ernst meint. Mit ihr gäbe es in jedem Fall Kontinuität: "Ich bin Meiningerin und bleibe es auch."

Zudem reize sie das Haus an sich. In seiner 200-jährigen Geschichte hat der "Sächsische Hof" schon viele prominente Gäste beherbergt, darunter Richard Wagner, Johannes Brahms, Helmut Kohl, Klaus Maria Brandauer und Victor von Bülow, besser bekannt als Loriot.

Herausforderung: Personal finden

Der Eigentümer hatte zuvor Teile des Hauses renoviert, darunter einen Bankett-Saal, der an Tagungsgäste vermietet werden kann. Das Gebäude ist damit insgesamt in einem guten Zustand. Für die neue Betreiberin Kerstin Kellermann stand jedoch eine aufwendige Grundreinigung an: "Die Staubschicht, die sich in den vergangenen Monaten abgesetzt hat, war sehr dick".

Die größte Herausforderung für die Wiedereröffnung war jedoch die Suche nach Personal. Ausgeschrieben waren insgesamt 20 Stellen. Mittlerweile sei es gelungen, die Hälfte der Stellen zu besetzen. Weitere Bewerbungsgespräche seien geplant. Besonders gefreut habe die neu Geschäftsführerin, dass sich auch viele aus dem alten Team wieder beworben haben.

Erste Buchungen eingegangen

Aus der Stadt gab es viel positive Resonanz, berichtet Kerstin Kellermann: "Ob nun die Einzelhändler, oder die Wäscherei - viele werden von der Wiedereröffnung profitieren". Selbst der Inhaber vom "Henneberger Haus", das sich direkt gegenüber des "Sächsischen Hofs" befindet, freut sich. Jede Art von Belebung der Stadt sei in seinem Sinne.

Und auch die ersten Buchungen sind schon eingegangen. Insbesondere ehemalige Stammgäste hätten sich schon gemeldet, berichtet Kerstin Kellermann. Und auch drei Hochzeiten sind schon eingebucht. Dennoch stellt sich die neue Geschäftsführerin darauf ein, dass sich in diesem Jahr noch vieles zurecht ruckeln muss. Gerade auf lukrative Gruppenreisen könnte der "Sächsische Hof" in diesem Jahr kaum mehr setzen, denn die seien in der Regel längst gebucht.

Kerstin Kellermann nimmt das aber sportlich. Auch, weil sie für die neue Ära unter ihrer Leitung einen längeren Zeithorizont im Blick hat. Der Pachtvertrag läuft zunächst fünf Jahre, mit der Option auf Verlängerung um weitere fünf Jahre.

MDR (dvs)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Das Fazit vom Tag | 06. April 2023 | 18:40 Uhr

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