
Diskussion Userkommentare im Februar: Die Zahlen und Top-Themen
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04. März 2025, 05:00 Uhr
Das Jahr ging heftig los - und im Februar noch heftiger weiter: Unser Rückblick auf die Userkommentare, mit einem Promille davon von uns eingesprochen und einem zuletzt unschönen Trend der Tonalität.
Userkommentare im Februar
Ja doch, wenn Wahl ist, muss es noch mehr werden... Also legte der Februar noch einmal zu im Vergleich zum schon heftigen Januar. Mehr hatte nur der von "Brombeer"-Diskussionen geprägte Oktober des vergangenen Jahres mit 39.000 Kommentaren auf allen Kanälen.
Auf der Website hatten wir im Februar 349 eigene Artikel. Davon waren 78 Prozent der Themen außerhalb des "Blaulichtbereichs" (wie Unfälle, Todesmeldungen, Prozesse, Ermittlungsverfahren) und der aus der Kulturredaktion gelieferten Artikel kommentierbar. Auf Facebook gab es 200 Postings, auf Instagram 156. Auf der Website blieben 16 Prozent der kommentierbaren Artikel unkommentiert.
Zur Grafik: Im Mai/Juni 2024 lieferten die Kommunalwahlen erhebliche Kommentarzahlen. Die Zahlen der Landtagswahl-Woche im September 2024 wurden bisher nur von denen rund um die Ministerpäsidentenwahlen 2020 übertroffen. Die Datumsangaben bezeichnen den Beginn der jeweils erfassten Woche.
Die Topthemen
In unseren digitalen Kneipen aufgeschnappt
Hier einige Ihrer veröffentlichten und unveröffentlichten Kommentare - viel Spaß beim Anhören und vielen Dank an Abu Seif, Alexander Sonnenberg, Anita L., Arne Mitsching, Bria21, camper21, Elisabeth Windisch, G_Kellner, Günay Tolpol, Guter Schwabe, Ilse, Kira Hoffmann, knarf, lfink_26x, Lancelot du Lac, Lavendel, Mal Nachdenken, Marcel Hartleib, martin, metalmedichewie, mingerzahn_42, Peter Meier, René Tußler, Roland Nitsch, Sascha, Stefan Rausch, the_ilmfurter, Thomas Schmidt, Thommi Tulpe, tom.hellmich95, Ulrike Zaum, Veit Hühner, weil's so nicht unwidersprochen bleiben darf und einige aus Gründen Ungenannte.
... und dann gab es da auch noch...
Facebook, Meta und Politik-Themen sorgen ja immer wieder für Schlagzeilen. Nach den letzten Änderungen beim Mutterkonzern Meta zeichnet sich eine leichte Reichweitensteigerung für politische Themen ab, die in den vergangenen anderthalb Jahren trotz hohen Kommentar-Interesses sehr zurückhaltend in die Feeds verteilt wurden. Nach wie vor zeigt sich aber weiter kein klarer Zusammenhang, denn Likes scheinen mehr zu hoher Reichweite beizutragen als verhältnismäßig hohe Kommentarzahlen. Facebooks angekündigte Trennung von Faktencheckern wie Nachrichtenagenturen spielt bei uns keine Rolle, da der Schritt zunächst auf die USA beschränkt ist, entsprechende Ergänzungen extrem selten sind und ja auch weiterhin unsere Faktenregeln gemäß Netiquette gelten.
Weil wir schon bei Facebook sind: Reflexhaft nahmen die User an, ein Tourismus-Projekt wie der geplante Oberhofer Skywalk wäre ein staatliches Vorhaben und Grund, über so eine Ausgabe von Steuermitteln zu schimpfen. Es geht allerdings nachlesbar um eine Unternehmens-Investition...
Zu den eher psychologischen Konstanten zählt auch, dass unter Meldungen zu ausgesetzten Hunden die massivsten Gewaltfantasien mit oft erschreckend großer Kreativität zu lesen sind - und dass Energiethemen wie die Jenaer Wärmeplanung grundsätzliche Diskussionen auslösen. Energie plus Export plus US-Politik auf einen Schlag lieferte dann der Stopp für US-Exporte des Stahlwerks Unterwellenborn.
Überraschend waren die wenigen Kommentare zur Zahl ausländischer Ärzte in Thüringen und die Kommentare unter einem Artikel über monatelange Bearbeitungszeiten für wichtige Geldzuweisungen: Anders als das übliche reflexhafte Schimpfen über die Behörden, bekamen die darin klagenden Bafög-Antragsteller zunächst das Gegenteil von Mitleid, und es entspann sich dann eine mäßig freundliche, aber einsichtsreiche Diskussion über den Blick auf Ausbildungen aller Art und ihre Finanzierung, auf den Stellenwert von Ausbildung und Studium mit reichlich eigenen Erfahrungen.
Kleines Geständnis: Manchmal machen wir eine Ausnahme, dass "Blaulicht"-Themen nicht kommentierbar sind. Hier waren Schaden und Kriminalitätsgehalt im Verhältnis zur Kuriosität insgesamt noch so, dass das Facebook-Publikum den Stromdiebstahl für eine Erfurter Party mit spitzer Zunge kommentieren durfte.
Unter "hart, aber facettenreich" fiel die Diskussion über den in Jena angebrachten Automaten für sterile Drogenuntensilien, um zumindest einige Gesundheitsgefahren des Konsums zu verringern.
Ommmmmmmmmm
Natürlich sind Wahlkampfzeiten emotionale Zeiten. Anders als während der Wahlkämpfe des vergangenen Jahres schlugen in den vergangenen Wochen die Emotionen erkennbar höher - und regelmäßig definitiv zu hoch bei einem kleinen aber sehr aktiven Teil der Userschaft. Wir sind uns nicht ganz sicher, ob Sie wirklich wollen, dass wir diese Dinge auch veröffentlichen, die Sie uns als Kommentar zur Veröffentlichung posten. Manchmal entsteht schon ein wenig der Eindruck, jemand wolle einfach einen Frustbeutel voller Gehässigkeit auf uns und vielleicht andere werfen. Auch wenn es in der Realität nichts bewirkt, hat es vielleicht für die Betreffenden einen selbstbestärkenden Effekt, wie es der Journalist Yan Matusevich sieht.
Zerstörerische Rhetorik hat etwas Befriedigendes, ein emotionales Hochgefühl, beleidigend zu sein, Grausamkeiten zuzulassen, zu provozieren.
Wir ergänzen aus Erfahrung: Und abhängig machend, weil auch nach kurzem Einbremsen die Rückfälle garantiert sind. Mit den Diskussionen hier hat das jedenfalls nichts zu tun - und wir überlegen, solche Postings öfter unter dem jeweiligen Pseudonym auch zu veröffentlichen (wenn damit Beworfene nicht erkennbar sind). Eine kleine Auswahl, die leider keine lange Suche erforderte und anders als normalerweise tatsächlich nur die Spitze eines Berges darstellte:
"Was haben Sie dann für psychische Probleme, darunter zu antworten?" - "Was für ein Gesülze... armes Menschlein." - "Verpiss dich!" - "Sind Sie geisteskrank?" - "RAF und NSU hatten beim Volk keinen Rückhalt. Und Attentate auf natürliche Bürger gab es auch nicht." - "Sie ticken doch nicht mehr ganz sauber." - "Dummes Zeug, aber für Sie reicht es!" - "Ihr Scheißer vom MDR habt ganz sicher das Rückgrat Eurer Eltern vererbt bekommen." - "Steck dir dein Zitat dahin, wo die Sonne nicht scheint." - "Aus welcher Gosse kommen Sie eigentlich?" - "Hast du nur noch Grütze im Kopf?" - "Ich bin grad wieder scheißen, ich hab grad Zeit, antworte."
Jetzt schalten wir noch kurz rüber zu Facebook:
"Dann wird der Senf Ossi-Dreck. Ich fresse keine Nazischeisse aus dem Osten!" - "Jetzt ist die Bundesregierung schon daran schuld, dass die blau/braunen Ossi-Schlümpfe zu dumm zum Saufen sind." - "Linke Ratten sollten kein Bier trinken." - "Die eigene geistige Trägheit und menschliche Verkommenheit öffentlich zur Schau gestellt. Toll, Sie perfekter Klischee-Zoni." - "Ins Hirn geschissen da kommt nur Scheiße raus." - "Was willst du Pissnelke denn?"
Danke für diese Eindrücke, die für sich sprechen. Deshalb hier jetzt tatsächlich auch ganz und gar kommentarlos nur unsere Empfehlung für die nächste Zeit, um wieder zum üblichen Standard zurückzukehren. Übrigens: Kreativer Sarkasmus in der Sache bringt mehr Anerkennung.
Vielen Dank im Voraus!
MDR (csr)