Revue für Marlene Dietrich Theater Rudolstadt beleuchtet Leben einer Hollywood-Ikone
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09. Februar 2025, 17:29 Uhr
Sie war die fesche Lola im "Blauen Engel", Filmstar und Stilikone, aber auch bekannt für ihre klare Haltung gegen die Nazis. Jetzt widmet sich das Theater Rudolstadt dem bewegten Leben von Marlene Dietrich. In einer Revue mit den Songs, die sie berühmt machten – live mit den Thüringer Symphonikern. Zugleich will Regisseur Steffen Mensching auf den Menschen hinterm Mythos blicken. "Engel auf Weltreise" überzeugt da nicht vollkommen, wie unsere Kritikerin findet.
- Am Theater Rudolstadt feierte am Samstagabend ein Stück über Marlene Dietrich seine Uraufführung.
- Gesungen wurden berühmte Lieder wie "Sag mir, wo die Blumen sind", live begleitet von den Thüringer Symphonikern.
- Die Revue beleuchtet das Leben der Diva zu schablonenhaft, urteilt unsere Kritikerin.
Halb geschlossene Augen, lasziver Blick und eine rauchige Stimme – das waren die Markenzeichen von Marlene Dietrich. Nicht nur ihr unkonventioneller Lebensstil machte die unvergessene Film- und Stil-Ikone zu einer faszinierenden Künstlerin. Auch war sie eine Frau mit klarer politischer Haltung: Trotz großer Charme-Offensiven verwehrte sie sich jeglicher Vereinnahmung durch die Nationalsozialisten.
Stück zeigt Leben abseits von Glanz und Glamour
In der Revue "Engel auf Weltreise" am Theater Rudolstadt ist Marlene Dietrichs Leben schon lange nicht mehr in Glanz und Glamour getaucht. Dreckige Gläser stehen herum, Papiere bedecken den Boden und die Diva liegt viel auf dem Sofa. Um nicht aufstehen zu müssen, benutzt sie einen Greifarm. Ein Hauch von Hollywood findet sich nur noch in Frisur und Outfit: Ulrike Gronow trägt als Marlene Dietrich einen weißen, mit Federn besetzten Morgenmantel, ihre Haare sind in die typische weiche Welle gelegt.
Schauplatz der Rudolstädter Inszenierung ist Marlene Dietrichs letzte Wohnstätte, eine Pariser Wohnung, in der sich die Ausnahmekünstlerin in ihren letzten Lebensjahren einschloss. Sie wollte nicht, dass die Welt sie als alte und zerbrechliche Frau sieht, sondern als ewige Femme fatal in die Geschichte eingehen. Die Einsamkeit forderte einen hohen Preis, befeuerte einen Seelenzustand, der sie letztlich in eine Tabletten- und Alkoholsucht trieb.
Schwierige Beziehung zwischen Mutter und Tochter
Neben Marlene Dietrich selbst treten ihre Tochter Maria Riva (gespielt von Clara Sindel, die bei der Premiere für die erkrankte Laura Bettinger eingesprungen ist) und ihre letzte Sekretärin Norma Bosquet (Katrin Strocka) auf. Beide sind in der Pariser Zeit wichtige Bezugspersonen für sie. Und in der Aufführung am Theater Rudolstadt zwei Figuren, die kontrastierende Blickwinkel auf die Filmikone bieten.
Die Sekretärin vergöttert Marlene Dietrich, ihre Tochter dagegen lässt keine Gelegenheit aus, sie als schlechte Mutter zu bezeichnen und ihr ihre vielen Liebschaften vorzuwerfen. Es fallen Sätze wie: "Ich hatte keine Mutter. Ich war das Eigentum einer Königin."
Revue in Rudolstadt mit Songs von Dietrich
Die drei Schauspielerinnen erzählen und erinnern an alle wichtigen Ereignisse in Marlene Dietrichs Leben. Wie sie ihre ersten Erfolge noch in Deutschland feierte, dann nach Amerika auswanderte, weltberühmt wurde, nach der Film- eine Gesangkarriere startete. Und auch, wie sie von den Nazis unter Druck gesetzt wurde, sich aber entschieden dagegen verwehrte zum Propagandamittel der Rassenideologie zu werden.
Durchwebt ist der collagenhafte Abend mit all ihren bekannten Liedern – von "Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt" über "Lili Marleen" bis "Sag mir, wo die Blumen sind". Meist von den drei Schauspielerinnen gemeinsam gesungen, immer live begleitet von den Thüringer Symphonikern.
Theater Rudolstadt wird Dietrich nicht gerecht
Der Rudolstädter Intendant Steffen Mensching, der den Abend konzipiert hat, wollte ganz offensichtlich nicht das perfekte Bild einer überlebensgroßen Ikone zeichnen. Sondern: die aus der Ferne so unnahbar, so unerreichbar wirkende Marlene Dietrich als doch recht normalen Menschen mit Schwächen, Fehlern und Ängsten zeigen. Die Herangehensweise ist durchaus interessant, mit dem kritischen Blick der Tochter den Mythos Marlene Dietrich zu prüfen und stellenweise auch zu dekonstruieren.
Nur gerade in den nachdenklichen Momenten fehlt es dem Abend eindeutig an Fallhöhe und Differenzierung. Vielleicht hätte es geholfen, die echte Marlene mal auf die Wand zu projizieren, um ihrer Ausstrahlung, ihrem Zauber Raum zu geben. Durch das schablonenhafte Erzählen bleibt jedoch am Ende größtenteils das Bild eines verbitterten Hausdrachens übrig. Etwas zu profan, um der Dietrich gerecht zu werden.
Quelle: MDR KULTUR (Marlene Drexler), Redaktionelle Bearbeitung: ks, vp
Weitere Informationen zum Stück
"Engel auf Weltreise. Eine Revue für Marlene Dietrich von Steffen Mensching mit den Thüringer Symphonikern"
Koproduktion von Orchester und Schauspiel
Uraufführung am 8. Februar 2025
Theater im Stadthaus
Platz der OdF 1
07407 Rudolstadt
Weitere Termine (Auswahl)
- Di, 11. Februar, 15 Uhr
- Fr, 21. Februar, 19:30 Uhr
- Fr, 7. März, 19:30 Uhr
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 10. Februar 2025 | 08:40 Uhr