Saalfeld Ruine ist Geschichte: Warum Städte ihre Schrottimmobilien trotzdem so schwer loswerden
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15. Dezember 2024, 21:44 Uhr
Schrottimmobilien - Gebäude, die von den Eigentümern nicht saniert werden und irgendwann nicht mehr bewohnbar sind - gehören in vielen Thüringer Kommunen zum Stadtbild. Die Stadtverwaltungen können meist nicht viel tun. Trotzdem gibt es Möglichkeiten. Die Stadt Saalfeld hat jetzt eine Schrottimmobilie abreißen lassen, die sie nach jahrelangen Verhandlungen von der Erbengemeinschaft gekauft hatte.
Der Abrissbagger hat ganze Arbeit geleistet. Von der Ruine, die hier in der Langen Gasse, keine fünf Minuten von der Innenstadt entfernt, bis vor wenigen Tagen noch stand, ist kaum noch etwas zu sehen. Stück für Stück wurden die zerfallenen Mauern in den vergangenen Tagen abgetragen.
50.000 Euro habe die Stadt für den Abriss gezahlt, sagt Saalfelds Bürgermeister Steffen Kania (CDU), der seit Ende September auch Präsident des Thüringer Gemeinde- und Städtebundes ist.
Wohnhaus stand seit 1990er-Jahren leer
"Wir waren mit der Eigentümergemeinschaft schon lange im Gespräch und haben immer wieder versucht, dort einzugreifen", sagt Kania. Seit den 1990er-Jahren stand das Wohnhaus leer. Der Bauzustand verschlechterte sich immer weiter. Mehrmals hat es in dem Gebäude gebrannt. Im Februar 2024 dann, sagt Kania, sei es der Stadt nach längeren Verhandlungen gelungen, das Grundstück zu kaufen. Über den Kaufpreis sei Stillschweigen vereinbart worden.
Das muss die Stadt aus eigenen Mitteln leisten. Die Summe müssen wir erst einmal vorfinanzieren.
50.000 Euro kostet die Stadt der Abriss. "Fördermittel gibt es für solche Immobilien in der Regel nicht", sagt Kania. "Das muss die Stadt aus eigenen Mitteln leisten. Die Summe müssen wir erst einmal vorfinanzieren." Die Ausgaben für den Kauf sollen refinanziert werden - durch den Verkauf des Grundstücks.
Grundstück soll an Höchstbietenden verkauft werden
Als nächstes will die Stadt das Grundstück deshalb zum Verkauf ausschreiben und an den Höchstbietenden verkaufen. Dann soll darauf neuer Wohnraum entstehen. "Wie der genau aussieht, ob ein Mehrfamilienhaus oder Einfamilienhaus entsteht, hängt vom Käufer ab", sagt Kania.
Die Stadt hat Glück, sagt er: "In der direkten Innenstadt, in der es belebt ist, haben wir keine Immobilien dieser Art." Stadt, Wohnungsgesellschaften und Privatpersonen haben dort seit 1990 umfangreich saniert. Aber vor allem in den Nebenstraßen gibt es laut dem Bürgermeister viele dieser Immobilien. "Manchmal liegen die Häuser im Dornröschenschlaf. Dort würde sich eine Sanierung durchaus noch lohnen. Aber es gibt eine ganze Reihe von Immobilien, die wirklich nicht mehr gerettet werden können."
Schrottimmobilien "nicht schön" für das Stadtbild
Die Stadt bemüht sich schon seit vielen Jahren, das Problem anzugehen. Vor den Schrottimmobilien hat die Stadtverwaltung Schilder aufgestellt, mit dem Hinweis darauf, dass die zerfallenen Gebäude nicht der Stadt gehören. "Viele Bürger sagen uns, Stadt kümmere dich mal! Das sieht nicht schön aus im Stadtbild", sagt Kania. "Wir haben Straßenzüge, die sehr schön saniert sind. Dann steht ein Haus dazwischen, das zerfällt."
Viele Bürger sagen uns, Stadt kümmere dich mal! Das sieht nicht schön aus im Stadtbild.
Doch die Stadt habe nicht viele Möglichkeiten. Das hänge zuallererst mit dem zurecht hohen Stellenwert des Eigentums in Deutschland zusammen, so der Bürgermeister. Jeder Eigentümer könne grundsätzlich mit seiner Immobilie erst einmal machen, was er möchte. Dazu gehöre auch, mit der Immobilie nichts zu machen.
Stadt mit drei Optionen bei Schrott-Immobilien
Kontakt zu den Eigentümern aufzunehmen, dauere häufig Jahre. Eigentümer und Erbengemeinschaften seien oft über die ganze Welt verstreut. Teilweise seien die Erben nicht zu finden, oder es gebe unter den Erben Meinungsverschiedenheiten zum Umgang mit dem Haus. Einige könnten es sich nicht leisten, die Immobilie zu sanieren. Und einige hätten auch falsche Vorstellungen, welche Preise sie mit dem Verkauf der zerfallenen Immobilie noch erzielen könnten, sagt Kania.
Dennoch hat die Stadt laut Kania drei Möglichkeiten, die sie auch weiter nutzt, um den Bestand der Schrottimmobilien zu verringern: Sie macht den Eigentümern Kaufangebote, sie vermittelt zwischen Eigentümern und Kaufinteressenten oder sie veranlasst - wenn Gefahr für die Allgemeinheit besteht - die Zwangsversteigerung der Gebäude.
So arbeitet sie sich langsam voran. Die Stadt führt ein Kataster, in der die Immobilien erfasst sind, die noch saniert werden können. Laut dem Bürgermeister stehen rund 30 Gebäude auf der Liste.
Eigentümer ließen selbst abreißen
Manchmal fassen sich die Eigentümer auch selbst ein Herz: Im Fall einer Schrottimmobilie am Lindenplatz an der Caspar-Aquila-Grundschule sind die Eigemtümer selbst ihrer Pflicht nachgekommen und haben das Gebäude abreißen lassen.
Im Saalfelder Ortsteil Schmiedefeld sucht die Stadt zurzeit nach dem Eigentümer eines kleinen Platzes, den sie neugestalten möchte, um an die Bergbauzeit von Schmiedefeld zu erinnern. Alles was sie hat, ist der Eintrag eines Eigentümers, der aber schon in den 1960er-Jahren gestorben ist. Bevor der oder die Erben nicht gefunden werden, kommt die Stadt mit ihren Plänen, den Platz neuzugestalten, nicht weiter.
MDR (sre/dr)
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Das Fazit vom Tag | 15. Dezember 2024 | 18:20 Uhr
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