Industriedenkmal Wie geht es weiter mit dem Kulturpalast-Verein?
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10. Mai 2022, 17:00 Uhr
Seit einem Jahr ist der Kulturpalast-Verein Unterwellenborn im neuen Domizil in der alten Gasmaschinenzentrale. Die Mitglieder wollen das Industriedenkmal zum Museum umgestalten, doch vorher müssen sie erst einmal das Personalproblem lösen. Außerdem sind wegen der verschlissenen Elektroanlage im Moment keine Veranstaltungen möglich. Ist die Gasmaschinenzentrale nur Klotz am Bein des Vereins?
Wer auf der Bundesstraße 281 zwischen Pößneck und Saalfeld unterwegs ist, kann sie gar nicht übersehen: die alte Gasmaschinenzentrale. Die GMZ war lange Teil des riesigen Maxhütte-Geländes in Unterwellenborn. Doch am 10. Juli 1992 wurde dort der letzte Block gegossen. Er liegt heute in der Gasmaschinenzentrale, inmitten hunderter Exponate aus der langen Geschichte der Stahlerzeugung in Unterwellenborn.
Nach dem Abriss des alten Stahlwerkes begann der Umbau des Komplexes. Heute ist das Gelände ein ganzer Industriepark mit vielen kleinen und mittelständischen Unternehmen. Herzstück ist das neue Stahlwerk Thüringen, das in diesem Jahr seinen 30. Geburtstag feiert. Die alte Gasmaschinenzentrale liegt in unmittelbarer Nachbarschaft zum Werk.
Seit knapp einem Jahr sind Torsten Ströher und der Kulturpalast-Verein neue Hausherren in dem historischen Gebäude von 1921. Der bisherige Träger, der Verein "Gasmaschinenzentrale", löste sich 2021 auf. Die Eigentümerin des Gebäudes, die Landesentwicklungsgesellschaft (LEG) Thüringen suchte lange nach einer Lösung für das historische Erbe.
Große Pläne, aber holpriger Start
Der Unterwellenborner Kulturpalast-Verein will nun die Gasmaschinenzentrale umgestalten. Aus dem Industriedenkmal soll ein Museum werden. Dazu ist geplant, die Ausstellung komplett zu überarbeiten. Der Verein setzt auch auf neue, interaktive Elemente. Doch der Start ist holprig: "Es ist kein Geheimnis, es gibt gewisse Einschränkungen momentan, was die Technik, die Elektrik, angeht", sagt Vereins-Chef Torsten Ströher. "Es ist aber jetzt auf dem Weg gebracht, alles wieder zu modernisieren oder auf den aktuellen Sicherheitsstand zu bringen."
Als Gutachter Anfang des Jahres die alte Elektroanlage überprüften, schränkten sie den Weiterbetrieb des Hauses für die Öffentlichkeit ein. Nur bei Tageslicht dürfen jetzt noch Veranstaltungen stattfinden. Ein Problem für den Verein, der den Betrieb der GMZ mit Führungen, Konzerten und Lesungen finanzieren muss. Ein neues Konzept für das historische Gebäude sieht eine Kapazität von 200 Besuchern bei Tanzveranstaltungen vor, bei Konzerten sollen es maximal 500 sein.
Es ist kein Geheimnis, es gibt gewisse Einschränkungen momentan.
Zuletzt hatten sie am 1. Mai ein volles Haus. Mit einem bunten Programm für Familien und Kinder lockten sie hunderte Gäste in die GMZ. Jetzt hat die LEG Elektriker beauftragt, die alte Anlage bis Anfang Juni zu reparieren. Dann plant der Verein ein Konzert in der großen Halle. Wenn es nach Torsten Ströher und seinen Mitstreitern ginge, würde es auch wieder Konzerte im alten Kulturpalast in Unterwellenborn geben.
Genau vor 70 Jahren legten dort die Maxhütte-Kumpel den Grundstein für ein Haus, das bis zur Wende kulturelles Zentrum des Ortes war. Später wurde das Gebäude verkauft. Der aktuelle Eigentümer duldete zunächst die Arbeit des Vereins, erteilte ihm allerdings 2019 Hausverbot. Im Moment scheint das Tischtuch zerschnitten, doch der Verein will die Hoffnung nicht aufgeben. "Das ist nicht abgehakt, das ist immer noch unser Hauptthema", sagt Torsten Ströher. "Weil der Kulturpalast es einfach verdient hat, erhalten zu bleiben. Er steht unter Denkmalschutz seit 1987."
Großes Interesse an Führungen
Trotzdem wollen die Vereinsmitglieder nun im neuen Domizil in der Gasmaschinenzentrale heimisch werden. In Zukunft soll es wieder Führungen durch das Gebäude geben. Das Interesse ist nicht nur bei Einzelpersonen groß, auch viele Schulklassen wollen eine Zeitreise in die Geschichte des Stahlwerks "Maxhütte" unternehmen.
Riesige Großgasmaschine als neuer Höhepunkt
In der veränderten Ausstellung soll die riesige Großgasmaschine neuer Höhepunkt werden. Sie ist einer von ursprünglich sieben Generatoren, die 65 Jahre lang das Maxhütten-Netz mit Strom versorgten. Bei Führungen kann man das große Schwungrad sogar noch in Bewegung erleben. Das Problem: Nur im Ehrenamt sind solche Führungen und Veranstaltungen für den Verein nicht zu stemmen.
Deshalb wünscht sich Torsten Ströher, dass der Verein und sein geplantes Museum personelle Unterstützung bekommen. Eine Teilzeitkraft sollte es mindestens sein, um die Vorhaben umsetzen zu können. Die LEG plant zwar, weiter in das historische Gebäude zu investieren, für Personalkosten will sie aber nicht aufkommen. Auch der Landkreis tut sich schwer.
Hoffen auf Geld für Teilzeitkraft
Laut Landratsamt Saalfeld-Rudolstadt ist vorgesehen, dass der Kreistag in seiner nächsten Sitzung über eine Finanzspritze für den Verein entscheidet. Ob die Vereinsmitglieder das Geld für Personal einsetzen dürfen und in welcher Höhe Mittel aus Saalfeld fließen, ist aber noch völlig unklar. Trotzdem wollen die Vereinsmitglieder weiter ihr Konzept in der Gasmaschinenzentrale umsetzen. Dafür soll in Kürze der Mietvertrag mit der LEG verlängert werden.
MDR (rom)
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Regionalnachrichten | 10. Mai 2022 | 14:00 Uhr
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