Sechs Lehrer für sieben Klassen "Einfach durchhalten": Die Dorfschule Remptendorf im Krisenmodus
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31. Januar 2025, 11:06 Uhr
Die Regelschule in Remptendorf hat mit massivem Lehrermangel zu kämpfen. Sechs Lehrer stehen der Schulleiterin Stefanie Elster noch für sieben Klassen zur Verfügung. Was zählt, sei die Suche nach der besten Lösung für die Kinder an der Schule. Ein Interview mit der Schulleiterin.
Wie sieht Ihre aktuelle Situation aus, Frau Elster?
Stefanie Elster: Die Lehrersituation an der Regelschule Remptendorf, im Saale-Orla-Kreis war schon immer relativ angespannt, auch in den vergangenen Jahren. Aber es war immer so, dass wir mit geringen Stundenplan-Kürzungen, die kaum aufgefallen sind, eigentlich gut über die Runden gekommen sind.
Zum einen hatten wir die Verrentung, also dass zwei Kollegen in Rente gegangen sind. Die Stellen wurden teilweise auch neu besetzt beziehungsweise vom Schulamt Ostthüringen ausgeschrieben. Zum anderen haben wir Kollegen, die aktuell aus verschiedenen Gründen nicht an der Schule sind. Und das ist momentan unser Problem. Das sind allerdings Stellen, die nicht verfügbar sind, sodass es vom Schulamt keine Stellenausschreibungen geben kann.
Was haben Sie bisher unternommen?
Ich stehe im regelmäßigen Kontakt mit dem Schulamt Ostthüringen, in der Hoffnung, dass doch irgendwann ein Bewerber auftaucht. Vieles erfahre ich auch über Hörensagen. So habe ich zum Beispiel unseren neuen Sportkollegen gewonnen. Er hat sich einfach bei mir gemeldet, und dann haben wir alle Kräfte mobilisiert, damit er hier eine Stelle bekommt.
Das heißt, es wurde sogar eine neue Stelle geschaffen, obwohl dies ursprünglich nicht vorgesehen war. Und dann versuchen wir, den Unterricht, der eigentlich ausfallen würde, in den oberen Klassen durch Freiarbeit zu kompensieren. Bei den jüngeren Schülern bin ich zudem mit meinen Stundenzahlen exorbitant hochgegangen.
Wie sieht das sogenannte Freiarbeiten aus?
Über Edupage, unsere Lernplattform, bekommen die Schüler didaktisch aufbereitetes Material. Dort kann ich Lernmodule einstellen, die Materialien, Filme und Links enthalten. Die Schüler bearbeiten die Aufgaben mit Hilfe der schuleigenen Tablets. Sie müssen sich die Inhalte dann mit Hilfe des aufbereiteten Materials, Internetzugang und, wenn sie nicht weiterkommen, auch mit meiner Unterstützung erarbeiten.
Wurde Ihnen schon Hilfe vom Schulamt angeboten?
Die Referentin beim Schulamt gibt ihr Bestes und ist auch bereit, unkonventionelle Wege zu gehen und kreativ zu denken. Leider gibt es keine adäquaten Bewerber, und ich denke, das liegt an unserer ländlichen Lage. Remptendorf liegt im Saale-Orla-Kreis bei der Bleilochtalsperre. Daher machen wir selbst Werbung für uns und betonen, wie schön es bei uns ist: "Da arbeiten, wo andere Urlaub machen."
Wie werden Sie jetzt erstmal weiter vorgehen?
Einfach durchhalten! Perspektivisch wird sich die Personalsituation - wenn auch nicht deutlich, aber hoffentlich bald - etwas entspannen. Nach den Winterferien bekommen wir einen Kollegen aus Hirschberg, der bei uns im Hybridunterricht in den neunten und zehnten Klassen aushilft. Ansonsten müssen wir abwarten, was die Zeit bringt.
Wenn Sie den Beruf als Lehrer an Ihrer Schule in drei Sätzen schmackhaft machen müssen, was würden Sie sagen?
Wir sind eine kleine Schule, und wir sind wirklich eine Schulfamilie. Ich kenne meine Schüler, weiß, welches Päckchen sie zu tragen haben. Das schafft eine eigene Atmosphäre und bringt Herzlichkeit und Vertrauen mit sich. "Das ist der wichtigste Punkt, der unsere Schule ausmacht und dem man mit nichts aufwiegen kann!"
Vielen Dank für das Interview!
MDR (cfr)
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 30. Januar 2025 | 19:00 Uhr