Vorwurf Untreue-Verdacht bei Jenaer Tafel - Anzeige gegen Ex-Vorstandschef
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02. Mai 2023, 20:49 Uhr
Es geht um mindestens 100.000 Euro, die der ehemalige Vorsitzende der Jenaer Tafel veruntreut haben soll. Der neue Vorstand stellte deshalb Strafanzeige. Der Beschuldigte hat für den Vorgang eine eigene Erklärung.
Gegen den langjährigen Vorsitzenden der Jenaer Tafel ist Strafanzeige wegen Untreue gestellt worden. Er soll über drei Jahre lang Geld widerrechtlich von den Vereinskonten abgehoben und teils auf dubiose Konten im In- und Ausland überwiesen haben. Das teilten am Dienstag der Tafel-Verein und der Awo Regionalverband Mitte-West-Thüringen mit, die seit März kooperieren.
Für die Jenaer Tafel sollte es unter dem Dach der Awo und mit einer hauptamtlichen Tafelleiterin für die betrieblichen Abläufe ein Neustart sein. Doch mit der Übernahme der Geschäfte fanden Leiterin Katja Pfeifer und der amtierende Vereinschef Manfred Müller jede Menge Ungereimtheiten bei den Finanzen der Tafel. Der Verdacht: Der ehemalige Chef habe jahrelang hohe Summen unterschlagen. Müller spricht von mindestens 100.000 Euro, die Prüfungen laufen noch.
Ex-Vorsitzender: Bin Internet-Betrügern aufgesessen
Mitte April ist bei der Oberstaatsanwaltschaft in Gera Strafanzeige gestellt worden. Denn Vereinschef Müller zufolge könnte es sich um Wirtschaftskriminalität handeln. Mit den Verdacht konfrontiert, erklärte der ehemalige Vereinsvorsitzende auf Anfrage von MDR THÜRINGEN, er habe kein Geld auf die Seite gelegt. Vielmehr sei er Internet-Betrügern aufgesessen. Zusammen mit seinem Anwalt habe er bereits Ende März Strafanzeige wegen Internetbetrugs bei der Polizei gestellt.
Für die Jenaer Tafel, die wie die anderen Tafel-Vereine im Land auch schwierige Jahre hinter sich hat, ist es ein herber Schlag. Von Rufschädigung und Vertrauensverlust ist die Rede. Zum Glück, so Manfred Müller, sei der Schaden nicht existenzbedrohend für den Verein. Zusammen mit Leiterin Katja Pfeifer will er jetzt die Flucht nach vorn wagen und sich um Schadensbegrenzung bemühen.
Dabei baut er auch auf die professionelle Unterstützung des Awo Regionalverbandes. Zuversichtlich zeigt sich auch dessen Vorstandsvorsitzender, Frank Albrecht. Die weitere Arbeit der Tafel sei nicht gefährdet, so Albrecht. Sie solle sogar noch um Beratungsangebote erweitert werden.
Die Arbeit der Tafel in Jena
Getragen wird der vor 28 Jahren gegründete Verein durch die Arbeit von rund 70 Ehrenamtlichen und geringfügig Beschäftigten. Einige von ihnen sind schon seit über 20 Jahren dabei. Sie holen wochentäglich zwischen drei und fünf Tonnen Lebensmittel aus den Märkten ab und geben sie im Tafelhaus in Jena-Lobeda an Bedürftige weiter.
Gegen einen kleinen Obolus gibt es dort ein warmes Mittagessen. Auch eine Kleiderkammer unterhält der Verein. Laut Müller sind derzeit 980 sozial Bedürftige aus über 400 Familien Woche für Woche auf das Angebot der Jenaer Tafel angewiesen.
MDR (prell/sar)
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 02. Mai 2023 | 20:00 Uhr