Annekatrin Lemke, o.T., Acryl auf Lindenholz, Relief, 100x80 cm 5 min
Wolfgang Schilling stellt die Ausstellung room.shape.icon im Jenaer Kunstverein mit Kunst von Annekatrin Lemke und Christian Henkel
vor.
Bildrechte: Annekatrin Lemke
5 min

Bei der Schau im Kunstverein Jena loten die beiden Thüringer Künstler und gelernten Bildhauer Annekatrin Lemke und Christian Henkel die Möglichkeiten ihrer Kunst und des Raumes aus. Mehr von Wolfgang Schilling.

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room.shape.icon Jenaer Kunstverein mit neuer Schau auf neuen Wegen

02. März 2024, 10:37 Uhr

Bei der Schau room.shape.icon im Kunstverein Jena loten die beiden Thüringer Künstler und gelernten Holzbildhauer Annekatrin Lemke und Christian Henkel die Möglichkeiten ihrer Kunst und des Raumes aus. Am Samstag findet die Vernissage statt, unterstützt durch die Erfurter Post-Punk-Band Dropped.

Hannah Chodura ist studierte Philosophin, eine junge Frau mit künstlerischer Vergangenheit als Performerin – und seit neuestem auch Kuratorin. Und offensichtlich ziemlich glücklich über das, was sie da gemeinsam mit dem Kunstwissenschaftler Robert Sorg, dem Vorsitzenden des Jenaer Kunstvereins und Mitkurator, in den beiden Ausstellungsetagen des alten Stadtspeichers am Jenaer Markt als erste Ausstellung des Jahres präsentieren kann.

Hannah Chodura, eine sitzende Frau mit kurzen Haaren die die Hände über den Beinen zusammengelegt hat.
Hannah Chodura ist Kuratorin der Ausstellung "room.shape.icon" Bildrechte: Hannah Chodura

Kunstverein Jena auf neuen Wegen

Unter dem Motto room.shape.icon geht es zu gut Deutsch also um Raum, Form und Bild. Und was Chodura besonders freut – auch um Musik. Denn zur Ausstellungseröffnung spielt die Erfurter Post-Punk-Band Dropped, es könnte also lauter werden.

Ein Wunsch der Künstlerin Annekatrin Lemke, den man ihr seitens des Kunstvereins sehr gern erfüllt. Denn der will sich, wie der Vereinsvorsitzende Robert Sorg erklärt, unter seinem Jahresmotto "Jetzt" der Zeitgenossenschaft zuwenden. Nicht nur in Sachen Kunst an der Wand, sondern überhaupt.

Minimalistisches Gemälde von Annekatrin Lemke, Flächen mit dezenten Farbübergängen sind von Linien umrahmt.
Annekatrin Lemke, oT, Acryl auf MDF, 2023, 140 x 115 cm Bildrechte: Annekatrin Lemke

Man hält die Türen offen für das Hier und Heute und ganz speziell wohl auch für junge Leute. Bei dieser Art Schwellenangst-Abbau passt eine angesagte Band mit ihrem Sound gut ins eigene Leitbild.

Wenn Form zum Bild wird und den Raum erobert

Doch zurück zur aktuellen Kunst, die hier im alten Stadtspeicher wegen diverser Denkmalschutzauflagen nicht immer am erstbesten in die Wand geschlagenen Nagel hängen darf. Und wegen des oft offenliegenden Fachwerks dort sowieso nicht so richtig zur Wirkung kommen würde.

Annekatrin Lemke, eine Frau mit langen Haaren.
Die Künstlerin Annekatrin Lemke hat Holzgestaltung an der Hochschule für Angewandte Kunst Schneeberg studiert. Bildrechte: August Lemke

Das Kuratoren-Duo Chodura/Sorg hat aus dieser Not eine Tugend gemacht und präsentiert die aktuelle Ausstellung als eine geschickte, von den Wänden in den Raum mäandernde Vermischung eines gleich doppelten Werks. Denn neben der auf den ersten Blick eher flachen Wand-Ware von Lemke, die aus Meiningen kommt und in Erfurt lebt, werden hier auch farbenfrohe Skulpturen des in Rudolstadt geborenen Berliners Christian Henkel gezeigt.

Alte Bekannte in neuem Zusammenhang

Die beiden kennen sich übrigens gut. Haben sie doch einst zusammen an der Schnitzschule Empfertshausen in der Thüringer Rhön das Holzbildhauerhandwerk gelernt. Aus der Rhön zog es sie dann auf unterschiedlichen Wegen zur bildenden Kunst. Sie studierte in Schneeberg, er in Dresden.

Eine an eine Wand gelehnte gelbe Skulptur von Christian Henkel, die abstrahiert eine Perücke (englisch "wig") sein könnte.
Christian Henkel: wig, 2019, Holz, Farbe, Aluminium, 155 x 100 x 3 cm Bildrechte: Christian Henkel

Hier in Jena korrespondieren ihre Werke nun erstmals miteinander. Ihre Wandbilder, die sich dem Betrachter aus der nur scheinbaren Zweidimensionalität vorsichtig in den Raum entgegentasten, seine dort manifest platzierten Skulpturen, die farblich mal greller protzen, sich aber auch sensibel geben können.

Papst oder Pille

"Pius" etwa nennt sich eine Skulptur von Henkel, die sich unter einem kleinen grünen Fensterbild von Lemke lässig an die Wand lehnt. Ist es eine überdimensionale Pille? Eine kupferummantelte ägyptische Kartusche? Oder lässt hier tatsächlich der Papst gleichen Namens grüßen?

Die Arbeiten von beiden lassen Raum für vielfältige Assoziationen. Bei ihr scheinen früher sowjet-russischer Konstruktivismus, Bauhausästhetik und neue Sachlichkeit mitzuschwingen. Dinge die auch ihm nicht fremd zu sein scheinen, wobei aber auch die Designsprache moderner Gebäudeleitsysteme oder ein fröhlich, buntes Comic zu grüßen scheint.

Robert Sorg, ein Mann mit kurzen Haaren, Brille und Bart schaut stehend in die Kamera und hält ein augeschlagenes Buch in den Händen.
Robert Sorg ist der Vorsitzende des Jenaer Kunstvereins und hat die Ausstellung mitkuratiert. Bildrechte: Tina Peissker

"Die, sich daraus entwickelten, vitalen Raumkompositionen entfalten sich aus Malerei hin zu Skulptur und zurück in eine dreidimensionale Malereiinstallation" – hat es der Meister aus der Hauptstadt mit klugen Worten mal selbst formuliert. Wie auch immer: auf nach Jena und einfach Spaß haben in der aktuellen Schau des Kunstvereins room.shape.icon.

Quelle: MDR KULTUR (Wolfgang Schilling), Jenaer Kunstverein; Redaktionelle Bearbeitung: op

Die Ausstellung room.shape.icon
Kunst von Annekatrin Lemke und Christian Henkel

7. März 2023 bis 31. Mai 2024
Ausstellungseröffnung am Samstag, 2. März 2024, 19 Uhr

Jenaer Kunstverein e. V.
Galerie im Stadtspeicher, Markt 16, 07743 Jena

Öffnungszeiten: Do 14 bis 19 Uhr, Fr 14 bis 18 Uhr, Sa 12 bis 18 Uhr

Eintritt frei

Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 01. März 2024 | 14:45 Uhr

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Bildrechte: Mitteldeutscher Rundfunk