Ältere Frauen sitzen im Sommer auf einer Bank.
Extreme und andauernde Hitze macht vor allem auch älteren Menschen zu schaffen.(Symbolbild) Bildrechte: picture-alliance/ dpa | epa Franco Silvi

Lebensbedrohliche Hitze möglich Mehr "Wüstentage" mit über 35 Grad für Thüringen erwartet

26. August 2024, 14:17 Uhr

Heftige Gewitter, Überschwemmungen, Hitze oder Ernteausfälle sind Folgen des Klimawandels. Der Weg zur Klimaneutralität sei in Thüringen aber einfacher als in anderen Regionen, sagen Wissenschaftler.

Thüringen zählt nach Einschätzung des Klimarates zu den am stärksten vom Klimawandel betroffenen Regionen in Deutschland. Dieser führte im Freistaat bisher zu einer Temperaturerhöhung von 1,7 Grad Celsius gegenüber dem vorindustriellen Niveau (Quelle: Kompetenzzentrum Klima, am Thüringer Landesamt für Umwelt), heißt es in einer Erklärung des Klimarates.

"Das Jahresmittel der Lufttemperatur ist im Flächenmittel für Thüringen im gesamten bisherigen Messzeitraum von 1881 bis 2020 statistisch gesichert um 1,5 Grad angestiegen", heißt es aus dem zuständigen Ministerium. Mit Flächenmittel wird ein Durchschnittswert für eine bestimmte Fläche wie etwa Thüringen angegeben.

Eine der Konsequenzen des Temperaturanstiegs sei die Zunahme der heißen Tage über 35 Grad Celsius - der sogenannten Wüstentage. 

Zum Aufklappen: Was ist ein Wüstentag?

Liegt die Tageshöchsttemperatur über 30 Grad, wird in der Meteorologie von einem Hitzetag gesprochen. Dabei ist die Definition des Begriffs unabhängig vom Wettergeschehen an einem solchen Tag. Ein Hitzetag wird auch Tropentag oder heißer Tag genannt.

Als Wüstentag wird ebenfalls ein extrem heißer Tag mit einer Tageshöchsttemperatur von 35 Grad und mehr bezeichnet. Diesen Begriff verwenden die Meteorologen erst seit wenigen Jahren. Wüstentage sind zugleich auch Hitzetage.

Von Hitze sprechen wir, wenn die Lufttemperatur als ungewöhnlich hoch wahrgenommen wird. Oft wird Hitze auch mit Wärme gleichgesetzt. Physikalisch gesehen ist das aber falsch, denn Hitze ist ein Zustand, der durch eine Zustandsgröße, die Temperatur, beschrieben wird. Der Begriff Wärme hingegen ist eine Prozessgröße und beschreibt keinen Zustand, sondern eine Änderung der Temperatur. Wärme gibt physikalisch definiert die Menge an thermischer Energie an, die während eines Vorganges aufgenommen oder abgegeben wird. (Quelle: Wetterlexikon/wetteronline.de)

35 Grad zeigt ein Thermometer an.
Der Klimawandel zeigt sich laut Deutschem Wetterdienst unter anderem in der Zunahme von heißen Temperaturextremen. Bildrechte: picture alliance / Patrick Seeger/dpa | Patrick Seeger

Zahl der "Wüstentage" in Jena mehr als vervierfacht

Beispielsweise in Jena hätten sich die Wüstentage mit hohen Temperaturen mehr als vervierfacht. In Meiningen im Thüringer Wald habe es in der aktuellen Klimaperiode erstmals überhaupt Wüstentage seit der systematischen Wetteraufzeichnung gegeben.

Extreme und andauernde Hitze führen zu lebensbedrohenden Situationen für Menschen, belaste die Energiesysteme und die Ausfallsicherheit sensibler Infrastrukturen. Ein einzelnes regenreiches Jahr wie 2024 ändere daran wenig. Dringend sei deshalb ein ambitionierter Klimaschutz im Land.

Ein digitales Thermometer zeigt eine Temperatur von 35,9°C
Eine der Konsequenzen des Temperaturanstiegs sei die Zunahme der heißen Tage über 35 Grad Celsius Bildrechte: IMAGO/Gottfried Czepluch

Höchste Sonneneinstrahlung - Standortvorteil für Thüringen 

Dem Thüringer Klimarat gehört eine Reihe von Wissenschaftlern aus Deutschland an. Das Gremium berät das Umwelt- und Energieministerium im Freistaat.

Zum Aufklappen: Die zwölf Mitglieder des Thüringer Klimarats

  • Univ.-Prof. Kai U. Totsche (Sprecher des Beirats), Universität Jena, Leiter des Lehrstuhls für Hydrogeologie
  • Prof. Barbara Praetorius (stellv. Sprecherin des Beirats), Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin
  • Prof. Christian Bernhofer, Technische Universität Dresden, Direktor des Instituts für Hydrologie und Meteorologie
  • Prof. Manfred Fischedick, Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie gGmbH, Vizepräsident
  • Prof. Daniela Jacob, Helmholtz-Zentrum Geesthacht, Direktorin des Climate Service Center Germany (GERICS)
  • Prof. Hermann E. Ott, ClientEarth, Leiter des Deutschland-Büros
  • Prof. Markus Reichstein, Direktor am Max-Planck-Institut für Biogeochemie Jena
  • Prof. Manfred Stock, Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK), Vorstandsbeauftragter Regionalstrategien
  • Prof. Daniela Thrän, Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung GmbH – UFZ, Leiterin Department Bioenergie
  • Prof. Viktor Wesselak, Hochschule Nordhausen, Professur für Regenerative Energiesysteme
  • Dr. Astrid Matthey, Umweltbundesamt
  • Justus Heuer, Fridays for Future Thüringen

Thüringen habe eine wettbewerbsfähige und innovationsfreudige Wirtschaft und Forschung, hieß es in der Erklärung des Klimarates. Das Land besitze keine eigenen fossilen Energiequellen, zeichne sich aber zusammen mit Sachsen durch die höchste Sonneneinstrahlung in Ostdeutschland aus, die für mehr Photovoltaik genutzt werden könne. 

"Der Weg zur Klimaneutralität ist in Thüringen einfacher und schneller zu bewältigen als in anderen Regionen, und die wirtschaftlichen Perspektiven der thüringischen Wirtschaft sind damit besser als anderswo", erklärte der Klimarat.

Dieser Standortvorteil ließe sich durch finanzielle und strukturelle Innovationsanreize verstärken. Die nächste fünfjährige Legislaturperiode des Landtags sei entscheidend für den Klimaschutz, so die Wissenschaftler. 

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MDR (dpa/gh)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 26. August 2024 | 13:00 Uhr

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