Kino Metropol in Gera 4 min
Caren Pfeil leitet seit zehn Jahren das Metropol Kino Gera und damit das einzige Kino der Stadt. Hören Sie den Beitrag von Carolin Büscher. Bildrechte: MDR/Carolin Büscher
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Das Metropol ist Geras einziges Kino. Vor zehn Jahren wurde es erfolgreich wiedereröffnet. Zum Jubiläum gibt Leiterin Caren Pfeil den Staffelstab an ihre Nachfolgerinenn weiter. Was macht das Kino so besonders?

MDR KULTUR - Das Radio Mi 20.11.2024 14:48Uhr 03:34 min

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Leiterin des Metropol-Kinos Wie eine Frau die Kinokultur in Gera rettet

20. November 2024, 15:11 Uhr

Caren Pfeil leitet das einzige Kino der Stadt Gera. Seit der Wiedereröffnung des Traditionshauses vor zehn Jahren behauptet sich das "Metropol" – und das mit einem handverlesenen Arthouse- und Kinderprogramm. Zum Jubliäum steht nun ein Leitungswechsel an, der das bewährte Konzept erweitern soll. Was macht das Kino so besonders? Ein Hausbesuch.

Das vorfreudige Warten bis zum Einlass in den Kinosaal ist in Gera älter als in vielen anderen Lichtspielhäuserrn: Das Metropol-Kino kann sich mit über hundertjähriger Geschichte als Institution begreifen. Einst war es Synagoge, dann Tanzlokal, ab 1919 dann ein Lichtspielhaus mit 500 Plätzen. Und dann musste es Ende der 1990er Jahre für lange Zeit schließen.

Kino gehört zu Geras Stadtgeschichte

Das Haus hat sich mit der Stadt gewandelt – und mit seinen Besucherinnen und Besuchern. Das sei ein Grund dafür gewesen, den Ort vor zehn Jahren wieder zum Leben zu erwecken, erzählt die Leiterin Caren Pfeil. Zum Konzept habe es gehört, einen Ort für Begegnungen zu schaffen. Insofern ist für sie die Kino-Geschichte auch ein Stück Stadtgeschichte.

Auf einer bunt beschriebenen Tafel steht: "Wir feiern 10 Jahre Metropol"
Das Metropol Kino Gera musste Ende der 1990er Jahre schließen und wurde von Caren und Christian Pfeil im Jahr 2014 wiedereröffnet. Bildrechte: MDR/Carolin Büscher

Kindheitserinnerungen ans frühe Metropol

Caren Pfeil ist in Gera geboren und hat Kindheits-Erinnerungen an das frühere Metropol. Auch deshalb geht 2014 alles ganz schnell: Als ihr Bruder, der damals schon in München Kino macht, gefragt wird, ob er das Metropol wiederbelebt, kommt sie mit ins Boot. Dank der durch Christian Pfeil bereits bestehenden GmbH kann Caren Pfeil sich um das Kino in Gera kümmern. Im Juni 2014 ist das Gebäude kaum zu betreten – doch bald steht fest: Im November soll es eröffnen.

Drei lächelnde Frauen stehen nebeneinander hinter dem Verkaufstresen im Metropol Kino Gera.
Caren Pfeil zwischen ihren Mitarbeiterinnen im Metropol. Bildrechte: MDR/Carolin Büscher

Am 1. November habe man damals einen Tag der offenen Baustelle gemacht, erinnert sich Pfeil. Rund 500 Leute kamen und wurden in Gruppen über die Baustelle geführt. "In den Sälen gab es noch keine Stühle. Es gab gerade mal die Traversen, aber noch keine Stühle, keine Leinwand, keine Technik, nichts." Knapp drei Wochen später wurde aufgemacht, berichtet Caren Pfeil: "Es war wirklich abenteuerlich."

Am 1. November gab es noch keine Stühle, keine Leinwand, keine Technik – und am 20. wurde aufgemacht. Es war wirklich abenteuerlich.

Caren Pfeil Kinoleiterin

Panorama-Blick auf das Foyer des Kino Metropol: einladende Farben, rote Sitzgelegenheiten, im Hintergrund der Verkaufstresen.
Ab 2014 machten Pfeil und Team das Metropol wieder schick: Blick ins Foyer. Bildrechte: MDR/Carolin Büscher

Stammtisch im Kino

Aus der Baustelle sind mittlerweile drei Säle und ein großes Foyer geworden. Mit einem Café  lädt das Metropol zum Verweilen ein, aber auch zum Diskutieren über die gesehenen Filme – gerade weil mittlerweile zwar auch Blockbuster laufen, aber auch viel Arthouse-Programm.

Das ist so eine kleine Schule des Sehens.

Caren Pfeil Über den "Stammtisch"

In Formaten wie dem "Stammtisch" werden die Kino-Gäste gezielt zum Gespräch eingeladen. "Wie geht es euch jetzt so nach dem Film?" Mehr müsse man zum Einstieg gar nicht fragen, sagt die Kinoleiterin. Und dann schildern die Besucher ihr jeweiliges Filmerlebnis. Die Hemmschwelle sei niedrig, so Pfeil. Es sei "wie so eine kleine Schule im Sehen". Miteinander lerne man, wie individuell Kunst gesehen werden kann und wie bereichernd es ist, eine eigene Haltung zu haben und eine andere trotzdem wahrzunehmen. "Und beide dürfen nebeneinander stehen."

Der Kinoeingang mit der Aufschrift Metropol zu nächtlicher Stunde, hell erleuchtet - im Inneren wirkt es warm und wohlig.
Das Metropol Gera während der Ostthüringer Dokfilmwochen. Bildrechte: Arena Filmtheater BetriebsGmbH - Metropolkino Gera

So versteht sich das Metropol nicht nur als sozialer, sondern auch als demokratischer Ort. Das ist umso bedeutungsvoller, als das Metropol nicht nur das einzige Programmkino, sondern überhaupt das einzige Kino der Stadt ist.

Filmgäste und Gastspiel Goldener Spatz

Vom Theater kommend, bringt Caren Pfeil nicht nur viel inhaltliches Denken, sondern auch Kontakte mit. Filmemacher kommen zum Gespräch nach Gera. Experten werden eingeladen. Und nicht zuletzt wird hier auch der Goldene Spatz, das große Kindermedien-Festival  abgehalten. Beim Publikum kommt das an.

"Erst einmal sind wir froh, dass es in Gera noch ein Kino gibt", berichtet eine Besucherin. Sie ist schon immer gern ins Kino gegangen, und das Metropol sei so "gemütlich und einfach schön".

Staffelstabübergabe in der Leitung

Zwei Frauen in mittlerem Alter sitzen nebeneinander in einem leeren Kinosaal, die Hände über den Vorderitzen verschränkt.
Teresa Kästel und Stefanie Götzel übernehmen mit neuen Ideen die Leitung im Metropol. Bildrechte: MDR/Carolin Büscher

Nach dieser dynamischen Etappe startet das Metropol im Januar in eine zumindest kleine neue Ära: Caren Pfeil widmet sich wieder weiteren Theaterprojekten und gibt den Staffelstab an ihre langjährigen Stellvertreterinnen ab. Stefanie Götze und Teresa Kästel übernehmen ab Januar die Leitung zu zweit – und haben schon Ideen. Als Vision steht ein vierter Kinosaal im Raum. Die Hoffnung ist, durch ein zusätzliches Programmangebot auch neue Zielgruppen zu gewinnen.

Die lange Kinogeschichte in Gera wird sich dank des Metropols also – so lange es geht – weiterschreiben.

Quelle: MDR KULTUR (Carolin Büscher), Redaktionelle Bearbeitung: lm

Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 20. November 2024 | 16:40 Uhr

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