Ausblick Thüringer Kulturjahr 2025: Bauernkrieg, viel "Faust" in Weimar und ein neues Theaterfestival
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03. Januar 2025, 04:01 Uhr
Große Jubiläen, Abschied und Neubeginn bringt das Jahr 2025 für die Kultur-Szene in Thüringen: Mit einer mehrteiligen Landesausstellung wird in Mühlhausen und Bad Frankenhausen an das blutige Ende des Bauernkrieges vor 500 Jahren erinnert. Weimar feiert Goethes Ankunft vor 250 Jahren, speziell den "Faust" und ein Theater-Festival, das vom neuen DNT-Führungstrio etabliert wird. Ungewiss scheint die Zukunft am Theater Erfurt. Harte Einschnitte befürchtet vor allem die freie Szene.
- In Mühlhausen soll ab April 2025 eine Landesausstellung einen neuen Blick auf den Bauernkrieg vor 500 Jahren eröffnen.
- In Weimar dreht sich alles um Goethes "Faust", ein Dreierteam übernimmt die Intendanz am Deutschen Nationaltheater.
- In Erfurt scheint die Zukunft der Bühne ungewiss, die freie Szene fürchtet große Einschnitte.
Schon neun Jahre gab es in Thüringen keine Landesausstellung mehr, 2025 ist es wieder soweit: Vor 500 Jahren formierten sich die Bauern unter anderem in Nordthüringen und wagten den Aufstand, gegen Leibeigenschaft und erdrückende Abgaben, für mehr Rechte und Freiheiten. Der Bauernkrieg endete nach wenigen Monaten blutig, allein bei der großen Schlacht in Bad Frankenhausen starben rund 6.000 Menschen.
500 Jahre Bauernkrieg: Landesausstellung in Mühlhausen und Bad Frankenhausen
In der Region erinnert man ab Ende April daran, mit einer Kunstausstellung im Panoramamuseum und mit einer dreiteiligen kulturhistorischen Ausstellung in Mühlhausen unter dem Titel "freiheyt 1525 – 500 Jahre Bauernkrieg". Susanne Kimmig-Völkner, Leiterin der Mühlhäuser Museen, verspricht eine Schau auf der Höhe der Zeit an den authentischen Orten, die "neue Forschungsergebnisse mundgerecht und leicht verdaulich auch für den normalen Besucher" präsentiert.
Die Ausstellungen werden sich allein in Mühlhausen auf über 1.500 Quadratmeter erstrecken, rund 400 Objekte werden gezeigt, darunter viele Leihgaben. Ein gutes Ziel also für einen Tages- oder vielleicht ja auch einen Wochenendausflug in den Thüringer Norden.
Jubiläen in Meiningen und Heiligenstadt: Stormtage und Heines Taufe
Doch nicht nur in Mühlhausen stehen Jubiläen an, wie Roland Krischke als Präsident des Thüringer Museumsverbands verrät: "Wir feiern auch 125 Jahre Stadtmuseum Bad Langensalza, 25 Jahre Theatermuseum Meiningen. In Heilbad Heiligenstadt gibt es Stormtage und den 200. Jahrestag der Taufe Heinrich Heines." Auch mit diesen Jubiläen seien Ausstellungen und Veranstaltungen verbunden, so Krischke.
Storm war 1856 für eine Anstellung als Richter nach Heiligenstadt gekommen, er blieb bis 1864. Im Literaturmuseum ist ihm eine Dauerausstellung gewidmet. Die nächsten Stormtage sind am ersten Juli-Wochenende. Heine studierte eigentlich in Göttingen, kam aber öfter nach Thüringen. In Heiligenstadt ließ er sich am 28. Juni 1825 von dem evangelischen Pfarrer Gottlob Christian Grimm taufen.
Weimar feiert Goethe, "Faust 2025" und neues Theater-Festival
Auch in Weimar wird ein Jubiläum groß begangen. 2025 ist es genau 250 Jahre her, dass Johann Wolfgang von Goethe in der Stadt eintraf und sich dort künstlerisch verwirklichte. Die Klassik Stiftung nimmt sich deswegen Goethes Faust vor und strickt drum herum ihr Jahresthema. Ab der Walpurgisnacht wird es diverse Ausstellungen, Installationen und Veranstaltungen zum Faust geben. Und auch das Kunstfest und das Deutsche Nationaltheater beschäftigen sich mit diesem literarischen Meisterwerk.
Das Kunstfest 2025 wird übrigens die letzte Ausgabe von und mit Festivalchef Rolf Hemke sein, und DNT-Intendant Hasko Weber verabschiedet sich ebenfalls 2025. Beerbt werden wird er von gleich drei jungen Männern: Valentin Schwarz, Dorian Dreher und Timon Jansen bilden eine Team-Intendanz.
Valentin Schwarz verspricht einen neuen "Spirit" am DNT. Das Theater solle zum offenen Begegnungsort werden: "Wir wollen die Foyers auch tagsüber öffnen, als Möglichkeit, abseits von Aufführungen in den Dialog zu treten", so Schwarz. Zweimal im Jahr soll es ein Theaterfestival geben, präsentiert werden soll das sogenannte Equinoctium jeweils zur Tag- und Nachtgleiche im Frühjahr und im Herbst. "Wir wollen damit die Ensembles des DNT feiern, im Schauspiel und Musiktheater, den Opernchor und die renommierte Staatskapelle."
Ungewisse Zukunft für Theater Erfurt und freie Szene
Eine Team-Intendanz an einem großen Mehrspartenhaus – das hat es in Thüringen noch nicht gegeben, es ist ein Experiment mit offenem Ausgang. Ebenfalls sehr offen ist die Zukunft des Theaters Erfurt, wo der geschasste Intendant Guy Montavon nach wie vor gegen seine Kündigung klagt. Der bisherige Kulturbeigeordnete Tobias Knoblich ist mittlerweile Staatssekretär, ob der von ihm angestoßene Transformationsprozess für das Theater nun fortgeführt wird, ist unklar.
Auch ist unsicher, welche Projekte die freie Szene in diesem Jahr in Thüringen durchführen kann. Der Haushalt wird wohl frühestens im März verabschiedet, aktuell können deswegen keine Gelder freigegeben werden. Fest steht leider nur – es wird nicht mehr so viel Geld geben wie zuletzt, ambitionierte Projekte wie etwa die Plattenstufenfestspiele in Erfurt werden deswegen nicht wieder stattfinden können.
Quelle: MDR KULTUR (Mareike Wiemann), Redaktionelle Bearbeitung: ks
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 24. Dezember 2024 | 08:40 Uhr