Krankheit Herzenswunsch erfüllt: Schwer kranker Junge darf im Müllauto mitfahren
Hauptinhalt
27. November 2023, 13:21 Uhr
Der kleine Matteo aus Gera hat eine unheilbare Erkrankung, die Schmetterlingskrankheit. Nun wurde ihm sein größter Wunsch erfüllt: einmal mit dem Müllauto mitfahren. Eine Geschichte über einen ganz großen kleinen Helden.
Matteo ist ganz hibbelig: Er sei heute sowas von aufgeregt. "Ich bin noch nie Müllauto gefahren. Das ist mein größter Wunsch." Und gleich wird er wahr. Was für eine Aufregung! Papa Steffen hat schon mal Matteos Kindersitz auf dem Beifahrersitz montiert. Der Kleine sieht, dass das Mikro läuft und legt gleich los: "Kinder, anschnallen ist immer ganz wichtig!" Klare Ansage eines Neunjährigen.
Auf dem Beifahrersitz im Müllauto durch Gera
Fahrer Jörg Windels lacht und startet seinen Lkw. Los geht die Mülltour durch Gera-Lusan. Das Cockpit ist überladen mit Technik, Spiegeln, Kameras. Ständig piept es irgendwo. Aber Matteo sagt beruhigend: "Das sind die Sicherheitssysteme, die erkennen, dass dort andere Autos sind. Es bedeutet 'Stopp', sonst sind die Autos kaputt. Aber hier, das ist nur der Bordstein." Die nächste klare Ansage. Jörg Windels lacht: "Na, da hab ich doch schon den perfekten Beifahrer. Matteo, wenn du mal groß bist, kommst zu uns und wirst Fahrer."
Schmetterlingskrankheit macht Haut hauchdünn
Ob daraus etwas wird? Denn Matteo ist unheilbar krank. "Ich habe die Schmetterlingskrankheit", erzählt Matteo frei heraus. "Meine Haut ist fast so dünn wie der Flügel eines Schmetterlings, und so empfindlich ist sie auch." Eine seltene Krankheit, unter der in Deutschland rund 3.000 Menschen leiden, weiß Vater Steffen: "Epidermolysis bullosa distrophica. Ihm fehlt ein Collagen, der 'Klebstoff' zwischen den Hautschichten. Matteo muss behandelt werden wie ein rohes Ei. Schon bei kleinsten Berührungen kommt es zu Blasen und offenen Wunde. Und so wie es außen aussieht, sieht es auch innen aus." Die Lebenserwartung liegt zwischen 20 und 30 Jahren. "Wir wollen unseren Matteo natürlich so lange wie möglich behalten!"
Wir sind oft zusammen unterwegs, schauen uns viel an. Wir lassen nichts aus. Ein ganz normales Leben eben.
Spezialisten für Matteos Krankheit gibt es seit Neuestem auch in Jena
Vor einer Woche war Matteo erst zehn Tage lang im Krankenhaus. Komplettcheck. Neue Medikamente. Die scheinen gut anzuschlagen, freut sich Vater Steffen. Matteo gehe es wieder relativ gut - jetzt. "Wir sind oft zusammen unterwegs, schauen uns viel an. Wir lassen nichts aus. Ein ganz normales Leben eben", erzählt Vater Steffen.
Dafür Ärzte zu finden, ist schwer. In Salzburg in Österreich gibt es Spezialisten, auch in Hannover. Seit Kurzem wird auch an der Uniklinik in Jena geforscht, freut sich Vater Steffen über die künftig kurzen Wege. Denn die Krankheit soll auf keinen Fall Matteos Leben bestimmen. Soweit möglich, läuft alles normal. Der Neunjährige besucht die vierte Klasse der Wilhelm-Busch-Schule in Gera. "Mathe, Musik und Heimat- und Sachkunde mag ich am liebsten", sagt Matteo. Unterstützt wird er von seiner Schulbegleiterin Yvonne. "Die ist sehr nett."
Manchmal erschrecken sich die Leute, wenn sie mich sehen.
Jeden Morgen: Salben und Spezialverband
Matteo ist dick eingepackt. Jeden Morgen wird er mit Salben eingerieben, dann kommt ein Spezialverband über seinen ganzen Körper. An den Händen aber sieht man, wie sich die Haut hauchdünn ablöst. "Das ist nicht schlimm, das tut nicht weh", sagt Matteo beruhigend. "Nur beim Anfassen musst du aufpassen, das geht nur ganz leicht. Und auch verletzen darf ich mich nicht, weil das mit dem Heilen immer ganz lange dauert. Manchmal erschrecken sich die Leute, wenn sie mich sehen."
Die Kälte macht Matteo nichts aus. "Ich bin ein Winterkind. Ich hab nämlich am 22. Dezember Geburtstag", plaudert der noch Neunjährige. "Ich wünsch' mir ein großes elektrisches Auto mit vier Sitzen. Da kann ich mit meinem kleinen Bruder rumfahren, und mit meiner Cousine und meinem Cousin."
Beiläufig berichtet er von Symptomen seiner Krankheit; aber nur kurz. Das Fahren im Müllauto ist natürlich viel spannender und aufregender. "Ich liebe es!", strahlt Matteo.
Team der GUD Geraer Umweltdienste ist Matteo-Fan
Diese Lebenslust und das Strahlen haben auch Jan Zeisner begeistert. Er arbeitet bei GUD Geraer Umweltdienste. Vor vier Jahren lernte er Vater Steffen kennen und ist seitdem "Matteo-Fan", wie er selbst schmunzelnd sagt: "Dieses Strahlen, das färbt doch sofort ab." Deshalb war für ihn und seine Kollegen klar: Sie erfüllen Matteos Wunsch. Also: Orange Schutzmütze auf und Warnweste an - los geht's.
Genau beobachtet Matteo auf den Monitoren der Kameras im Fahrerhaus, wie die Tonnen geleert werden. "Willst du auch mal?", fragt Jörg. Was für eine Frage! Auf dem Arm von Papa Steffen darf Matteo außen am Lkw einen Knopf drücken. Der Container wird angehoben und ausgekippt. Matteo strahlt. "Das war einfach ... überwältigend!"
MDR (ost/KaBe)
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Johannes und der Morgenhahn | 27. November 2023 | 06:50 Uhr
Not Found
The requested URL /api/v1/talk/includes/html/cdadec11-65c9-4c38-8051-0e427cf41e2f was not found on this server.