Premiere Altenburg: Ballett trifft Eurodance in "Rhythm is a Dancer"
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23. Februar 2025, 03:00 Uhr
Im Altenburger Theaterzelt steht am Sonntag eine besondere Premiere an: Mit "Rhythm is a Dancer" feiert ein Stück seine Uraufführung, das nicht nur Ballett und Schauspiel miteinander verbindet, sondern das Publikum mit auf eine Zeitreise in das Altenburg der 1990er-Jahre nimmt. Musikalisch begleitet wird das Tanzensemble mit Eurodance-Songs vom Original-DJ.
- Ein neues Tanz-Stück am Theater Altenburg Gera belebt ein Stück lokaler Geschichte wieder: Die Discothek "Flash".
- Die Mischung aus Ballett und Schauspiel versetzt das Publikum zurück in die Disco-Szene der 1990er-Jahre.
- Dabei lässt das Stück Anspielungen auf Goethe nicht aus.
Willkommen im Altenburger Theaterzelt, wo seit neuestem die Post abgeht. Respektive der Disco-Hit der frühen 1990er-Jahre "Rhythm is a Dancer" ein Revival der besonderen Art erlebt. Der Song der Eurodance-Kombo Snap! gibt dem Stück, das hier am Sonntag seine Uraufführung erlebt, nicht nur seinen Titel. Er war auch eine echte Herausforderung für die Choreographin des Abends, Katerina Vlasova.
Vlasova hat im Ballettsaal des Theaters nicht nur mit den Schauspielern gearbeitet, sondern auch mit den eher klassisch ausgebildeten Schülerinnen und Schülern des Thüringer Staatsballetts und spricht von einer echten Herausforderung: "Wir mussten hier ja eine echte Disco-Atmosphäre auf die Bühne bringen. Die Musik hat enormes Tempo", schildert die Choreographin Vlasova bei MDR KULTUR. "Ich glaube ich habe in meinen Leben noch nie so viele Schritte choreographiert. Aber es hat Spaß gemacht."
Disco-Feeling statt Schwanensee
Auf der Bühne feiert eine legendäre Altenburger Diskothek ihre Wiederauferstehung. Es ist ein Haus mit Geschichte und vielen Namen: das "Teichhaus", der Jugendclub "Rosa Luxemburg", "der Bunker" oder eben auch das "Flash". In Neonbuchstaben ist das auf der Bühne zu lesen.
Wie kam es zu diesem, um im Bilde zu bleiben, Flashback? Schauspieldirektor Manuel Kressin, der das Stück geschrieben hat, verweist auf Steffen Witor als Ideen-Geber. Dessen grauer Pferdeschwanz lugt unter einer Jeans-Kappe hervor, unterm Arm trägt er ein paar LPs zum Disco-Pult auf der Bühne und fühlt sich wie in seinen besten Tagen.
Anfang der 1990er-Jahre hat er die Diskothek mit aufgebaut und hat hier an vier Abenden pro Woche als "DJ Flash" aufgelegt. "Von Donnerstag bis Sonntag. Die Leute kamen bis aus Dresden und Hof. Hier war was los", gibt Witor bei MDR KULTUR stolz zum Besten.
Deutschland einig Partyland
Die Diskothek galt damals als eine der modernsten Deutschlands. Bis zu 4000 Leute sollen sich hier pro Abend die Seele aus dem Leib getanzt haben. "Da kannst Du doch mal was drüber machen, das steckt Geschichte drin, Dir fällt schon was ein", ermunterte der DJ den Schauspieldirektor. Der befasst sich in seinen selbst geschriebenen Stücken gern mit lokaler Geschichte und erkannte das Potential des Themas, das für ihn generationenübergreifend ist.
Die junge Generation von damals hatte Spaß und verstand sich noch nicht als die letzte. Doch dieser Spaß hatte auch Folgen. Die lässt Kressin gleich zu Beginn des Stückes aufeinanderprallen. Valerie, eine junge Frau von heute, offensichtlich das Kind einer damals heiß durchtanzten Nacht, lebt wieder bei ihrer Mutter. Sie erlebt den Streit der Generationen.
Valerie schämt sich fremd, wenn Mama und ihre beste Freundin sich zur Flash-Revival-Party aufmachen. Da bleibt Valerie allein zuhause und tanzt sich die Seele zu ihrer "Mucke" raus. Und plötzlich klopft nicht nur der Beat von Marusha, sondern auch ein eigenartiger Typ im 1990er-Jahre-Outfit an die Tür. "Ich bin der Geist, der stets feiert! Ein Teil von jener Kraft, die stets das Gute will und darum Party macht", so stellt sich der diabolische Typ vor.
Eurodance und Goethe
"Der sogenannte Partydude" sei dies, erklärt die Dramaturgin Sophie Oldenstein bei MDR KULTUR: "Eine Mischung aus guter Fee, Engel und spirituellem Partyführer." Der nimmt Valerie mit auf eine Reise in die Vergangenheit: in das Altenburg der 1990er-Jahre. Dort begegnet sie all den griesgrämigen Typen aus ihrer heutigen Gegenwart als junge, feierwütige und durchaus sympathische Menschen.
Ihre Mutter, die sie kaum wiedererkennt, ist da mit eingeschlossen. Damit hätten wir die Ausgangssituation zu einer Geschichte, die sich zwischen hier und heute und dem Altenburg vor 30 Jahren abspielt und uns dabei vor Augen führt, was da so alles passiert ist. In der Zwischenzeit und im Zwischenmenschlichen.
Nostalgie ohne moralischen Zeigefinger
Aber Manuel Kressin will nicht moralisieren. Er legt seinen Zeigefinger eher lässig an die Stirn und fragt: Was ist da nur passiert mit uns, in nicht mal 30 Jahren?
"Wir machen hier kein Dokumentar-Theater, sondern erzählen ein glitzerndes Märchen mit realem Hintergrund", sagt er bei MDR KULTUR. Kressin nimmt sein Publikum mit leichter Hand auf eine Zeitreise im Stroboskoplicht der Disco-Kugel. Fast genau an den Ort, wo damals die Post abging: Am großen Teich von Altenburg, wo Steffen Witor alias "DJ Flash" auflegte und das nun, ein paar Schritte entfernt nur, auf der Bühne im Altenburger Theaterzelt, wieder tun darf.
Mehr Informationen zum Stück
"Rhythm is a Dancer"
Premiere: 23. Februar 2025
Kommende Termine
2. März 2025
8. März 2025
21. März 2025
29. März 2025
Adresse
Theaterzelt Altenburg
Teichpromenade 36
04600 Altenburg
Redaktionelle Bearbeitung: tis
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 22. Februar 2025 | 07:45 Uhr