Verkehrschaos Albtraum vor der Haustür: Warum sich Anwohner in Oberdorla nicht mehr auf die Straße trauen
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10. Dezember 2024, 13:26 Uhr
In Oberdorla im Unstrut-Hainich-Kreis haben Anwohner Angst, einen Fuß auf den Weg vor ihrem Haus zu setzen. Sie befürchten seit vielen Jahren, von einem Lkw erfasst zu werden. Die Mühlhäuser Straße ist trotz ihrer Engstellen eine beliebte und deshalb viel befahrene Abkürzung, um nicht durch das nahe Mühlhausen zu müssen. Ersparnis: 15 Minuten Fahrzeit.
Alltag in der Mühlhäuser Straße in Oberdorla: Bis zu 2.800 Fahrzeuge, darunter viele Lkw, durchqueren täglich die Straße. Trotz des abschnittsweisen Tempolimits 30 rasen sie durch die Landesstraße. Die Fahrbahn ist zwischen Brunnenstraße und Schafsgasse teilweise nur vier Meter breit. Dazu schmale Fußwege und Masten, weshalb Anwohner für ihr Fortkommen an diesen Stellen die Fahrbahn betreten müssen.
Wir dürfen nicht auf dem Fußweg parken, aber jedes Auto fährt über den Fußweg.
Fahrzeuge wiederum fahren auf die Gehwege, um entgegenkommenden Auto und Lastern auszuweichen. "Wir dürfen nicht auf dem Fußweg parken, aber jedes Auto fährt über den Fußweg", sagen die Anwohner. Oft verstecken sie sich hinter den Strommasten, um sich vor herannahende Autos zu schützen.
Risse an Fassaden und kaputte Dachrinnen
Die Gefahr vor der Haustür ist nicht das einzige Problem, berichtet Anwohnerin Angelika Ackermann. Defekte Dachrinnen, Risse in der Fassade und abgebrochene Laternen. Blumenkästen durften sie nicht aufstellen. Deshalb stehen an einigen Stellen Poller, um die Fassade zu schützen. Auch weil Fußgänger diese schmalen Abschnitte gar nicht mehr betreten.
177 Unterschriften hat Ackermann unter Nachbarn gesammelt; sie wohnt mittendrin im gefährlichen Abschnitt der Mühlhäuser Straße. Auch Betroffene aus Heyerode hätten unterschrieben, weil sie sich als durchfahrende Autofahrer ebenfalls gefährdet fühlen.
Ruhe nur bei kaputter Trinkwasserleitung
Der Lkw-Verkehr ist auch zu viel für die alte Trinkwasserleitung. Vor zwei Wochen gab es mehrere Havarien an der Trinkwasserleitung aus den 1980er-Jahren. Da musste an drei Stellen aufgeschachtet werden, um die Leitungen zu flicken, und dann wieder zugemacht werden. Ortschaftsbürgermeister Thomas Golebniak ist überzeugt, dass die zu vielen Lkw auch die alte Trinkwasserleitung mit kaputt machen und auch deswegen endlich eine Lösung her muss.
Durchatmen bei den Anwohnern
Durchatmen sei nur möglich, wenn mal wieder die Trinkwasserleitung defekt war und die Straße noch nicht wieder frisch bitumiert ist. Dann werden die Lkw wegen dieser Baustelle umgeleitet. Für die Anwohner auch mal Anlass für ein kleines Straßenfest: Auf dem breitesten Fußweg werden dann Tische und Bänke aufgestellt. Weil aber trotz Umleitungsschild immer noch Lkw durchfahren, ist auch so ein Straßenfest nicht ganz ohne Risiko.
Seit zehn Jahren Kampf um Durchfahrtsverbot
Die Anwohner wollen, dass dem Albtraum ein Riegel vorgeschoben wird und Lkw hier nicht mehr durchfahren können. Dass sie durch Schilder gezwungen werden, doch durch Mühlhausen zu fahren und nicht über Oberdorla abzukürzen.
Ortschaftsbürgermeister Golebniak sieht es genauso wie die Anwohner: "Den Durchfahrtsverkehr aus beiden Richtungen zu verbieten, ist unsere einzige Chance." Eine Einbahnstraßenregelung sei ebenso zu diskutieren; durchfahrende Lkw müssten verhindert werden.
Den Durchfahrtsverkehr aus beiden Richtungen zu verbieten, ist unsere einzige Chance.
Das kleinere Problem sei der Steinbruch in Richtung Heyerode; schlimmer seien die Lkw, die aus Eigenrieden über die "Waldschlösschen-Chaussee" fahren und abkürzen. Die würden normalerweise durch Mühlhausen fahren. Die Abkürzung durch Oberdorla bedeute "eine Tortur für die Anwohner".
Gespräche mit Landkreis und Landesamt für Bau und Verkehr
Bisher seien alle Bemühungen ergebnislos geblieben, so Golebniak. Derzeit sei er aber im Gespräch mit dem Landkreis und dem Landesamt für Bau und Verkehr (TLBV). Ziel sei, eine schnelle Lösung für die Anwohner zu finden. Längerfristig soll die Straße komplett neu gemacht und dabei auch die marode Trinkwasserleitung aus DDR-Zeiten ausgewechselt werden.
Auch der Stromanbieter TEN stehe seit zehn Jahren in den Startlöchern. Gemeinde, Trinkwasserverband, Stromanbieter und das TLBV seien im Gespräch. Es alles einzeln zu erledigen, sei aus wirtschaftlichen Gründen und wegen der Belastung für die Anwohner undenkbar.
Schon vor konkreten Bauplänen sei aber die Durchfahrt für Lkw zu untersagen. Diese Entscheidung könne nur der Kreis treffen, der die verkehrsrechtliche Anordnung gibt. Weitere Gespräche sollen noch im Oktober stattfinden. Golebniak ist optimistisch, dass er mit dem Landkreis eine Lösung hinbekommt.
TLBV: Durchgangsverkehr erlaubt
Das TLBV widerspricht der Auffassung, dass die Trinkwasserleitung durch den Lkw-Verkehr kaputtgeht. Die Straße sei in einem schlechten Zustand, aber für die Havarien sind die alten Leitungen aus Asbest-Zement verantwortlich, sagt Regionalleiter Andreas Bode.
Auf vielen anderen Landesstraßen fahren viele Lkw, ohne dass Trinkwasserkanäle beschädigt werden. Weil die Mühlhäuser Straße eine Landesstraße ist, sei der Durchgangsverkehr erlaubt. Für ein Verbot sei der Kreis zuständig; für den Straßenzustand das Land.
MDR (cgo/cfr)
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Johannes und der Morenhahn | 09. Oktober 2024 | 07:40 Uhr
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