Ermittlungen Zwei Taucher sterben in Sundhäuser See: Die Erkenntnisse der Polizei
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12. September 2023, 07:45 Uhr
Noch ist unklar, warum eine 29-jährige Frau und ein gleichaltriger Mann am Samstag bei einem Tauchgang im Sundhäuser See ums Leben kamen. Doch hat die Polizei die aktuellen Ermittlungsergebnisse mitgeteilt. Sie hofft, durch eine Obduktion Antworten zu bekommen.
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Nach dem tödlichen Tauchunfall am Sundhäuser See bei Nordhausen will die Polizei die beiden Leichen am Dienstag obduzieren lassen. Ein Polizeisprecher sagte am Montag, derzeit gebe es keine Hinweise auf eine Straftat oder ein Fremdverschulden. Ein toxikologisches Gutachten solle klären, ob ein technischer Defekt an den Atemgeräten vorgelegen habe.
Am Samstag waren eine 29 Jahre alte Frau und ein gleichaltriger Mann aus Niedersachsen ums Leben gekommen. Die Polizei ging am Wochenende zunächst davon aus, dass es womöglich Probleme mit der Ausrüstung gegeben haben könnte. Am Dienstag erklärte ein Sprecher, dass sich die Taucher möglicherweise unter Wasser auch verirrt haben könnten. Die Sicht unter Wasser sei schlecht gewesen. Zudem hätten beiden Verunglückten noch über wenig Erfahrung beim Tauchen verfügt.
Die Ausrüstung der Taucher wurde sichergestellt und soll von Experten auf mögliche Unregelmäßigkeiten untersucht werden. Ob die tödlich verunglückten Taucher eine eigene oder eine Leihausrüstung nutzten, war am Montag noch unklar.
Dritter Taucher schlägt Alarm: Weitere Taucher starten Rettungsaktion
Ein 33 Jahre alter Mann, der gemeinsam mit den beiden Verunglückten zu einem Tauchgang aufgebrochen war, konnte sich selbstständig mit einem Notaufstieg an die Wasseroberfläche retten. Dabei sei es zur sogenannten Dekompressionskrankheit gekommen. Er kam schwer verletzt in ein Krankenhaus. Zu seinem jetzigen Zustand konnte der Polizeisprecher am Montag zunächst nichts sagen. Zuvor schlug er laut Polizei aber noch unter den anwesenden Tauchern Alarm, woraufhin sich diese an der Rettungsaktion beteiligten. In dem Zuge sei ein weiterer Taucher bei einem Notaufstieg verletzt worden, wie die Polizei am Dienstag erklärte.
Dem Polizeisprecher zufolge hatten die beiden verstorbenen Taucher wenig Erfahrung und seien bisher wohl nur sechs Mal getaucht. Die Sicht sei in 14 Metern Tiefe zudem sehr schlecht gewesen. Laut Polizei waren die Taucher zwischen einem Nachbau der Stadt Nordhausen und einem erst kürzlich versenkten Stahldrachen unterwegs, als es zum Notfall kam. Da beide zwischen den Attraktionen gefunden wurden, könne ausgeschlossen werden, dass sich einer der beiden dort verirrt habe oder eingeklemmt worden sei, sagte der Sprecher weiter. Beide seien eher unerfahrene Taucher gewesen.
Keine Sperrung des Sees geplant
Der Sundhäuser See war am vergangenen Wochenende extrem gut besucht. Taucher aus dem gesamten Bundesgebiet wollten die letzten schönen Sommertage mitnehmen. Das habe zu trübem Wasser geführt - die Sicht betrug demnach nur einen Meter. Laut Polizei fanden die Retter die Leiche der Frau nur durch Ertasten auf dem Boden des Sees. Ein weiterer 29-jähriger Mann wurde gefunden und reanimiert, starb aber trotzdem. Andere Taucher in der Umgebung hätten bei der Suche mitgewirkt.
Eine Sperrung des Sees steht laut Polizei aktuell nicht zur Diskussion. Gemessen an der Zahl der Tauchgänge gebe es im Vergleich zu anderen Tauchspots keine besondere Unfallhäufung. Der See sei unter anderem wegen seine Unterwasserattraktionen beliebt.
Weiterer Tauchunfälle am Sundhäuser See
Am Sonntag kam es dann zu einem weiteren Tauchunfall. Dieses Mal erlitt ein Taucher laut Polizei eine Panikattacke und startete zusammen mit seinem Begleiter den Notaufstieg. Beide erlitten ebenfalls die Dekompressionskrankheit, konnten das Krankenhaus aber am selben Tag schon wieder verlassen. Sie seien erfahrene Taucher gewesen.
Erst Mitte August war eine 40 Jahre alte Frau bei einem Tauchunfall im Sundhäuser See schwer verletzt worden. Auch hier war die Ausrüstung sichergestellt worden. Die bisherigen Ermittlungen hätten keine Hinweise auf Fremdverschulden ergeben, sagte der Polizeisprecher weiter.
Komplexe Technik und unbekannte Umgebung können Tauchen erschweren
Das Tauchen mit einer Taucherausrüstung ist nach Angaben von Matthias Stein vom Thüringer Tauchsportverband, heikel, ermöglicht aber ein Agieren in größerer Tiefe. Allerdings müssen sich Taucher beim Auftauchen Zeit lassen, um Gasblasen aus gelöstem Stickstoff im Blut zu vermeiden. Der Präsident des Tauchsportverbandes Thüringen sagte MDR THÜRINGEN, sofern die Taucher tatsächlich nur sechs Tauchgänge Erfahrung hatten, sei das sehr wenig, um in einer für die Taucher unbekannten Umgebung zurechtzukommen. Auch die komplexe Technik berge durchaus Fehlerquellen. Doch er wolle nicht über die Gründe für das Unglück spekulieren.
MDR/dpa (ls/sar/gir)
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 11. September 2023 | 16:00 Uhr