Wassersport Neuer Job mit über 70: Thüringer als Schleusenwärter an der Mecklenburger Seenplatte
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13. August 2024, 11:26 Uhr
Fehlende Schleusenwärter und dadurch verkürzte Schleusenzeiten: Darüber wurde Anfang des Sommers viel berichtet. Michael Bodenlos aus Nordthüringen hörte davon und packt seitdem an der Mecklenburgischen Seenplatte selber mit zu. Dabei genießt der Über-70-Jährige ganz nebenbei ganz viel Natur.
Nach Bericht in den Medien: "Da habe ich sofort gedacht, da bewerbe ich mich"
"Ich saß beim Frühstück mit meiner Frau. Da habe ich irgendwo gesehen oder gelesen, dass die Schleusenzeiten begrenzt werden sollen. Ich dachte sofort, da bewerbe ich mich. Und dann ging es ganz schnell", erklärt Michael Bodenlos auf MDR-Anfrage, wie er dieses Jahr spontan zum Neu-Schleusenwärter wurde.
An der Diemitzer Schleuse an der Mecklenburgischen Seenplatte gibt er noch bis Ende August mit den Ton an und weist Besucher in den Booten ein, die die Schleuse passieren wollen. "Ich war und bin selbst viel auf dem Wasser unterwegs - mit Paddelboot, Faltboot oder selbst gebautem Floß. Ich weiß als Wassersportler, worauf es ankommt", erklärt er. Der Rentner aus Sülzhayn in Nordthüringen ist jetzt seit zwei Monaten dabei. Die Diemitzer Schleuse ist eine der am meisten befahrenen Schleusen Europas. Über 40.000 Boote passierten sie 2023.
Ich war und bin selbst viel auf dem Wasser unterwegs - mit Paddelboot, Faltboot oder selbst gebautem Floß. Ich weiß als Wassersportler, worauf es ankommt.
Zwei Tage Einarbeitung an der Schleuse
Als begeisterter Wassersportler kannte Michael Bodenlos die Gegend an der Mecklenburgischen Seenplatte. Auch sein Dauercampingplatz liegt nur acht Kilometer davon entfernt. Nun kann er sich hier auch im Ruhestand etwas dazuverdienen. "Ich hatte ein paar Stunden Theorie und zwei Tage Einarbeitung an der Schleuse", erinnert er sich. Dann konnte er bereits loslegen.
Kleiner Rückblick: Schleusenwärter-Engpass im Juni 2024
Noch vor ein paar Wochen sah die Situation an den Schleusen entlang der Müritz-Havel-Wasserrouten anders aus. Auch das MDR-Magazin Umschau hatte am 11. Juni 2024 darüber berichtet. Lediglich neun Schleusenwärter gab es noch vor Ort. 24 wären aber notwendig gewesen.
Immer wieder wurde Personal von anderen städtischen Aufgaben abgezogen, um die Lücken so gut wie möglich zu stopfen. "Wir haben immer aufgefüllt mit Kollegen aus den Kolonnen, von den Fahrzeugbesatzungen, von den Geräten - Baumprüfer, Sicherheitsbeauftragte, Vorhandwerker. Das geht nicht mehr.", erklärte im Juni 2024 Tobias Aue vom Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt (WSA) Außenbezirk Canow. Letzter Ausweg war die Öffnungszeiten zu kürzen. Statt von 7 bis 21 Uhr sollten die Schleusen ihre Tore nur noch zwischen 9 und 18 Uhr öffnen.
Externes Unternehmen sichert noch bis Ende August Schleusenzeiten ab
Das WSA Oder-Havel suchte im Juni ein externes Unternehmen, um einen Großteil der Schleusenzeiten abzusichern und dadurch wieder länger öffnen zu können. Kuhnle-Tours bekam den Zuschlag. "Dafür haben wir uns beworben, auch im eigenen Interesse", so Dagmar Rockel-Kuhle vom ortsansässigen Tourismus-Unternehmen heute. Dafür hat das Unternehmen auch auf Social Media geworben und Aufrufe bei Facebook und Instagram gestartet. Michel Bodenlos ist einer der Bewerber, die sie eingestellt haben, um das Schleusen-Drama zu beenden.
"Wenn die Leute sagen: Urlaub habe ich nicht gehabt, weil ich zwei Stunden an der Schleuse gewartet habe und danach bin ich noch nicht mal durchgekommen. Dann musste ich an der Wartestelle übernachten ...", gab Dagmar Rockel-Kuhnle von Kuhnle-Tours noch im Juni in der MDR-Umschau die Erlebnisse genervter Besucher wieder. Inzwischen sind knapp zwei Monate vergangen und die Schleuse ist seit Mitte Juni wieder voll besetzt.
Tut es der Neu-Schleusenwärter 2025 wieder?
"Ich weiß noch nicht, was im nächsten Jahr ist. Aber wenn im nächsten Jahr wieder Schleusenwärter gesucht werden, dann stehe ich zur Verfügung und würde das wieder machen", erklärt er nun nach zwei Monaten im Dienst mit Vier-Tage-Woche. "Ich würde auch eine andere Schleuse nehmen. Aber die, an der ich jetzt bin, hat mehrere Vorteile. Die Lage ist günstig, weil ich sie mit dem Fahrrad erreichen kann. Und sie hat die Besonderheit, dass hier viele Paddler sind und Familien mit Kindern. Das Becken der Schleuse ist begrenzt. Und wenn größere Boote und Yachten kommen, ist es eine Herausforderung, da die Paddler unterzubringen. Also die Arbeit ist spannend", führt er begeistert aus. Noch bis zum 31. August geht die diesjährige Saison für ihn an der Diemritzer Schleuse.
"Sollte das WSA Oder-Havel in der nächsten Saison wieder Bedarf haben, werden wir uns sicher auch wieder an einer entsprechenden Ausschreibung beteiligen", so Dagmar Rockel-Kuhnle auf MDR-Anfrage.
MDR (cbr)
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | Umschau | 13. August 2024 | 20:15 Uhr
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