Genau 85 Tüten voller Geschenke stehen unter dem Weihnachtsbaum im Einkaufszentrum "Rathauspassagen" in Halberstadt (Landkreis Harz). Davor stehen viele Menschen – Kinder, Eltern, neugierige Passanten. Der Weihnachtsmann ist auch vor Ort. Es ist Bescherung. Sofia macht große Augen. Die Zehnjährige hat gerade ein dickes Paket vom Weihnachtsmann bekommen. Darin ist ein Perlen-Bastelset. Das hatte sie sich gewünscht. "Damit kann ich Armbänder machen", sagt sie und: "Ich freue mich so sehr".

Auch die achtjährige Viona bekommt ein Geschenk. Sie hat noch gar nicht in die Tüte geguckt. Aber sie wünsche sich, dass sie mit ihrer Familie einmal Schwimmen gehen kann. Und der zehnjährige Finn hält strahlend einen Lego-Baukasten in den Händen. Auch sein Wunsch wurde erfüllt.

Wunschweihnachtsbaum-Bescherung im Einkaufszentrum in Halberstadt. Bildrechte: MDR/ Carsten Reuß

Die Wünsche von Sofia, Viona, Finn und den anderen Kindern waren vor Wochen auf bunte Karten geschrieben worden und hingen dann im Wunschweihnachtsbaum. Den hatte Enrico Burau, Manager im Einkaufszentrum, Ende November aufstellen lassen. Bei einem feierlichen Start wurden die Karten mit den Wünschen an den Baum gehängt.

85 Karten waren es diesmal, von Kindern, denen es materiell nicht so gut geht, aus Familien, die zum Beispiel von der Wärmestube der Caritas oder vom Frauenzentrum betreut werden. Es sind bescheidene Wünsche. Auf einer Karte steht: "Paul, 10 Jahre, eine neue Hose", auf einer anderen: "Liza, Zeichensachen", "Laura, 16 Jahre, Kinogutschein" oder "Chris, 16 Jahre, Pullover".

Beim Studium der Karten kommt Enrico Burau ins Grübeln. Wenn sich Kinder in einem reichen Land wie Deutschland warme Sachen wünschen, sollte das zu denken geben, findet er. Umso wichtiger aber sei solches Engagement, so Burau. 

Spenderin Manuela Menshausen am Wunschweihnachtsbaum. Bildrechte: MDR/ Carsten Reuß

Als die Karten an den Baum gehängt wurden, waren auch zahlreiche Halberstädter dabei, um ja nicht leer auszugehen. Die Wunschkarten sind begehrt. Sie sind schnell vergriffen. Viele wollen Kinderwünsche erfüllen. Es sei wichtig, Kindern, deren Eltern nur wenig Geld hätten, eine Freude zu bereiten, sagt zum Beispiel Frank Pardeike, der selbst als Erzieher arbeitet. Man könne ja, wenn es einem gut gehe, auch etwas zurückgeben, zum Beispiel Kindern eine Freude machen, so Manuela Menshausen. Und, ergänzt Janine Kaufmann, das Ganze gehe auch ans Herz.

Einige der Kartenpflücker sind auch bei der Bescherung dabei. Auf Jeannette Schroeders Karte stand "ein Fußball" als Wunsch. Sie beteiligt sich schon seit Jahren an der Aktion und ist immer sehr von den Wünschen berührt. Ein Kind haben sich Katzenfutter gewünscht, ein anderes einen Kinogutschein für den Bruder. Ihr sei es eine Herzensangelegenheit, hier mitzumachen. 

Im Jahr 2017 fand die Wunsch-Weihnachtsbaum-Aktion in Halberstadt zum ersten Mal statt, damals mit 30 Wunsch-Karten. Diesmal waren es 85 und die Karten waren trotzdem alle schnell vergriffen. Auch die diesjährige Wunschweihnachtsbaum-Aktion sei ein Erfolg, sagt Centermanager Burau. Es sei wieder gelungen, Überraschungen zu schaffen, das mache ihn auch ein bisschen stolz und glücklich.

Die Halberstädter seien bei solchen Aktionen immer da, das sei ein positives Zeichen. Am Ende gab es nicht nur strahlende Augen bei den Kindern, sondern auch bei vielen Erwachsenen, die sich riesig freuten, weil sie Kindern, die eine besondere Betreuung erfahren, lang gehegte Wünsche erfüllen konnten.