Nordthüringen Hochwasser in Nordthüringen: Windehausen darf nicht betreten werden
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27. Dezember 2023, 03:57 Uhr
Im weitgehend evakuierten Windehausen im Kreis Nordhausen ist die Hochwasserlage stabil - aber noch angespannt. Bewohner sollen den Ort weiterhin verlassen. Sämtliche Wege und Straßen stehen unter Wasser. Die Polizei hat eine Gefahrenmeldung herausgegeben. Der Bürgermeister spricht von zahllosen Hilfsangeboten, es wurden schon Tausende Euro gespendet.
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Im wegen des Hochwassers in Nordthüringen evakuierten Windehausen ist die Lage nach Angaben der Feuerwehr mittlerweile "stabil". Entwarnung könne im Ortsteil der Stadt Heringen/Helme aber noch nicht gegeben werden. Kreisbrandinspektor Daniel Kunze sagte am Dienstag, Windehausen sei zwar nach wie vor vom Hochwasser eingeschlossen, jedoch sei an manchen Stellen bereits ein ganz leichter Wasserrückgang zu verzeichnen.
Anwohner sollen Windehausen wegen Hochwasser verlassen
Laut Bürgermeister Matthias Marquardt (Linke) hatte sich zuvor am Montagabend die Lage dramatisch verschlechtert und sei "sehr bedrohlich" gewesen. Es gebe keinen Strom, keine Zufahrt und auch keine Festnetztelefonie. Außerdem funktionierten die Toiletten wegen der fehlenden Abflüsse nicht mehr. Die Bewohner seien weiter dringend dazu aufgerufen, den Ort möglichst zu verlassen. Es werde jedoch bewusst auf Zwangsevakuierungen verzichtet.
In all diesen Häusern im Ort stehen Weihnachtsbäume - aber keiner ist da.
Die Stadt Heringen verweist darauf, dass das Betreten von Windehausen grundsätzlich untersagt ist. Es dürften nur noch Rettungsteams in den Ort, um Katastrophentourismus zu vermeiden. Laut Krisenstab soll die Lage am Mittwochvormittag neu beurteilt werden. Danach werde die Bevölkerung gegen 10:30 Uhr über das weitere Vorgehen informiert.
Kita und Schule sollen öffnen
Heringens Bürgermeister Marquardt kündigte an, am Mittwoch Kindergarten und Schule zu öffnen, um den vom Hochwasser betroffenen Eltern eine Kinderbetreuung zu ermöglichen. Bereits am Dienstag sei ein Geschäft für Einkäufe geöffnet worden.
Marquardt sagte MDR THÜRINGEN am Dienstagmorgen, beim Weg durch den Ort sei ihm in denn Sinn gekommen, dass in allen Häusern im Ort Weihnachtsbäume stehen - aber niemand zu Hause sei. Die Landespolizeiinspektion hat eine Gefahrenmeldung herausgegeben, die auch am Dienstag weiter Bestand hatte.
Spenden für Hochwasser-Opfer gesammelt
Für die Hochwasser-Opfer in Windehausen wurden inzwischen fast 20.000 Euro gespendet. Private Initiatoren hatten am ersten Weihnachtsfeiertag auf Facebook eine Spendenplattform eingerichtet. Innerhalb von 16 Stunden kamen 19.222 Euro zusammen.
Bürgermeister: Bewohner bei Verwandten und Freunden untergekommen
Bürgermeister Marquardt sagte in der Nacht zum Dienstag, etwa 400 von 500 Menschen aus dem Ort hätten ihre Häuser verlassen. 280 hätten selbstständig den Krisenstab informiert, dass sie der Aufforderung nachgekommen seien und bei Freunden und Verwandten verweilen. Marquardt sagte, es habe niemand in der mit Feldbetten ausgestatteten Turnhalle der Grund- und Regelschule Heringen schlafen müssen. Diese bleibe die zentrale Anlaufstelle.
In Heringen ist neben den Feuerwehren auch der Sanitätsdienst- und Betreuungsdienst sowie das Kriseninterventionsteam im Einsatz. In seinem Aufruf hatte der Bürgermeister an die Bewohner appelliert, sofort ihre Taschen, Unterlagen oder auch Medikamente einzupacken. Das THW informierte die Anwohner mit Lautsprecherdurchsagen, zusätzlich nutzt der Katastrophenschutz Warn-Apps und Warnhinweise per SMS.
Landrat Jendricke rät zu Evakuierung
Laut Landrat Matthias Jendricke (SPD) steht das Wasser so hoch, dass nur noch mit sehr großen Fahrzeugen ein Durchkommen möglich ist. Deshalb werde dringend empfohlen, den Ort zu verlassen, so Jendricke. Der Krummbach führe das Wasser in den Ort und durch den hohen Wasserstand in der angrenzenden Zorge könne das Wasser nicht wieder abfließen.
Hinzu komme der hohe Grundwasserstand, weshalb auch kein Deichbau mit Sandsäcken möglich war. Auch wenn aktuell nicht zu befürchten sei, dass Bauwerke einstürzten, werde dringend zur freiwilligen Evakuierung geraten.
Bürgermeister: Lage könnte zwei bis drei Tage anhalten
Marquardt sagte, es werde auch mit dem Ausfall des Handynetzes gerechnet. Derzeit wird nicht davon ausgegangen, dass der Strom zeitnah wieder angeschaltet werden kann, da das stehende Hochwasser voraussichtlich auch in den nächsten Tage anhalten wird.
Feuerwehrleute und Helfer verbauen 20.000 Sandsäcke
Wegen der Überflutung funktionierten Abflüsse nicht mehr. Auch viele Toiletten seien nicht mehr funktionsfähig. Zu Heiligabend waren rund 300 Feuerwehrleute und Helfer im Einsatz. Insgesamt seien bisher 20.000 Sandsäcke verbaut worden.
Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke), der sich vor Ort ein Bild von der Lage machte, mahnte ein weiteres Mal die Notwendigkeit eines Hochwasserschutzes an. Konkrete Hilfen stellte er jedoch nicht in Aussicht. In den Sozialen Medien dankte er den Helfern und der Gemeinde- und Kreisverwaltung. Er hoffe, dass alle vom Hochwasser betroffenen Personen alsbald nach Hause zurückkehren zu können.
Bürgermeister: Unterstützung sehr, sehr groß
Marquardt sprach von so vielen Hilfsangeboten an die Gemeinde, dass nicht alle angenommen werden können. Helfer müssten "vertröstet" werden. Der Löwenanteil der Aufräumarbeit werde voraussichtlich erst anstehen, wenn das Wasser weg ist.
Auch das Tierheim Nordhausen hat bei Facebook unterdessen Hilfe angeboten. Tiere, die nicht zu Hause bleiben können, könnten im Tierheim je nach Kapazität abgegeben werden, heißt es. Auch in Südthüringen kämpfen Helfer gegen das Hochwasser. Im Kreis Hildburghausen hat sich die Situation am Dienstag leicht entspannt. In Westthüringen werden erhöhte Pegel an der Werra gemeldet.
Für betroffene Einwohner ist eine 24-Stunden-Hotline geschaltet. Diese ist unter der Telefonnummer 036333/6720 zu erreichen.
Verkehr auch in den umliegenden Gemeinden gestört
Das Hochwasser sorgt auch weiter für Probleme im Straßenverkehr und zahlreiche gesperrte Straßen. Im Kreis Nordhausen missachtete am Dienstag eine Autofahrerin ein Durchfahrverbot. Die Frau fuhr bei der Ibergtalsperre auf der überfluteten Straße ihren Wagen fest, wie die Polizei mitteilte. In der Folge trieb das Fahrzeug einige Meter in Richtung Talsperre ab. Die Fahrerin konnte das Auto rechtzeitig verlassen. Feuerwehr und Abschleppdienst bargen das Auto, an dem ein wirtschaftlicher Totalschaden entstand.
MDR (jhi/co/ls)/dpa
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Johannes und der Morgenhahn | 26. Dezember 2023 | 08:40 Uhr
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