
Holocaust KZ Mittelbau-Dora: Hunderte Menschen in Nordhausen gedenken der Befreiung
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07. April 2025, 19:00 Uhr
Hunderte Menschen haben in Nordhausen der Befreiung des Konzentrationslagers Mittelbau-Dora vor 80 Jahren gedacht. Zudem wurde am Montag der neugestaltete Nordhäuser Ehrenfriedhof übergeben.
In Nordhausen ist am Montag, der Befreiung der KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora vor 80 Jahren gedacht worden. Das Konzentrationslager war am 11. April 1945 durch Truppen der US-Armee befreit worden. Mehr als 400 Angehörige unter anderem aus Frankreich, Amerika, Russland und der Ukraine kamen nach Nordhausen, um ihrer deportierten Verwandten zu gedenken.
Neben dem 100-jährigen Albrecht Weinberg, der als Jugendlicher mehrere Konzentrationslager und Vernichtungslager überlebte, gehörte auch Julia Romantschenko zu den geladenen Ehrengästen bei der Gedenkfeier auf dem ehemaligen KZ-Gelände.
Die aus der Ukraine stammende Enkelin des KZ-Überlebenden Boris Romantschenko forderte laut einem aus dem Russischen übersetzten Rede-Manuskript ein Ende des russischen Angriffskriegs. Ihr Großvater war 2022 im Alter von 96 Jahren gestorben, als russische Raketen sein Wohnhaus in der ostukrainischen Stadt Charkiw trafen.
Der Leiter der KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora, Andreas Froese, sagte in einer Rede, dass weiter an alle Überlebenden des KZ Mittelbau-Dora - auch aus Russland und Belarus - erinnert werde.
Einweihung des neugestalteten Ehrenfriedhofs
Zudem ist am Montagnachmittag der neugestaltete Nordhäuser Ehrenfriedhof übergeben worden. Wie die Stadt mitteilte, soll die Anlage auch als Lernort genutzt werden. Dafür seien die Reihengrabanlagen stärker hervorgehoben worden. Ein neu geschaffenes Informationssystem gewährleiste die historische Einordnung der verschiedenen Bereiche des Friedhofs.
Die Arbeiten an dem Friedhof wurden 2023 begonnen und mit neu gepflanzten Bäumen im Herbst abgeschlossen. Der Ehrenfriedhof war am Rande des Gedenkens zum 80. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Mittelbau-Dora übergeben worden.
Über 2.600 Getötete bestattet
Der Friedhof wurde im Mai 1945 auf Anordnung der US-amerikanischen Militärverwaltung angelegt. Diese hatten damals Männer aus Nordhausen verpflichtet, die Leichen aus dem Außenlager Boelcke-Kaserne des Konzentrationslagers Mittelbau-Dora zu bergen und dort zu beerdigen.
Nach dem Rückzug der Amerikaner ordnete die sowjetische Militärverwaltung eine zusätzliche Grabstätte für in der Region gestorbene sowjetische Staatsangehörige an. Insgesamt sind auf der zwei Hektar großen Anlage die Gebeine von über 2.600 Getöteten bestattet. Dabei handelt es sich hauptsächlich um KZ-Häftlinge und Zwangsarbeiter.
60.000 KZ-Häftlinge zum Rüstungsbau gezwungen
Im 1943 errichteten Konzentrationslager Mittelbau-Dora mussten rund 60.000 Häftlinge unter unmenschlichsten Bedingungen in einem Stollensystem in Zwangsarbeit Raketen und Rüstungsgüter herstellen. Sie mussten etwa Marschflugkörper bauen, mit denen die deutsche Luftwaffe während des Zweiten Weltkriegs London attackierte. Nur etwa jeder Dritte Häftling überlebte. Viele starben als Folge von Zwangsarbeit, Misshandlungen, Hunger und Krankheiten.
Am 11. April 1945 befreiten US-Truppen das Lager. Allerdings befanden sich dort nur noch wenige KZ-Häftlinge. Die Nazis hatten die meisten Häftlinge kurz vorher auf Todesmärsche getrieben oder getötet.
MDR (dpa/bv/jn)
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 07. April 2025 | 19:00 Uhr