Landkreis Harz Neues Format für Begegnungstage im ehemaligen KZ Langenstein-Zwieberge
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06. April 2025, 14:10 Uhr
Vielerorts wird dieser Tage an das Kriegsende vor 80 Jahren erinnert. Auch im früheren Konzentrationslager Langenstein-Zwieberge bei Halberstadt. Dafür kommen Angehörige sogar aus der Ukraine.
Vielerorts wird dieser Tage an das Kriegsende vor 80 Jahren erinnert. Ein Ort der damaligen Unmenschlichkeit war das Konzentrationslager Langenstein-Zwieberge bei Halberstadt.Mit den "Tagen der Begegnung" erinnert die Gedenkstätte alljährlich an die Befreiung des Lagers im April 1945 und an die Opfer. Seit 1991 sind sie zu einem festen Bestandteil der Gedenk- und Bildungsarbeit geworden. Die diesjährigen "Tage der Begegnung" ergänzen nun diese Aktivitäten um handlungsorientierte Begegnungsformate.
Erinnerungen von Generation zu Generation weitergegeben
Es werden Ziegelsteine geschleppt, es werden Wurzeln herausgerissen, Gestrüpp geht es mit Heckenscheren zu Leibe. In einer Art Subbotnik werden Fundamente dreier Häftlingsbaracken freigelegt, und zwar gemeinsam. Angehörige der 2. und 3. Generation verschiedenster Nationalitäten und Bürger aus der Region packen mit an. Lea vom Langensteiner Sportverein zum Beispiel, die gemeinsam mit ihrem Papa gekommen ist. Oder Benedetto Morabito engagiert sich, damit sich "die Menschen weiter daran erinnern und dass es von Generation zu Generation weitergegeben wird."
Diese neue, aktive Form der Begegnung soll die Gedenkarbeit künftig bereichern, sagt Gedenkstättenleiter Gero Fedtke. "Es gibt die Sprachbarriere. Und es gibt gewisse historisch bedingte Vorbehalte." Und mit dem gemeinsamen Tun, so denkt Fedtke, begegneten sich Menschen viel besser, viel intensiver.
Angehörige demonstrieren gegen Privatbesitz des Stollens im Thekenberg
Im Rahmen der "Tage der Begegnung" haben Angehörige von Häftlingen auch jenen Ort besucht, der für unvorstellbare Grausamkeit steht. Die Häftlinge mussten in schwerster Zwangsarbeit einen Stollen in die Thekenberge treiben, in dem eine Rüstungsfabrik der Nationalsozialisten entstehen sollte. Nur ein kleiner Teil der kilometerlangen Anlage kann heute für das Gedenken genutzt werden. Mehr lässt der private Eigentümer derzeit nicht zu.
Dagegen kämpft auch Jean-Louis Bertrand, Sohn eines Häftlings. "In den Augen der Nachkommen der ehemaligen Häftlinge war die Privatisierung des Stollens ein schwerer Fehler", klagt der Franzose Bertrand und fügt energisch hinzu, dass es für die Gruppe der 2. Generation unerlässlich sei, "dieses System der unterirdischen Gänge wieder in öffentlicher Hand zu sehen." Dass die Privatisierung nicht hinnehmbar sei, darauf macht die Gruppe auch auf Bannern aufmerksam, die zwischen dem Gedenkstätten-Gebäude und den Thekenbergen am Wegesrand im Winde wehen.
"Grausamkeit" soll sich nicht wiederholen
Auch Larysa Voloshyna besucht die "Tage der Begegnung" – die Ukrainerin ist zum ersten Mal in Langenstein. Als das Lager im April 1945 befreit wurde, kam für ihren Onkel jede Hilfe zu spät gilt. Boris Bozdogan gilt als das letzte Todesopfer im Lager Langenstein-Zwieberge. Auch an ihn erinnert seit Ende letzten Jahres eine Namenstafel am südlichen Massengrab, an der Larysa gemeinsamen mit ihren beiden Kindern innehält. "Das ist ein sehr großes Ereignis in meinem Leben, heute hier zu sein und am Grab eines Familienmitglieds, das verschollen war, zu stehen."
Zu Hause ist Larysa im ukrainischen Dnipro, nur wenige Kilometer von der Front entfernt. Auch deshalb sagt sie mit Blick auf die Gegenwart und Zukunft: "Hier in Langenstein wurden neben meinem Onkel Menschen grausamst zu Tode gequält und sowas soll sich einfach nicht wiederholen."
Kränze niedergelegt
Der düsteren Vergangenheit mit lebendigen Farben begegnen – auch dafür gab es einen gemeinsamen Workshop mit Bürgern aus der Region und Angehörigen von Häftlingen. Kränze und Blumenbinden mit Floristin Cindy Lüttich aus Halberstadt. Unter den 22 sehr unterschiedlichen Gestecken seien beispielsweise gestreifte Blumengebinde "in den Farben blau, weiß und rot für Frankreich." Andere hingegen seien sehr wild und verrückt gesteckt, wie es Cindy Lüttich niemals machen würde. "Aber jedes für sich selbst ist ganz speziell und wunderschön."
Diese Kränze und Blumengestecke wurden am Sonntag im Rahmen der Tage der Begegnung und einer feierlichen Zeremonie am Mahnmal an den nördlichen Massengräbern in der KZ Gedenkstätte Langenstein-Zwieberge niedergelegt.
MDR (Swen Wudtke, Oliver Leiste)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 06. April 2025 | 10:15 Uhr
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