• Trainingsvideos ersetzen angestellte Trainer
• Nächtlicher Sport bedeutet für manche Mitglieder Ruhe
• Andere möchten trotz Sicherheitskonzept nachts nicht allein hier sein

Wer Mitglied in einem Fitnessstudio ist, weiß um das Dilemma: Zu den Zeiten, in denen man selbst am liebsten trainiert, tun das meist auch andere. Und wenn die Trainingsräume leerer werden, schließt auch bald das ganze Studio. Wie wäre es, wenn man stattdessen auch um drei Uhr nachts trainieren könnte?

In Obergebra, einem Ortsteil von Bleicherode, ist das jedenfalls kein Problem. Das "Fitomat" hat hier rund um die Uhr geöffnet. Dafür fehlen die Trainer. Persönliche Termine gibt es nur auf Anfrage. Für Geschäftsführer Eric Drößler passt das Konzept perfekt nach Nordthüringen. "Gerade wenn man sich den ländlichen Raum in Thüringen anschaut, dann ist es ja auch häufig so, dass in vielen Gemeinden vielleicht nur noch Automaten stehen, an denen man zum Beispiel Lebensmittel erwerben kann. Und ich sehe eigentlich, dass das hier das Äquivalent dazu im Fitnessbereich darstellt", erklärt der 25-Jährige.

Geschäftsführer Eric Drößler hat das Studio im Dezember eröffnet – als Franchisenehmer bei einer Fitnessskette. Bildrechte: MDR/Eva Kuschfeldt

Für neue Übungen scannen die Mitglieder einfach einen QR-Code und können sich dann Videos auf ihrem Smartphone ansehen. "Darüber hinaus bieten wir auf Nachfrage Geräteeinweisung und Personal Trainings an", sagt Drößler. Die Trainer sind zwar auf Abruf bereit, aber nicht bei ihm angestellt – einziger Mitarbeiter bleibt damit der Geschäftsführer selbst. Dafür ist er auf die Unterstützung seiner Mitglieder angewiesen: "Ich habe freundliche Helfer, die ab und zu mal nach dem Rechten sehen – schauen, ob die Fenster geschlossen sind oder auch Gewichte wegräumen, falls das mal jemand vergessen sollte."

Als Franchisenehmer konnte Drößler bei der Gründung auf bestehende Strukturen eines etablierten Unternehmens zurückgreifen. Seit 2022 haben Gründer wie Drößler mit "Fitomat" 85 Studios eröffnet. Sie setzen dabei auf ländliche Standorte wie Obergebra. Ketten wie "Fitomat" gibt es einige – sie heißen „Fitnessclub 247“, „Sportstudio24“ oder „Gym 24/7“. Auch etablierte Anbieter wie "McFit" sind mittlerweile vielerorts rund um die Uhr geöffnet.

Bei den Fitness-Fans scheint das Konzept gut anzukommen: "Ich hab vorher schon keinen Trainer gebraucht, von daher war das Konzept auch perfekt", erklärt eine junge Frau. Ein anderer Gast hat auch die nächtliche Ruhe schon genossen: "Einmal war ich, glaub ich, drei Uhr früh hier – und ja, ich hab dann meine Ruhe und kann schön entspannt Sport machen."

Hat auch in anderen Studios keine Trainer gebraucht: Für viele Mitglieder passt das personallose Konzept. Bildrechte: MDR/ Eva Kuschfeldt

Nicht für jeden bedeutet das nächtliche Training nur Entspannung. Denn der Fitness-Club liegt ganz am Rande des Ortes. Neben einem Paintball-Feld gibt es keine direkten Nachbarn. Blickt man aus dem Fenster, sieht man nur noch Wald. Ein weiblicher Gast bringt das Problem auf den Punkt: "In der Nacht war ich überhaupt noch nicht da und ich muss sagen, das trau ich mich auch nicht, weil die Gegend ein bisschen abgelegen ist."

Laut Eric Drößler muss aber auch nachts niemand Angst haben. Wer kein Mitglied ist, kommt in das Fitnesstudio auch nicht rein: "Hier hat keiner Zutritt, der hier nicht auch Mitglied ist", erklärt der Geschäftsführer. "Alles ist permanent videoüberwacht und es gibt auch eine entsprechende Rufnummer, falls jetzt hier irgendwelche Probleme auftreten."

So sieht es auch Fitness-Gast Sebastian, der später am Abend ins Fitnessstudio kommt. Als Lkw-Mechaniker hat er oft erst nach der Spätschicht Zeit für sein Training, was ihm jedoch sehr recht ist: "22 Uhr ist die beste Uhrzeit, um alleine hier zu sein. Da hat man Zeit, um alle Geräte gut zu nutzen.“" Das findet nicht nur Sebastian – 250 Mitglieder hat das "Fitomat" seit der Eröffnung im Dezember bereits. Nach Waltershausen ist Obergebra die zweite Filiale der Franchise-Kette in Thüringen.