Mittelbau-Dora Neuer Gedenkstättenleiter will zu NS-Tätern forschen
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20. Februar 2015, 16:30 Uhr
Der neue Leiter der Gedenkstätte Mittelbau-Dora, Stefan Hördler, will die Täter und ihre Helfer stärker in den Mittelpunkt der Forschung rücken. Im Konzentrationslager Mittelbau-Dora hätten außergewöhnlich viele Wachleute aus ganz Europa im Dienst der Nationalsozialisten gestanden, sagte Hördler. Deshalb sei die KZ-Gedenkstätte ein hervorragender Ort, um zu fragen: "Warum haben sie das getan, was sie getan haben?" In den vergangenen Jahren seien immer wieder Nachlässe von NS-Tätern aufgetaucht, die den bisherigen Blick der historischen Forschung auf diese Menschen veränderten.
Hördler arbeitet nach eigenen Worten seit Jahren an einem großen Forschungsprojekt, das sich mit Wachmannschaften von Konzentrationslagern und den SS-Totenkopf-Verbänden beschäftige. Eine neue Perspektive auf die Täter will Hördler auch dadurch einnehmen, dass er in der Gedenkstättenarbeit mehr noch als bislang auf Bilder und Fotos sowie neue Medien setzt. Gedenkstättenarbeit müsse auch auf die sich ändernden Bedürfnisse von Besuchern reagieren, sagte er.
Gedenken an Befreiung vor 70 Jahren
Hördler leitet seit dem 1. Februar die Gedenkstätte bei Nordhausen. Der 37 Jahre alte Historiker hatte zuletzt am Deutschen Historischen Institut in Washington gearbeitet. Der Direktor der Gedenkstätten-Stiftung, Volkhard Knigge, hatte Hördler am Freitag in der Einrichtung offiziell vorgestellt.
Die KZ-Gedenkstätte soll mit ihrem neuen Leiter stärker zum nationalen Erinnerungsort für die Zwangsarbeit im Nationalsozialismus profiliert werden. Knigge sagte, Mittelbau-Dora sei kein Anhängsel von Buchenwald, sondern stehe für das System der Konzentrationslager insbesondere im letzten Kriegsjahr.
Als weiteren Schwerpunkt nannte der Historiker Hördler das Gedenken an die Befreiung von Mittelbau-Dora vor 70 Jahren. Zu den Veranstaltungen vom 11. bis 14. April werde nur noch eine kleine Gruppe von Überlebenden erwartet. Der Abschied von immer weniger werdenden Zeitzeugen verdeutliche die Notwendigkeit, der kritischen Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus und dem Zweiten Weltkrieg eine Zukunft zu geben.