
Museum für Zwangsarbeit "Archäologie eines Unrechts": Fotograf zeigt in Weimar eigene Familiengeschichte im Nationalsozialismus
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07. März 2025, 10:02 Uhr
Im Museum für Zwangsarbeit in Weimar wird die Fotoausstellung "Luise. Archäologie eines Unrechts" gezeigt. Fotograf Stefan Weger setzt sich dabei mit der eigenen Familiengeschichte im Nationalsozialismus auseinander. Seine Urgroßmutter hatte damals einen polnischen Zwangsarbeiter von der Gestapo abholen lassen.
Schicht für Schicht das Vergessen abtragen. "Luise. Archäologie eines Unrechts" heißt eine neue Fotoausstellung im Museum "Zwangsarbeit im Nationalsozialismus" in Weimar, die am Donnerstag in Anwesenheit des Fotografen Stefan Weger eröffnet worden ist. Mit der Ausstellung thematisiert Weger "Zwangsarbeit als Familiengeschichte".
Weger setzt sich mit seiner eigenen familiären Vergangenheit auseinander. Luise Martens war Wegers Urgroßmutter. Aufgrund ihrer Aussagen war der junge polnische Zwangsarbeiter Walerian Wróbel am 25. August 1942 im Alter von 17 Jahren hingerichtet worden.
Ausstellung in Weimar zeigt Schicksal eines polnischen Zwangsarbeiters
1941 war Walerian Wróbel aus seinem Heimatort Fałków zur Zwangsarbeit nach Bremen verschleppt worden. Dort arbeitete er auf dem Hof der Familie von Luise Martens. Nach nur zehn Tagen kam es zu einem Brand auf dem Hof, woraufhin Wróbel von der Gestapo verhaftet, ins KZ-Neuengamme gebracht und später hingerichtet wurde. Wróbel hatte den Brand aus Heimweh entfacht und gehofft, wieder nach Hause geschickt zu werden.
Für die Ausstellung recherchierte Weger Familienfotos, erkundete das Gelände des ehemaligen Bauernhofs und sammelte Akten zu dem Fall. Dabei stellte er sich Fragen nach Schuld, Verantwortung und zeitgemäßen Formen des Erinnerns.
Die Ausstellung "Luise. Archäologie eines Unrechts" zeigt einen tiefgehenden Einblick in die Verstrickungen individueller Schicksale während des Nationalsozialismus und regt zur Auseinandersetzung mit Fragen von Schuld und Verantwortung an.
Fotograf bietet Führungen im Museum an
Stefan Weger, geboren 1986 in Bremen, lebt und arbeitet als Dokumentarfotograf und Fotojournalist in Berlin. Er studierte Sozialwissenschaften, Wirtschaft und Politik sowie Fotografie an der Ostkreuzschule für Fotografie in Berlin.
In seinen Arbeiten verfolgt er einen forschungsbasierten Ansatz, um historische Ereignisse und persönliche Familiengeschichten visuell aufzuarbeiten.
Die Ausstellung ist bis zum 27. April 2025 im Museum "Zwangsarbeit im Nationalsozialismus" in Weimar zu sehen. Der Eintritt ist frei. Begleitend bietet Weger Kuratorenführungen an, die einen tieferen Einblick in die Hintergründe des Projekts bieten.
In einer virtuellen Version der Ausstellung können Besucher zwischen historischen Dokumenten, Fotografien des "Tatorts" und Aufnahmen aus dem Familienbesitz der 1930er- und 1940er-Jahre navigieren.
Das Museum in Weimar gehört zur Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora. Es wurde am 8. Mai 2024 im Gauforum Weimar eröffnet.
MDR (fno/spb)
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 07. März 2025 | 19:00 Uhr