Angriffe in Budapest Ungarische Polizei fahndet nach Frau aus Weimar
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24. Februar 2023, 10:09 Uhr
Bei einem Neonazi-Treffen in Budapest wurden mehrere Menschen durch einen Angriff mutmaßlicher Linksextremer verletzt. Die Polizei in Ungarn fahndet auch nach einer Weimarerin. Die CDU-Fraktion will Verbindungen zu Angriffen in Thüringen prüfen.
Nach einem Überfall während eines Neonazi-Treffens in der ungarischen Hauptstadt Budapest fahndet die dortige Polizei nach einer jungen Frau aus Weimar. Laut einem Fahndungsaufruf, der am Donnerstag auf der Internetseite der Behörden veröffentlicht wurde, soll die 20-Jährige an der Attacke beteiligt gewesen sein.
Der Angriff einer Gruppe mutmaßlicher Linksextremisten auf Neonazis soll sich um den 11. Februar dieses Jahres ereignet haben. In Budapest fand ein europaweites Neonazi-Festival statt, zu dem Tausende Rechtsextremisten gekommen waren. Die ungarische Polizei konnte vier Angreifer festnehmen. Neben der Frau aus Weimar wird auch nach zwei 20-jährigen Männern aus Leipzig gefahndet.
Sieben Menschen in Budapest verletzt
Die acht- bis zehnköpfige Gruppe soll nach Angaben der ungarischen Polizei sieben Menschen verletzt haben. Sie hätten ihre Opfer mit Teleskopschlagstöcken, Hämmern und Bleihandschuhen misshandelt, von denen sie glaubten, dass sie zum SS-Gedenken gekommen waren. Unter den Opfern sei auch ein deutsches Paar gewesen, das zuvor ein Konzert besucht hatte.
Laut Polizei gingen die Täter offenbar aufgrund äußerlicher Kennzeichen wie etwa Stiefel und Jacken gegen ihre Opfer vor. Eines unter ihnen, ein Ungar, soll sich lediglich auf dem Weg zur Arbeit befunden haben. Die Festgenommenen bestreiten die ihnen zur Last gelegten Taten. Dabei handelt es sich um Deutsche im Alter von 26 und 29 Jahren, eine 38-jährige Italienerin sowie eine 42-jährige Ungarin.
CDU will Verbindungen zu Überfall in Erfurt prüfen
Die CDU-Fraktion im Thüringer Landtag will den Fall für die kommende Sitzung des Innenausschusses auf die Tagesordnung setzen. Der innenpolitische Sprecher Raymond Walk (CDU) sagte MDR THÜRINGEN, dass die Landesregierung Auskunft geben müsse, ob es mögliche Verbindungen zu Überfällen auf Neonazis in Thüringen gebe.
Unter anderem waren Mitte Januar zwei Neonazis in Erfurt durch eine Gruppe angegriffen und schwer verletzt worden. Polizei und Staatsanwaltschaft gehen von einem politischen Hintergrund aus. Derzeit wird mit Phantombildern nach den Tätern gesucht.
Neonazi-Treffen in Budapest
Das jährliche SS-Gedenken in Budapest steht unter dem Motto "Tag der Ehre", das auch als Anspielung auf den SS-Wahlspruch "Meine Ehre heißt Treue" verstanden werden kann. Neonazis instrumentalisieren die Erinnerung an die Schlacht um Budapest im Zweiten Weltkrieg.
Deutsche SS-Einheiten hatten zusammen mit ihren ungarischen Verbündeten, den sogenannten Pfeilkreuzlern, im Februar 1945 den Versuch unternommen, den sowjetischen Belagerungsring zu durchbrechen. Die Aktion schlug fehl. Historiker bewerten den sogenannten "Ausbruch" als sinnlos. Ihnen zufolge forderte die Aktion unnötigerweise eine große Zahl an zivilen Opfern.
MDR/dpa (lke/sar)
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 24. Februar 2023 | 16:00 Uhr