Fahndung Angriff auf mutmaßliche Rechtsextremisten: Ungarische Polizei fahndet nach Leipzigern
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17. Februar 2023, 15:25 Uhr
Eine Gruppe mutmaßlich Linksextremer soll in Budapest mehrere Menschen attackiert haben. Hintergrund war ein internationales Treffen Rechtsextremer in Ungarns Hauptstadt. Zwei mutmaßliche Angreifer aus Leipzig sind auf der Flucht. Die Polizei prüft Verbindungen zum Umfeld von Lina E., die gerade vor dem Staatsschutzsenat des Oberlandesgerichtes in Dresden zusammen mit drei Männern wegen der Bildung einer linksextremistischen Vereinigung angeklagt ist.
- Die ungarische Polizei ermittelt gegen eine vermeintlich linksextreme Gruppe wegen des Verdachts mehrfacher, teils schwerer Körperverletzung.
- Die mutmaßlichen Täter wählten ihre Opfer offenbar wegen ihrer militärischen Kleidung aus dem rechtsextremen Milieu aus.
- Die Leipziger Tatverdächtigen könnten aus dem Umfeld der mutmaßlichen Linksextremistin Lina E. kommen.
Die ungarische Polizei fahndet nach einem Leipziger und einer Leipzigerin wegen des Tatverdachts der mehrfachen, teils schweren Körperverletzung. Der 20-Jährige Moritz S. und die 22-jährige Clara W. sollen zusammen mit sechs bis acht weiteren Personen mehrere Menschen zwischen dem 9. und 11. Februar in Budapest zusammengeschlagen und misshandelt haben, teilte die Budapester Polizei bereits am Montag auf einer Pressekonferenz mit. Von den acht Opfern sind den Angaben der Polizei zufolge drei schwer und fünf leicht verletzt. Eine politische Motivation sei wahrscheinlich. Denn: Die Gruppe um Moritz S. und Clara W. gehöre dem linksextremen Spektrum an, so die Budapester Behörden.
Bisher hat die ungarische Polizei nach eigenen Angaben vier Tatverdächtige aus der Tätergruppe festgenommen. Dabei seien ein Deutscher und eine Deutsche im Alter von 29 und 26 Jahren, eine 38-jährige Italienerin sowie eine 42-jährige Ungarin gestellt worden. Der Hintergrund der Gewalttaten war der "Tag der Ehre", bei dem sich jährlich Rechtsextremisten vom 10. bis 12. Februar aus aller Welt in Ungarns Hauptstadt Budapest treffen und die Belagerung der Stadt im Zweiten Weltkrieg zum Anlass nehmen, ihre rechtsextreme Gesinnung auszuleben und sich zu vernetzen. Seit Jahren kommt es dabei auch zu linken Gegendemonstrationen.
Was ist der "Tag der Ehre"?
Der "Tag der Ehre" findet vom 10. bis zum 12. Februar in Budapest statt. Es handelt sich um eine rechtsextreme Veranstaltung zum Gedenken an die Belagerung Budapests durch die Rote Armee während des Zweiten Weltkrieges. Das Treffen dient der rechten Szene zur Vernetzung und zur Verbreitung rechtsextremistischen Gedankengutes rund um Soldaten der Wehrmacht und der Waffen-SS sowie ihrer ungarischen Kollaborateure.
Diese wurden im Jahr 1945 bei der Belagerung Budapests durch die Rote Armee eingekesselt und mussten schließlich kapitulieren.
Organisator des Rechtsextremisten-Treffens in Ungarn ist die in Deutschland verbotene und international agierende Vereinigung "Blood and Honour".
Quelle: Bundespolizei
Tatverdächtige sollen Opfer wegen Kleidung im Militärstil ausgewählt haben
Die Gruppe der Tatverdächtigen soll ihre Opfer aufgrund ihres Äußeren ausgesucht haben, so die ungarische Polizei. Weil diese offenbar Kleidung oder Stiefel im Militärstil trugen, vermuteten die Angreifer, dass es sich um Teilnehmende des "Tags der Ehre" und somit Neonazis handele. Dabei soll ein ungarisches Opfer gerade auf dem Weg zur Arbeit gewesen sein, heißt es in der Polizeimitteilung. Unter den Verletzten sei auch ein deutsches Paar gewesen, das zuvor nach Auswertung von vorliegendem Videomaterial ein Rechtsrockkonzert besucht haben soll.
Mit Schlagstöcken und Hämmern zusammengeschlagen
Die mutmaßlich gewalttätigen Linksextremisten sind nach Angaben der ungarischen Polizei äußerst brutal und nach ähnlichem Muster gegen ihre Opfer vorgegangen. Die Gruppe habe sich dabei von hinten an die Personen herangeschlichen. Danach sollen die Täterinnen und Täter den Angaben zufolge mit Teleskopschlagstöcken und Hämmern auf die Opfer eingeschlagen und diese misshandelt haben.
Mögliche Verbindungen zu mutmaßlicher Linksextremistin Lina E.
Wie die Leipziger Volkszeitung (LVZ) berichtet, soll einer der festgenommenen Taterdächtigen nach Budapester Gewalttaten dem Umfeld der mutmaßlichen Linksextremistin Lina E. angehören. So soll der 29-jährige Tobias E. aus Berlin bei einem Angriff auf einen rechtsextremen Kneipenwirt im Dezember 2019 beteiligt gewesen sein, berichtet die Zeitung. Danach sei Tobias E. zusammen mit Lina E. und weiteren Verdächtigen festgenommen worden. Die Ermittlungen dazu liefen noch. Nach MDR-Reporterinformationen soll Tobias E. auch bei der Tat einer Gruppe um Lina E. gegen einen Rechtsextremen in Eisenach beteiligt gewesen sein. Auch der Leipziger Moritz S. soll laut Bild-Zeitung Verbindungen zur Gruppe um Lina E. haben. Dem MDR liegen hingegen Informationen vor, dass der Verdächtigte nicht dem Umfeld von Lina E. angehören soll.
BKA ermittelt gemeinsam mit ungarischer Polizei
Die ungarischen und deutschen Behörden haben unterdessen gemeinsam die Ermittlungen aufgenommen. Auf Anfrage von MDR SACHSEN wollte sich das Bundeskriminalamt (BKA) mit Hinweis auf das laufende Ermittlungsverfahren nicht zu weiteren Erkenntnissen äußern. "Das Bundeskriminalamt steht als Zentralstelle der deutschen Polizei mit den ungarischen Behörden im Austausch", sagte ein Sprecher des BKA.
MDR (phb/ben/lop)/dpa
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Nachrichten | 17. Februar 2023 | 15:00 Uhr