Weimar Gedenken an Befreiung des KZ Buchenwald - Schicksal von Sinti und Roma im Fokus
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17. April 2023, 13:02 Uhr
In der KZ-Gedenkstätte Buchenwald bei Weimar ist am Sonntag an das Leiden und den Tod Tausender Häftlinge des NS-Konzentrationslagers erinnert worden. Im Fokus des Gedenkens stand das Schicksal Tausender Sinti und Roma, die Opfer des nationalsozialistischen Rassenwahns geworden waren. Rund 3.500 von ihnen waren allein in Buchenwald inhaftiert.
Mehrere Hundert Menschen haben am Sonntag in der KZ-Gedenkstätte Buchenwald bei Weimar der Opfer des nationalsozialistischen Konzentrationslagers gedacht. Im Fokus des Gedenkens stand das Leid von Sinti und Roma, die in das KZ verschleppt worden waren. Nach Angaben von Historikern waren rund 3.500 Sinti und Roma in Buchenwald eingesperrt.
Ramelow: Buchenwald zwingt zu Scham und Demut
Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Die Linke) sagte bei der Gedenkveranstaltung, es habe fast 40 Jahre gedauert, bis die an Sinti und Roma begangenen Verbrechen in der Bundesrepublik als Völkermord anerkannt wurden. Buchenwald zwinge wie kaum ein zweiter Ort in Thüringen zu Scham und Demut im Angesicht der Menschheitsverbrechen, die dort im Namen einer verblendeten Rassenideologie begangen worden seien. "Dass wir heute eine lebendige Erinnerungskultur zur NS-Terrorherrschaft pflegen, verdanken wir auch dem unerschütterlichen Engagement und Selbstbehauptungswillen der Sinti und Roma", sagte Ramelow. Mit öffentlichkeitswirksamen Aktionen hätten sie die lange bestehende Mauer des Schweigens durchbrochen und auf ihr Schicksal aufmerksam gemacht.
Zentralrat: Antiziganismus als Gefahr ernst nehmen
Der Zentralrat Deutscher Sinti und Roma rief die staatlichen Institutionen auf, den Antiziganismus als Gefahr ernstzunehmen. In ganz Europa würden rechtsextreme sowie nationalistische Gruppen und Parteien offen gegen Rechtsstaat und Minderheiten hetzen, hieß es in der Rede des Zentralratsvorsitzenden Romani Rose. Weil Rose krankheitsbedingt nicht selbst an der Gedenkveranstaltung teilnehmen konnte, wurde die Ansprache von seinem Stellvertreter Jacques Delfeld verlesen.
Wagner: Gedenken muss von Gesellschaft stärker getragen werden
Nach Angaben der KZ-Gedenkstätte spielen Buchenwald und Mittelbau-Dora bei Nordhausen neben Bergen-Belsen eine zentrale Rolle in der NS-Erinnerungskultur der Sinti und Roma. Allein nach Buchenwald seien rund 3.500 Sinti und Roma verschleppt worden.
Dem Gedenken war ein gemeinsamer Rundgang über das Lagergelände vorangegangen, bei dem Vertreter der Zivilgesellschaft ihre Beiträge zur Gedenkarbeit vorstellten. Der Direktor der Stiftung KZ-Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora, Jens-Christian Wagner, betonte die Bedeutung der Vereine und Initiativen für die weitere Erinnerungsarbeit. Bald werde der letzte Zeitzeuge verstorben sein, sagte Wagner. Dann sei es umso wichtiger, dass das Gedenken an die NS-Verbrechen auch stärker von der Gesellschaft getragen werde. Nur noch elf hochbetagte Überlebende kamen zur diesjährigen Gedenkfeier.
Bei den Feierlichkeiten wurde auch eine Gedenktafel für die US-Armee enthüllt. Sie würdigt deren Leistungen in der Zeit nach der Befreiung Buchenwalds am 11. April 1945, als Tausende völlig entkräftete Überlebende von US-Soldaten versorgt wurden.
MDR (dr), epd
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 16. April 2023 | 19:00 Uhr