Abschied in der Weimarhalle "Der Größte in den letzten 80 Jahren": Trauerfeier für Musiker "Kani" in Weimar
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01. November 2024, 20:15 Uhr
Bernhard "Kani" Kanhold kannte in Weimar jeder und er wiederum viele Weimarer. Hunderte haben sich bei einer öffentlichen Trauerfeier in der Weimarhalle von dem Musiker verabschiedet.
Wenn in einer Kleinstadt der Oberbürgermeister, der populärste hier geborene Schauspieler, die frühere Thüringer Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht und 1.000 weitere mehr oder weniger bekannte Einwohner einem Verstorbenen die letzte Ehre erweisen, dann ist das enorm. Selbst in Weimar. Es galt, an den Rockmusiker Bernhard "Kani" Kanhold zu erinnern, der am 3. Oktober mit 80 Jahren gestorben war, und es schien, als sei am Freitagmittag jeder und jede in die Weimarhalle gekommen, der oder die - wie man so sagt - etwas auf sich hält.
Gehörte zum Inventar in der Innenstadt
"Kanis" Stern strahlte vor allem in Weimar und Umgebung. Um das Phänomen seiner überragenden lokalen Bekanntheit zu erklären, hilft es, sich seine öffentliche Präsenz in Erinnerung zu rufen: Der Innenstadtbewohner pflegte extravangant gekleidet in der Fußgängerzone Schillerstraße Kaffee zu trinken und Einkäufe zu erledigen, wobei freilich ständig Bekannte zu grüßen waren, von denen er reichlich hatte. Es scheinen so viele gewesen zu sein, dass Kanhold damit Scherze machen konnte: Weimars Oberbürgermeister Peter Kleine berichtete bei der Trauerfeier, wie er mit Kanhold einmal in der Schillerstraße plauderte und der über Kleines Schultern hinweg einen vermeintlichen Bekannten grüßte - doch da sei keiner gewesen. "Reingelegt!", habe sich "Kani" diebisch über den Schabernack gefreut.
Musikalische Karriere seit 1961
Doch Kanhold war mehr als ein lokaler Paradiesvogel, eher ein Multitalent. Da ist zunächst seine beeindruckende musikalische Laufbahn: Der gelernte Dekorationsmaler stand erstmals 1961 mit den "Amigos" auf der Bühne. Es folgten die Gruppen "Polyphon", "Elefant" und "Fritzens Dampferband" sowie "Rest of Best". Die Weimarer Clubs "Kasseturm" und "Schütze" seien für ihn "Epizentren des Rock'n'roll" gewesen, sagte sein Weggefährte Bernhard Knaut bei der Trauerfeier. Dort steuerten live Mitglieder von "Kanis" früheren Bands die Musik bei.
Als Goethe auf der Bühne des DNT
Der Schauspieler Thomas Thieme, der Kani nach eigener Aussage 63 Jahre kannte, erinnerte an Kani als Goethe-Darsteller 2001 im Deutschen Nationaltheater. Bevor er allerdings "triumphal" für diese Rolle gefeiert wurde, seien ihm die Ressentiments der angestammten Schauspieler entgegengeschlagen, was "unangenehme Züge" gehabt habe.
Bernhard Knaut verwies darauf, dass Kanhold der Gedenkstätte Buchenwald verbunden gewesen sei. Das Schicksal seines Schwiegervaters, der dort inhaftiert gewesen sei, habe ihn sehr berührt. Gedenkstättendirektor Jens-Christian Wagner gehörte zu den Trauergästen.
Zur Sprache kam auch "Kanis" soziales Engagement. OB Kleine erinnerte daran, wie sich "Kani" bei der alljährlichen Feierlichkeit "Weihnacht bei Sophie" für jene einsetzte, "die von der Gesellschaft übersehen werden".
Schauspieler Thieme nannte Kanhold den "Größten, den die Stadt in den letzten 80 Jahren hervorgebracht hat". Nach der Trauerfeier wurde "Kani" im Kreis der Familie und der engsten Freunde auf dem Hauptfriedhof beigesetzt.
MDR (seg)
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 01. November 2024 | 19:00 Uhr