Grubenunglück Drei Kali-Kumpel sterben bei Gasausbruch in Unterbreizbach

01. Oktober 2013, 23:30 Uhr

In einem Kalischacht in Unterbreizbach sind am Dienstag drei Bergleute ums Leben gekommen. Wie der Grubenbetreiber K+S mitteilte, haben die 24, 50 und 56 Jahre alten Männer einen schweren Gasausbruch unter Tage nicht überlebt. Sie wurden am frühen Mittwochmorgen aus dem Schacht geborgen. Wahrscheinlich sind sie erstickt. Staatsanwaltschaft und Bergamt haben die Ermittlungen übernommen.

Zum Unglückszeitpunkt sieben Männer unter Tage

Wie der Sprecher des Grubenbetreibers K+S, Ulrich Göbel, sagte, wurde bei einer kontrollierten Sprengung in 900 Metern Tiefe am Mittag eine große Menge Kohlendioxid freigesetzt. Dies führte zu einer enormen Druckwelle, die durch den Schacht und an die Oberfläche drang und sehr viel Staub mit nach oben schleuderte. Zu diesem Zeitpunkt befanden sich sieben Mitarbeiter unter Tage, um den Stollen nach der Sprengung zu kontrollieren. Zwei von ihnen konnten sich in einen Schutzraum retten, zwei weitere erreichten noch rechtzeitig einen Ausgang. Nach einigen Stunden konnten die vier an die Oberfläche geholt werden und wurden medizinisch betreut. Die drei toten Bergmänner wurden den Angaben zufolge mehrere Kilometer entfernt von der Sprengstelle gefunden. Mitglieder der Grubenfeuerwehr hatten über Stunden nach ihnen gesucht.

Die Bergwerke Unterbreizbach und Merkers sowie die Übertageanlagen der Unterbreizbacher Schächte I und II wurden geräumt. Die nahegelegene B84 wurde vorübergehend gesperrt. Für die Bewohner in Unterbreizbach hat K+S zufolge keine Gefahr bestanden.

Landespolitiker sprechen ihr Beileid aus

Thüringens Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht reagierte am Dienstagabend mit Betroffenheit und Trauer. Sie sagte, ihr Mitgefühl gelte den Angehörigen der drei gestorbenen Bergleute. Kultusminister Christoph Matschie erklärte, die Nachricht erfülle ihn mit großer Bestürzung. Er hoffe auf eine schnelle Aufklärung der Tragödie. Der Fraktionschef der SPD im Landtag, Uwe Höhn, sprach von einem traurigen Tag für Thüringen. Auch der Vorsitzende der Thüringer Linken, Bodo Ramelow, sprach den Angehörigen der Toten die Anteilnahme seiner Fraktion aus.

Kohlendioxid in Kali-Salz gebunden

Das Thüringer Umweltministerium hatte zuvor mitgeteilt, Kohlendioxid-Freisetzungen bei derartigen Sprengungen seien nicht ungewöhnlich. Das Gas sei durch den Gebirgsdruck im Salz gebunden und werde durch die Sprengung freigesetzt. Normalerweise hätten diese Ausbrüche jedoch keine Folgen, in seltenen Fällen werde die Grubenwehr gerufen, um für ein Auslüften ("Auswettern") zu sorgen.

Tödliche Grubenunglücke in der Rhön in den 1950ern

Der Kohlendioxid-Ausbruch ist nicht der erste in der Rhön: Im April 1958 trat aus dem Kali-Schacht in Menzengraben im Wartburgkreis Kohlendioxid aus. Sechs Kumpel starben bei dem Unglück. Bergmänner waren bei einer Erkundungsbohrung auf eine Ansammlung von Kohlendioxid gestoßen. Das tödliche Gas breitete sich mit explosionsartiger Geschwindigkeit im Stollen aus.

Auch zuvor hatte es Unglücke mit Kohlendioxid gegeben. Am 7. April 1953 ereignete sich in Menzengraben eine Explosion, in deren Folge das Gas in einem riesigen Ausmaß aus der Grube entwich und die gesamte Ortschaft bedrohte. Drei Menschen starben.

Kalischacht Unterbreizbach Der Schacht II in Unterbreizbach an der thüringisch-hessischen Grenze gehört zum Kasseler Kalikonzern K+S. Seit mehr als 100 Jahren wird in dem Schacht Kali für die Düngemittelproduktion gefördert. In dem Werk sind zur Zeit rund 800 Kumpel beschäftigt. K+S ist damit einer der wichtigsten Arbeitgeber in der Region. Vor allem mit dem Problem der Laugenentsorgung war die Kali-Produktion immer wieder in den Schlagzeilen.

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