Gerichtsprozess Jahre nach brutalem Restaurant-Überfall in Erfurt wird noch einmal verhandelt
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28. März 2024, 19:38 Uhr
Im Jahr 2017 hatten 20 Männer ein Restaurant in der Erfurter Innenstadt überfallen. Nun wurde der Prozess am Landgericht noch einmal aufgenommen. Angeklagt sind noch zwei mutmaßliche Täter.
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Sechseinhalb Jahre nach einem Überfall auf ein Restaurant in der Erfurter Innenstadt wird am Landgericht nochmals darüber verhandelt. Nicht mehr gegen alle, die dabei waren und erwischt wurden: Statt sechs stehen nun noch zwei Männer vor dem Erfurter Landgericht. Warum so viele Jahre zwischen dem Überfall und dem aktuellen Prozess vergangen sind, haben die Richterinnen der jetzt zuständigen elften Strafkammer exakt aufgelistet.
Gäste setzten Notrufe ab
Im Oktober 2017 überfielen etwa 20 Männer das Restaurant und attackierten den Wirt und die Mitarbeiter. Die teilweise vermummten Angreifer zielten mit Pfefferspray auf die Opfer warfen mit Stühlen nach ihnen. Gläser, Porzellan und Mobiliar gingen zu Bruch. Die zahlreichen Gäste versteckten sich unter den Tischen und setzten Notrufe ab.
Motiv des Überfalls noch immer unklar
Die Staatsanwaltschaft Gera, Abteilung "Organisierte Kriminalität" erhob Anfang 2018 Anklage, das Verfahren dauerte mehrere Monate. Im Mai 2019 wurden dann sechs Männer wegen Landfriedensbruchs zu Haft- und Bewährungsstrafen verurteilt. Das Motiv des Überfalls, so steht es im Urteil, habe sich nicht aufklären lassen. Die Vermutung der Polizei, es handle sich um Auseinandersetzungen im armenischen Mafia-Milieu, habe im Prozess niemand bestätigt.
Die Verurteilten legten Revision ein, und im Mai 2021 hob der Bundesgerichtshof die Urteile gegen zwei Männer auf. Das Verfahren ging zurück ans Landgericht Erfurt. Und dort lag es länger. Zum einen, weil die Strafkammern so viele Haftsachen verhandeln müssen - zum anderen, weil während des Corona-Lockdowns auch die Gerichte nur sehr eingeschränkt verhandeln konnten. Seit diesem Jahr gibt es am Erfurter Landgericht eine neue Strafkammer, sie übernahm das Verfahren und legte auch gleich einen Verhandlungstermin für März fest.
Für die Staatsanwaltschaft sei die Verzögerung bitter, sagte die Vorsitzende Richterin. Siebenmal habe der zuständige Geraer Staatsanwalt nachgefragt. "Sachstandsanfrage" lautet das korrekte Wort. Für die Angeklagten ist die Verzögerung - zumindest was die Strafhöhe betrifft - ein Segen.
Urteil zu 14 Jahren und 5.000 Euro Geldstrafe
Einer der beiden, der inzwischen zu 14 Jahren Haft in einem anderen Verfahren wegen Drogendelikten verurteilt wurde, konnte den Verhandlungssaal nach eineinhalb Stunden wieder Richtung Gefängnis verlassen. Im ersten Urteil hatte er mehr als zwei Jahre bekommen. Der BGH hatte Zweifel daran, ob er dabei war. Sein Verfahren wurde im Hinblick auf die 14 Jahre, die der Bundesgerichtshof gerade überprüft, eingestellt.
Der zweite Mann, der 2020 ein Jahr Bewährung bekam, profitiert ebenfalls vom langen Zeitablauf. Er war nur als Helfer beim Überfall dabei. Zur falschen Zeit am falschen Ort, sagte sein Anwalt. Für ihn beantragte der Staatsanwalt eine Geldstrafe in Höhe von 8.400 Euro. Der Verteidiger meinte, 5.000 Euro seien ausreichend. Ein Urteil will die Strafkammer am 9. April verkünden.
MDR (ch/ost)
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Regionalnachrichten | 28. März 2024 | 15:30 Uhr