Krankenhausspiegel Spitzenplatz für Thüringer Frauenheilkunde - aber Kritik an Brustkrebs-Vorsorge

03. Juni 2024, 18:05 Uhr

Auf der Internetplattform des Thüringer Krankenhausspiegels können sich Patienten detailliert über die Qualität der Kliniken und Behandlungen informieren. Der jetzt aktualisierte Krankenhausspiegel legt den Schwerpunkt auf Brustkrebs. Demnach schneidet die Thüringer Frauenheilkunde im Bundesvergleich sehr gut ab. Weniger gut ist es um die Geburtshilfe-Stationen und die Vorsorge Thüringer Frauen bei Brustkrebs bestellt.

Thüringen nimmt laut Landeskrankenhausgesellschaft bundesweit einen Spitzenplatz in der Frauenheilkunde ein. Das geht aus dem Krankenhausspiegel hervor, den die Gesellschaft seit 2014 jedes Jahr mit neuen Daten veröffentlicht. Schwerpunkt des aktuellen Krankenhausspiegels ist die Versorgung von Patientinnen, die an Brustkrebs erkrankt sind.

Dichtes Netz an Frauenkliniken in Thüringen

Mit 22 Frauenkliniken, die auf alle Regionen Thüringens verteilt sind, habe Thüringen im bundesweiten Vergleich ein überdurchschnittlich dichtes Netz an diesen Einrichtungen. Auch in einzelnen Disziplinen der Frauenmedizin und Brustkrebsbehandlung sind die Thüringer Kliniken demnach spitze. Bei der niedrigen Zahl von Nach-Operationen, unnötigen Lymphknoten-Entnahmen oder auch beim Anteil der Gewebe-Untersuchungen nach Operationen schneidet Thüringen besonders gut ab.

Beispielsweise sei es in Thüringen im Jahr 2022 nach 8,1 Prozent aller wegen Brustkrebs durchgeführten Operationen nötig gewesen, erneut zu operieren. Bundesweit habe diese Notwendigkeit in 10,7 Prozent aller Fälle bestanden.

Weniger Geburtshilfe-Stationen, schlechte Vorsorge

Weniger positiv bewerten die Experten allerdings die Zukunft der 19 Geburtshilfe-Stationen, die den Kliniken zugeordnet sind. Rund ein Drittel von ihnen werde aufgrund der stetig sinkenden Geburtszahlen mittelfristig geschlossen.

Kritisch sehen die Autoren der Studie auch das Vorsorgeverhalten der Thüringerinnen. Nur gut jede zweite der 50- bis 69-jährigen Frauen nutzt demnach das Angebot, sich per Mammografie auf Brustkrebs untersuchen zu lassen.

Mehr zum Krankenhausspiegel (aufklappen)

Der Thüringer Krankenhausspiegel präsentiert Vergleichsdaten zu 17 medizinischen Teilgebieten in leicht verständlichen Schaubildern und Texten. Die Schaubilder zeigen den Angaben zufolge neben neuesten verfügbaren Daten auch Erläuterungen zu den Erkrankungen sowie den Diagnose- und Therapiemöglichkeiten. In der Erhebung legen 31 Thüringer Krankenhäuser mit 39 Standorten ihre medizinische Qualität zu besonders häufigen Behandlungsgebieten offen. Die Ergebnisse werden jährlich neu in einem gesetzlich geregelten Verfahren von unabhängigen Einrichtungen ermittelt.

Klinik-Atlas im Mai gestartet

Neben dem Thüringer Krankenhausspiegel gibt es seit Mai 2024 auch den Klinik-Atlas des Bundes. Mit beiden können Menschen Informationen beispielsweise darüber finden, wie viele Behandlungen einer bestimmten Art in einem bestimmten Krankenhaus pro Jahr durchgeführt werden. Der Krankenhausspiegel bietet anders als der Klinik-Atlas darüber hinaus noch zahlreiche Detail-Informationen zu ausgewählten Behandlungen.

Heike Werner (Die Linke), Ministerin für Arbeit, Soziales, Gesundheit Frauen und Familie von Thüringen, sitzt im Plenarsaal des Thüringer Landtag zu Beginn der dreitägigen Sitzung. Themen der Aktuellen Stunde sind beispielsweise eine Gemeinnützige Arbeitspflicht für Asylbewerber und der Ausbau der Thüringer Schieneninfrastruktur.
Thüringens Gesundheitsministerin Heike Werner (Linke) kritisiert den Start des Klinik-Atlases. Bildrechte: picture alliance/dpa | Martin Schutt

Thüringens Gesundheitsministerin Heike Werner (Linke) sagte am Montag, im sogenannten Bundes-Klinik-Atlas seien teilweise Fehler enthalten. Ohnehin sei die Datengrundlage für dieses Online-Angebot unzureichend. Aus Sicht der Länder wäre es besser gewesen, den Start des Bundes-Klinik-Atlases zu verschieben, bis dessen Datengrundlage ausreichend groß ist.

Kritik an Lauterbach

Mit diesem Vorstoß hätten sich die Länder allerdings nicht bei Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) durchsetzen können, sagte Werner. Ohnehin vermittele Lauterbach zu häufig den Eindruck, die Bundesländer und die Krankenhäuser würden sich nicht darum kümmern, wie es um die Qualität in den Einrichtungen stehe, sagte Werner. Das sei falsch.

Prof. Dr. Karl Lauterbach bei der Bundespressekonferenz zur Vorstellung des Bundes-Klinik-Atlas.
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach bei der Vorstellung des Klinik-Atlases Bildrechte: IMAGO / Political-Moments

Der Bundes-Klinik-Atlas war Mitte Mai online gegangen. Lauterbach hatte ihn damals als einen "übersichtlichen Wegweiser durch den Krankenhaus-Dschungel in Deutschland" bezeichnet. Nach Angaben des Bundesgesundheitsministeriums ist geplant, dass auch über diesen Atlas in Zukunft noch mehr Informationen als bislang abrufbar sein werden.

Mehr zur medizinischen Versorgung in Thüringen

MDR (dvs/sar)/dpa/epd

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 03. Juni 2024 | 19:00 Uhr

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