Hebamme tastet den Bauch einer Schwangeren ab.
Die Interessen von knapp 500 Hebammen vertritt in Thüringer der Hebammenlandesverband. (Symbolbild) Bildrechte: picture alliance / Caroline Seidel/dpa | Caroline Seidel

Geburtshilfe Thüringer Hebammen weisen auf Versorgungslücken für Schwangere hin

05. Mai 2023, 09:50 Uhr

Schon jetzt pendeln Schwangere in einigen Thüringer Gegenden zur Geburt nach Bayern oder Sachsen. Die geplante Krankenhausreform könnte die Situation in der Geburtshilfe weiter verschärfen, befürchten die Hebammen.

Der Thüringer Hebammenverband hat vor einer weiteren Verschlechterung der Versorgung für Schwangere gewarnt - vor allem in ländlichen Regionen. Die Vorschläge einer Regierungskommission des Bundes zur Krankenhausreform ließen eine weitere Zentralisierung befürchten, sagte die Vorsitzende des Verbandes, Annika Wanierke, zum Internationalen Hebammentag am 5. Mai. "Kurze Wege zum Kreißsaal sind ein wichtiger Sicherheitsaspekt für Mutter und Kind."

Mehrere Geburtsstationen in Thüringen geschlossen

Bereits jetzt gebe es in Süd- und Ostthüringen Lücken in der Versorgung. Während der Corona-Pandemie wurden laut Wanierke die Geburtsstationen in Greiz, Schleiz und Hildburghausen geschlossen. "Die umliegenden Krankenhäuser waren darauf weder personell noch strukturell vorbereitet."

Schwangere hätten in dieser Gegend nun einen deutlich längeren Weg zum Kreißsaal als die vom Bund vorgegebenen 40 Minuten. Manche würden zur Geburt nun auch nach Sachsen und Bayern fahren.

Idee: Von Hebammen geleitete Stationen

"Die Geburtshilfe zählt zur Grundversorgung und ist kein Luxus", sagte Wanierke. Sie müsse rund um die Uhr flächendeckend und schnell erreichbar sein. Vorhandene Lücken müssten geschlossen werden. "Wir sind auch offen für innovative Modelle wie eine Hebammen-geleitete Station im ländlichen Raum." In der Thüringer Politik sei ein starker Wille zum Erhalt der ländlichen Geburtshilfe zu spüren. So werde der Verband beispielsweise bei der Erarbeitung des künftigen Landeskrankenhausplans gehört.

Die Thüringer Linke-Landtagsfraktion betonte, dass die wohnortnahe Geburtshilfe im ländlich geprägten Thüringen von besonderer Bedeutung sei. Deshalb seien im diesjährigen Haushalt rund vier Millionen Euro für "Sicherstellungszuschläge für Geburtsstationen" eingestellt worden.

Bundesweite Krankenhausreform in Arbeit

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) plant eine Krankenhausreform und ist dazu mit den Ländern im Gespräch. Das im Dezember vorgelegte Konzept der Expertenkommission dient als Grundlage, an der sich die Gesetzespläne orientieren sollen. Geplant ist dabei auch, das Kliniknetz in drei Versorgungsstufen einzuordnen und entsprechend zu finanzieren - von der wohnortnahen Grundversorgung über eine zweite Stufe mit weiteren Angeboten bis zu Maximalversorgern wie Universitätskliniken.

Nach jüngsten Angaben des Statistischen Bundesamtes bieten in Deutschland immer weniger Krankenhäuser Geburtshilfe an. Demnach boten im Jahr 2021 nur noch 32,4 Prozent der 1.887 Krankenhäuser bundesweit Entbindungen an. 1991 waren es noch 49,2 Prozent von damals insgesamt 2.411 Krankenhäusern.

Der Hebammenlandesverband vertritt in Thüringen nach eigenen Angaben die Interessen von knapp 500 Hebammen.

MDR (mm)/dpa

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