Zivilschutzübung an einer Schule
Kinder proben den Ernstfall an einer Schule. Seit Jahren gibt es bereits Brand- und Katastrophenschutzübungen. Bildrechte: picture alliance / AP Photo | Elaine Thompson

Thüringen "Nicht mit mir!": Bildungsminister Holter lehnt Zivilschutzübungen an Schulen ab

20. März 2024, 09:31 Uhr

Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) hat Zivilschutzübungen an Schulen vorgeschlagen und erntet damit in Thüringen teils scharfe Kritik. Thüringens Bildungsminister Helmut Holter (Linke) ist dagegen und mit ihm weitere Landespolitiker in Thüringen. Dennoch müsse man mit Kindern und Jugendlichen über Krieg und Katastrophen sprechen.

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Thüringens Bildungsminister Helmut Holter hat Überlegungen für Zivilschutzübungen an Schulen eine klare Absage erteilt. "Nicht mit mir", sagte der Linke-Politiker der Deutschen Presse-Agentur. Solche Übungen gebe es an Thüringer Schulen bislang nicht "und ich bin auch strikt dagegen, Zivilschutz- oder auch Wehrübungen durchzuführen", betonte Holter.

Holter nahm selbst noch an solchen Übungen teil

Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) hatte kürzlich erklärt, sie sehe Schulen in der Verantwortung, junge Menschen auf den Kriegsfall vorzubereiten - auch in Form von Zivilschutzübungen. Zudem rief sie die Schulen auf, ein "unverkrampftes Verhältnis zur Bundeswehr" zu entwickeln.

Holter sagte, er habe selbst noch an Übungen zur Zivilverteidigung in der Schule teilnehmen müssen. "Wir haben das als absurd empfunden", sagte er und ergänzte: "Aber die Gefahr, die damit verbunden ist, die geht einem im Kopf um." Er wolle auf keinen Fall, dass bei Kindern in Thüringen solche Ängste erzeugt würden. "Ich kann nur davor warnen und bin strikt dagegen, dass so etwas durchgeführt wird."

Evakuierungs- und Brandschutzübungen schon lange an Schulen

Holter sagte, eine andere Sache sei es, über Krieg zu sprechen - etwa über den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine. Diskussionen über das weltpolitische Geschehen seien wichtig - auch an den Schulen. Auch Jugendoffiziere der Bundeswehr könnten an Schulen auftreten, "möglichst zusammen mit Aktivistinnen und Aktivisten der Friedensbewegung", sagte Holter. An Thüringer Schulen gebe es Evakuierungsübungen. Diese seien auch wichtig als Vorbereitung etwa für einen Brandfall.

Helmut Holter (Linke), Thüringer Minister für Bildung, Jugend und Sport
Hat selbst noch an Zivilübungen in der Schule teilgenommen und ist strikt dagegen: Thüringens Bildungsminister Helmut Holter. Bildrechte: IMAGO / Jacob Schröter

Der CDU-Bildungspolitiker Christian Tischner sagte, statt Diskussionen "über Wehrübungen und kriegstaugliche Schüler ist eine sachliche, altersangemessene Aufklärung auf seriöser pädagogischer Grundlage gefragt". Dazu gehöre auch, dass Rettungskräfte und Mitarbeiter der Bundeswehr an Schulen über ihren Beruf und ihre Aufgaben informierten. "Die Zeiten von Wehrkunde an Thüringer Schulen sind zum Glück vorbei. Wer wie Frau Stark-Watzinger solche Debatten lostritt, muss sich nicht wundern, wenn er bei Eltern Angst und Skepsis auslöst", so Tischner. "Wenn man es falsch macht, macht man den Kindern mehr Angst, als es Sinn macht."

Die Zeiten von Wehrkunde an Thüringer Schulen sind zum Glück vorbei.

Christian Tischner, bildungspolitischer Sprecher der CDU

Vorschlag vom Bund sei nicht abgesprochen gewesen

Die innenpolitische Sprecherin der Thüringer Grünen-Fraktion Madeleine Henfling sagte, man begrüße die Idee, "das Wissen um Erste Hilfe oder Verhalten im Katastrophenfall Lerninhalt an Schulen sein soll". Kritisch sehe man dagegen Forderungen, die Bundeswehr an Schulen stärker einzubinden.

Holter warf Stark-Watzinger vor, über ihren Vorstoß nicht in der Kultusministerpräsidentenkonferenz gesprochen zu haben. "Sie hat nicht einen Ton, nicht eine Silbe zu diesem Vorschlag gesagt. Ich hielte es für notwendig, es mit den Bildungsministerinnen und Bildungsministern der Länder zu besprechen."

MDR/dpa (jml)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 20. März 2024 | 08:00 Uhr

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