Hochschulpolitik Hunderte Studierende protestieren bei Immatrikulationsfeier gegen AfD-Gäste

12. Oktober 2023, 17:24 Uhr

Rund um die Begrüßung von mehr als 6.000 neuen Studierenden an der Universität Leipzig ist es am Mittwoch zu Protesten gekommen. Hintergrund ist, dass auch sechs AfD-Politiker des sogenannten "Höcke-Flügels" eine Einladung zur Veranstaltung erhalten hatten. Wie die Unileitung sagt, wurden die Personen wegen der bekleideten Ämter und nicht wegen der Parteizugehörigkeit eingeladen.

Bei der feierlichen Immatrikulationsfeier der Universität Leipzig am Mittwoch haben mehrere Hundert Studierende gegen die Einladung von mehreren AfD-Landespolitikern protestiert. Wie die "Leipziger Zeitung" (LZ) zuerst berichtete, hatten sich etwa 700 Studierende vor dem Gewandhaus versammelt. Zudem haben sich nach Aufforderung durch die Uni-Rektorin einzelne Vertreterinnen und Vertreter linker Hochschulgruppen im Großen Saal mit Redebeiträgen zu Wort gemeldet.

Eine Erstsemester-Studierende, die sich gegen eine Teilnahme an den Feierlichkeiten entschlossen hatte, sagte MDR SACHSEN im Umfeld der Veranstaltung: "Unsere Uni hat ein offenes und diverses Image und das gehört nicht hierhin." Ein anderer neuer Studierender, der der Feier ebenfalls fernblieb, erklärte: "Ich möchte nicht, dass die Uni Leipzig rechtsextreme Politiker an die Uni einlädt."

Die Einladungsliste wird ausschließlich anhand der genannten Ämter zusammengestellt, die Parteizugehörigkeit spielt dabei keine Rolle.

Universität Leipzig Pressemitteilung

Hochschulgruppen zeigen Unverständnis für Einladungen

Bereits Anfang der Woche wurde durch den Sozialistisch-Demokratischen Studierendenverband (SDS) bekannt, dass zu der Veranstaltung für die Erstsemester unter den eingeladenen Gästen aus der Universität und der Politik die AfD-Stadträte Roland Ulbrich und Holger Hentschel sind. Auch die AfD-Landtagsabgeordneten Alexander Wiesner, Jörg Kühne und Tobias Keller wurden eingeladen. Keller ist außerdem Fraktionsvorsitzender der AfD im Leipziger Stadtrat.

Der Chemie-Student Roman Behrends ist als Senator der Universität Leipzig eingeladen gewesen. Er kritisiert die Entscheidung und sagte, die AfD stehe offen gegen Wissenschaftsfreiheit und verbreite menschenverachtende Ideologien: "Deshalb haben wir uns dazu entschieden, gemeinsam mit den anderen progressiven studentischen Senatorinnen und Senatoren mit der Flagge ein Zeichen gegen die AfD an unserer Uni zu setzen", erläuterte Behrends weiter. Auch die Mitglieder der Juso-Hochschulgruppe forderten von der Universitätsleitung eine klare Haltung gegen die AfD, wie sie in einer Pressemitteilung schreiben.

Unileitung sieht sich zu politischer Neutralität verpflichtet

Bereits am Dienstag veröffentlichte die Unileitung eine Stellungnahme, in der sie erklärte, dass in Leipzig ansässige Bundes- und Landespolitikerinnen und -politiker ebenso auf der Gästeliste stehen wie gewählte Vertreterinnen und Vertreter des Leipziger Stadtrates. Dabei werde die Liste ausschließlich anhand der Ämter zusammengestellt und die Parteizugehörigkeit spiele keine Rolle. Weiterhin hieß es, die Universität Leipzig sei eine weltoffene Hochschule, die zu parteipolitischer Neutralität verpflichtet ist, dabei aber für demokratische Grundwerte stehe. Nach der Immatrikulationsfeier sagte die Rektorin Prof. Dr. Eva Inés Obergfell: "Ich begrüße die Artikulation der Studierenden im demokratischen Meinungskampf. Darum haben wir ihnen heute den Raum gegeben, ihren Protest zu äußern."

Knapp 4.000 Studierende aus dem Ausland

Insgesamt studieren aktuell mehr als 30.000 Menschen an der Universität Leipzig, darunter 3.800 aus dem Ausland. Zudem sind 300 Austauschstudierende, die aus aller Welt kommen und an der Leipziger Universität ihr Auslandssemester absolvieren, eingeschrieben. Die endgültigen Zahlen werden erst Ende Oktober bekanntgegeben, da noch Nachzüglerinnen und Nachzügler immatrikuliert werden.

MDR (sme)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Nachrichten aus dem Regionalstudio Leipzig | 12. Oktober 2023 | 08:30 Uhr

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