Trauer Leipziger Komponist Thomas Hertel gestorben
Hauptinhalt
10. Dezember 2024, 14:43 Uhr
Der Komponist Thomas Hertel war musikalischer Leiter am Staatsschauspiel Dresden. Nach einem Arbeitsverbot reiste Hertel 1985 aus der DDR aus, um seiner Arbeit frei nachgehen zu können. Später kehrte er zurück und ließ sich in Leipzig nieder, wo er zwischenzeitlich Musikchef am Schauspiel wurde. Wie am Donnerstag bekannt wurde, ist Thomas Hertel im Alter von 73 Jahren verstorben.
Der Komponist Thomas Hertel ist nach langer schwerer Krankheit am 9. Dezember 2024 gestorben. Das bestätigte das Leipziger Centre of Competence for Theatre MDR KULTUR. Hertel wurde 73 Jahre alt. Geboren wurde er 1951 in Bad Salzungen in Thüringen.
Der Musiker war bis 1982 Leiter der Schauspielmusik am Staatsschauspiel Dresden und erhielt den Hans-Stieber-Preis des Rundfunks der DDR.
Hintergründe zum Hans-Stieber-Preis (zum Ausklappen)
Der Hans-Stieber-Preis war eine Auszeichnung, die in der ehemaligen DDR an herausragende Leistungen im Bereich des Rundfunks verliehen wurde. Der Preis ist 1964 ins Leben gerufen worden. Namensgeber Hans Stieber war ein bekannter Funktionär im Rundfunkwesen der DDR. Die Auszeichnung wurde vorrangig an Nachwuchskomponisten der DDR vergeben, die sich durch besondere Arbeit im Bereich des Rundfunks und der Medienproduktion auszeichneten.
Ausreise aus der DDR
Thomas Hertel wurde bei einer kompositorischen Ausbildung vom Leipziger Musikverlag Peters und vom Deutschen Verlag für Musik gefördert. Weil er keine Projekte außerhalb der DDR verwirklichen durfte, stellte der Musiker einen Ausreiseantrag. Er schrieb später in einem Aufsatz für die Freien Universität Berlin über diese Zeit: "Ich bin auf Mauern gestoßen – des Dogmas, der Intoleranz, des fehlenden Diskurses –, aber auch auf Stimmen der Bestätigung, des Mutmachens, der künstlerischen Solidarität." Er habe seinen inneren künstlerischen Werdegang nicht vom Staat und dessen Kunstbeamten dominieren lassen wollen, so Hertel weiter. 1985 durfte er die DDR verlassen.
Experimentelle Theatermusik in der Bundesrepublik
In der Folge widmete sich Hertel vorrangig der Umsetzung von musikalisch-szenischen Projekten. So arbeitete er in den Neunzigern für die Donaueschinger Musiktage zusammen mit dem SWR und verantwortete 1996 die Eröffnungsinstallation der Internationalen Musikfestwochen in Luzern. Außerdem erhielt der Musiker verschiedene Lehraufträge an Musikhochschulen sowie Schauspielschulen, unter anderem in Hamburg, Bochum, Frankfurt und München.
Zurück in Leipzig wurde Hertel 2002 dann Leiter der Schauspielmusik am dortigen Theater. In der Folge erhielt er auch den Leipziger Theaterpreis für seine experimentelle musikalisch-szenische Reihe "Mund & Knie". Bis zu seinem Tod lebte Thomas Hertel in seiner Wahlheimat Leipzig.
Trauer um beliebten Musiker
Der ehemalige Institutsleiter der Theaterwissenschaft in Leipzig, Günther Heeg, trauert um seinen Freund. MDR KULTUR sagte er "es ist ein Stück vom eigenen Leben was man verliert, mit so einem Freund der geht". Im Interview sagte Heeg, Hertel sei die "Komponistenhoffnung der DDR" gewesen. Er sei bereits früh ein Grenzüberschreiter gewesen, "der eben nicht der reine Komponist gewesen ist, sondern der auch die Theatralität des Komponierens und des Musikmachens gesetzt hat."
Thomas Hertel ist da eben früh ein Grenzüberschreiter gewesen, der eben nicht der reine Komponist gewesen ist, sondern der auch die Theatralität des Komponierens und des Musikmachens gesetzt hat.
Am deutlichsten hat sich das laut Heeg in der Kultreihe "Mund & Knie" am Schauspiel Leipzig gezeigt, die von Hertel kreiert hatte.
Der Schauspieler, Regisseur und ehemalige Intendant des Neuen Theaters Halle, Matthias Brenner, brachte seine Trauer über den Tod von Thomas Hertel bei Facebook zum Ausdruck: "Was für ein feiner Künstler, Mensch und Freund! Friede Deiner grossen Seele!"
Quelle: MDR KULTUR (Pia Uffelmann), Leipziger Centre of Competence for Theatre
Redaktionelle Bearbeitung: ffs, bh
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | Kultur kompakt | 10. Dezember 2024 | 11:30 Uhr