Trauer Leipziger Krimi-Autor Henner Kotte gestorben
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08. Dezember 2024, 10:49 Uhr
Spannende True Crime-Stories aus Sachsen hat der Leipziger Krimi-Autor Henner Kotte immer wieder ausgegraben. Einen Namen machte er sich mit Kriminalromanen, aber auch historischen Kriminalfällen, die er selbst recherchierte. Außerdem war er als Moderator, Podcaster, Theaterkritiker und Stadtführer unterwegs. Am 6. Dezember ist er im Alter von 61 Jahren gestorben.
Der Leipziger Schriftsteller Henner Kotte ist tot. Wie sein engster Freundeskreis bestätigte, starb er am Freitag im Alter von 61 Jahren.
Kotte machte sich einen Namen als Autor von Kriminalgeschichten, die in Leipzig oder Dresden spielten und veröffentliche zahlreiche Sachbücher zur Regionalgeschichte. Außerdem war er als Stadtführer tätig, auf seinen Touren führte er zu den Tatorten historischer Kriminalfälle, die er selbst in den Archiven recherchiert hatte.
Ich finde es wichtig, Zeitgeschichte über konkrete Anekdoten zu erzählen
Krimi-Autor, Moderator, Stadtführer
Henner Kotte wurde am 17. August 1963 in Wolgast geboren, er wuchs in Dresden auf und lebte seit 1984 in Leipzig. Der studierte Germanist gewann 1997 mit der Kurzgeschichte "Taxi" den MDR-Literaturpreis. Damit begann seine Karriere als Autor. 2001 startete Kotte in der Leipziger Moritzbastei eine eigene kriminalliterarische Talkshow: die "Schwarze Serie". Er war außerdem als Moderator und Theaterkritiker tätig.
Neben zahlreichen Krimis und Bänden mit authentischen Fällen wie "Leipzig mit blutiger Hand" oder "Bonny und Clyde vom Sachsenplatz", veröffentlichte Henner Kotte 2021 auch einen kulturellen Reiseführer zur Geschichte jüdischen Lebens in Sachsen. Im selben Jahr erschien sein Familienroman "Die dreizehn Leben des Richard Rohde", der in der Oberlausitz spielt. Darin erzählt er von einem Dorf, das der Kohle weichen muss, und macht über mehrere Generationen einer Familie hinweg erlebbar, wie es ist, wenn ein Ort mit seinen Geschichten verschwindet.
Tatorte und Schauplätze von Geschichte
Vom Glanz und Niedergang einer Leipziger Institution handelt das 2022 erschienene Sachbuch "Astoria Leipzig: Biografie eines Hotels": von der Eröffnung 1915, von Gästen wie den UFA-Stars Johannes Heesters und Henny Porten, die dort zurzeit der Weimarer Republik logierten, von hochdramatischen Szenen, die sich in der NS-Zeit abspielten, von den Ost-Zeiten als Nobelherberge für West-Besucher in der Messestadt, vom Aus 1996 und dem Geschacher um die Immobilie, das bis heute anhält und von der "Astorianer"-Belegschaft, die sich bis heute einmal im Jahr versammelt.
Als Herausgeber widmete er sich zuletzt einer Festschrift zum 200-jährigen Brau-Jubiläum der Gose, ein Sauerbier, das auch gern in Leipzig oder Halle getrunken wird. Mit Autoren wie Kabarettist Gunter Böhnke, Gose-Historiker Frank Heinrich oder Gosemacher Tilo Jänichen hat er dafür Amüsantes und Abseitiges sowie Kriminelles recherchiert.
Quelle: MDR Sachsen, MDR Kultur, Redaktionelle Bearbeitung: ks
Buchtipps (Auswahl)
- Astoria Leipzig – Biografie eines Hotels, Mitteldeutscher Verlag, 2022
- Jüdisches Sachsen, Mitteldeutscher Verlag, 2021
- Morde, die Geschichte schrieben, Tauchaer Verlag
- Raubsache Leipzig und vier weitere Verbrechen, 2016
- Blutiges Erz. Kriminalgeschichten aus dem Erzgebirge, 2016
- Leipzig mit blutiger Hand, Bild und Heimat, 2015
- Blutige Felsen. Kriminalstories aus der Sächsischen Schweiz, 2015
- Um Kopf und Kragen. Unbekannte Fälle aus dem Kuriositätenkabinett der Kriminalistik, 2014
- Der Pianist ohne Gedächtnis", 288 Seiten Mitteldeutscher Verlag 2014
- Schüsse im Finsteren Winkel und sechs weitere Verbrechen, 2013
- Vergessene Akten – Ungelöste Kriminalfälle, Buch zur MDR Sachsenspiegel-Serie, 2003
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 15. November 2024 | 18:05 Uhr